Nachtkrieger: Ewige Begierde
»Aye. Dann ganz besonders.«
»Und … öffnest du dich auch auf diese Weise, wenn du dich selbst berührst?« Er bemühte sich, seine Eifersucht zurückzuhalten, die in ihm aufstieg, als ihm der Gedanke kam, dass irgendjemand anders sie so erlebt hatte, selbst wenn es nur zufällig gewesen war.
»Teufel noch mal!«, gab sie zurück. »Nein.«
»Ist es jemals geschehen, wenn du den Dienstboten auf dem Heuboden zugesehen hast?«
Nun musste sie lachen, herzhaft und lauthals. »Kein bisschen. Es geschieht nur in deinen Armen. Dann fühle ich dich so sehr wie niemanden sonst. Wie kein anderes Wesen, weder Mensch noch Tier.«
»So wie ich dich fühle.« Er zog den Knoten zu und gab ihr einen Kuss auf die Haut darüber, die noch immer rosa glühte. »Ich wusste nicht, was es war. Ich wusste nur, dass du mir Erleichterung verschaffst, die über das, was dein Körper zu bieten hat, hinausgeht – und dein Körper hat eine Menge zu bieten.«
Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter. »Zum ersten Mal bin ich wirklich froh darüber, dass ich diese Gabe besitze. Bevor du mir begegnet bist, war es lediglich ein Werkzeug – bestenfalls ein angenehmer Zeitvertreib –, aber nun ist es …«
»Ein Segen«, sagte Steinarr in ernstem Ton.
»Aye. Aber nur weil du es dazu machst.«
»Ich …« Unfähig im Strudel all der Gefühle, die allesamt seine waren, die richtigen Worte zu finden, hob er das blaue Obergewand auf, das Matilda von Lady Nichola bekommen hatte. »Hier.« Ein wenig unbeholfen raffte er die Mengen an Stoff zusammen, so dass sie mit den Armen hineinschlüpfen konnte. Dann half er ihr, es über den Kopf zu ziehen und es ihren Körper hinuntergleiten zu lassen. Die Bänder waren rasch geschnürt, während zwischen ihnen beiden Stille herrschte.
Als er fertig war, strich sie ihr Gewand glatt und prüfte, wie es saß. »Du bekommst allmählich Übung darin. Vielleicht sollte ich dich bei mir behalten, damit du mir beim Anziehen behilflich sein kannst.«
»Lieber wäre ich dir beim Ausziehen behilflich.« Er ließ seine Hände an ihrem Körper hinuntergleiten, zeichnete die Konturen ihrer Taille und ihrer Hüften nach, dann glitten seine Hände aufwärts, und er umfasste ihre Brüste. »Am liebsten würde ich den ganzen Tag mit nichts anderem verbringen. Aber wir müssen zurück. Eigentlich sollten wir schon längst unterwegs sein.«
»Aye. Das sollten
wir.
«
»Marian …«
»Komm schon, mein Ritter, das besprechen wir auf dem Weg.« Sie ging voraus zu der Stelle, wo die Stute angebunden war, und ihm blieb keine andere Wahl, als seiner Lady zu folgen. Seiner Liebe.
Als sie die Straße erreichten, waren die zärtlichen Worte des Morgens einer hitzigen Diskussion gewichen, die sich den gesamten Weg bis zum Lager der Köhler hinzog. Matilda legte sich mit Bestimmtheit ins Zeug, ganz so, wie sie es an jenem ersten Tag am Stadtrand von Maltby getan hatte. Und das Schlimmste daran war, dass ihre Überlegungen logisch klangen: Von ihnen allen war sie die Einzige, die Latein lesen und Zahlen entziffern konnte – nicht nur Kerben in einem Stück Holz. Darüber hinaus kannte sie ihren Vater noch besser als Robin.
»Aber deine Sicherheit lässt sich nicht gewährleisten«, beharrte er auf seinem einzigen Argument, das jedoch ausschlaggebend war – soweit es ihn betraf jedenfalls. »Guy ist gefährlich.«
»Ich weiß selbst genau, wie gefährlich Guy ist«, gab sie zurück. »Ich habe mein Leben lang mit ihm zu tun gehabt. Der Grund, warum Vater sich gegen ihn als Erben entschieden hat, bestand darin, dass er sich mir gegenüber zu viele Freiheiten herausnahm und eindeutig klarmachte, dass er sich noch mehr Freiheiten erlauben wollte.«
»Aber du bist seine Cousine.«
»Aye. Das konnte ihn jedoch nicht von dem Versuch abhalten, mich zu seiner Geliebten zu machen. Auch nicht, wie zu vermuten, mich mit Baldwin zu verheiraten.«
Steinarr brummte angewidert. »Ein Grund mehr, ihn zu töten.«
»Ein Grund mehr, warum ich Robin helfen will –
muss.
«
»Und ein Grund mehr für mich, warum ich dich in Sicherheit außerhalb Guys Reichweite wissen will und muss.«
»Dann lass mich bei dir bleiben. Wo könnte ich sicherer sein als in deinen Armen?«
»Auch wenn du mich einen Teufel nennst«, knurrte er, und sein Körper spannte sich an. »Dennoch kannst du nicht mitkommen.«
Sie ritten in den Wald hinein, und als sie die Lichtung erreichten, liefen die Kinder ihnen entgegen, um sie zu begrüßen, darunter
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