Nachtkrieger: Ewige Begierde
hinterlistigen Robin kümmern, der wahrscheinlich in genau diesem Moment dabei war, sie zu verführen. Beim Gedanken daran, dass dieses Kerlchen sich zwischen ihren Beinen zu schaffen machte, schien die Vorstellung, ihn umzubringen, gleich um einiges angenehmer.
»Einen Monat, Mylord.« Steinarr deutete seinem neuen Auftraggeber gegenüber eine Verbeugung an und machte sich auf den Weg.
Lord Gervase stand am Fuß der Treppe und sprach mit dem Steward. Als Steinarr die Stufen hinunterging, sah er auf. »Ist alles … geklärt?«
»Das ist es, Mylord.«
»Dann Weidmannsheil.«
Abermals verbeugte Steinarr sich kurz. Er verließ das Hauptgebäude und ging schnurstracks auf das niedrige Gebäude zu, wo er zuvor seine Geldprämie erhalten hatte. Dort zeigte er dem Schreiber die Goldmünze. »Ist das ein offizielles Zahlungsmittel?«
»Ein Florin.« Der Schreiber beäugte die Münze, bestätigte die Prägung und überprüfte die Ränder auf Einkerbungen. Wie Steinarr zuvor biss er hinein, um festzustellen, wie tief die Abdrücke seiner Zähne waren. »In diesem Teil Englands sind sie noch ziemlich selten, aber sie ist echt. Wie seid Ihr daran gekommen?«
Steinarr ignorierte die Frage. »Wie viel ist sie in Silber wert?«
»Dreizehn Schilling«, sagte der Mann, ohne zu zögern.
»Mir sagte man, eine ganze Mark.«
»Aye. Aber wenn ihr das Silber heute noch wollt …«
»Lord Gervase will seinen Anteil, eh?«, fragte Steinarr. Der Schreiber hob die Hände, um ihm klarzumachen, dass er dagegen nichts tun konnte, und Steinarr nahm ihm die Münze aus der Hand. »Ein anderes Mal kann er mir vier Pence stehlen. So ist es ohnehin praktischer.«
Er schlenderte auf das Tor zu und warf den Florin ein paarmal in die Luft, um das Gold funkeln zu sehen. Es war bereits eine Generation her, seit er Gold in irgendeiner Form in der Hand gehabt hatte. Das Gewicht und die Wärme erinnerten ihn an vergangene Zeiten. Er würde diese Münze so lange wie möglich behalten – und mit der Aussicht auf weitere neun Pfund und ein Drittel des Zehntels, das er bereits erhalten hatte, konnte das eine ganze Weile sein. Er legte die Münze ganz unten in seinen Beutel.
Die Hure stand noch immer dort und spielte mit den Schnüren ihres Gewands, während sie die vorüberziehende Menschenmenge beobachtete. Doch im Vergleich zu der Aussicht auf nur einen einzigen Nachmittag mit Marian schien sie so attraktiv wie ein schimmeliges Stück Brot. Steinarr ging auf sie zu, um ihr einen Farthing zu geben, als Entschädigung dafür, dass sie auf ihn gewartet hatte. Doch als er die Straße überquerte, riefen zwei Männer vom Sitz eines vorbeifahrenden Karrens aus ihr etwas zu. Sie musterte die beiden von oben bis unten und rief: »Drei Pence für beide.« Die Männer sprangen hinunter, und der Erste griff nach seinem Geldbeutel. Als sie an der Haustür anlangten, bemerkte die Hure Steinarr. Grinsend nahm sie die Münzen der beiden Männer entgegen und bildete mit den Lippen ein lautloses »Später«. Mit wehenden Zöpfen drehte sie sich um und führte die beiden ins Haus.
Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, brach Steinarr in Gelächter aus. Zwei Männer mit einer Frau? Er selbst hielt die Kombination zwei Frauen und ein Mann für wesentlich vergnüglicher. Aber jedem das Seine.
So
hatte er einen Viertelpenny gespart.
Rasch erledigte er seine Besorgungen. Er kaufte einige gute Pfeilspitzen und die beiden dicksten, stabilsten Satteldecken, die er finden konnte. Dann steuerte er die Straße mit den Lebensmittellläden an, um seine Vorräte aufzufüllen: zwei Laibe gutes Brot und eine Wochenration der einfacheren Sorte, zwei Säcke Hafer für die Pferde und für ihn selbst, zwei dicke Laibe Käse in Wachshülle – einen für ihn und einen für Torvald – und ein kleines Stück geräucherten Schinken. Für das Fleisch gab er den Viertelpenny aus, den er der Hure hatte geben wollen, denn er war zu der Ansicht gelangt, es sei besser, nicht auf die Jagd gehen zu müssen, während er Marian und Robin verfolgte. Zufrieden mit den Preisen, die man ihm abverlangte, trug er alles in der Vorhof der Burg zurück, wo die Pferde geduldig warteten.
Während Steinarr die Satteldecken austauschte und Reitpferd und Packpferd sattelte und belud, dachte er über die Abmachung mit Sir Guy nach und rief sich den genauen Wortlaut noch einmal ins Gedächtnis. Nein, es war nicht die Rede davon gewesen, dass er Marian als Jungfrau zurückbringen würde – sicherlich,
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