Nachtkrieger: Ewige Begierde
gestoßen. Dort hatte sie Schutz gesucht, doch die Wunde hatte bereits begonnen zu eitern, und obwohl sie wegen des Zaubers, den sie vor langer Zeit gewirkt hatte, unsterblich war, brauchte sie Jahre, um sich zu erholen.
Zu viele Jahre. Inzwischen befanden sie sich außerhalb ihres Zugriffs: der Adler, seine Lady und sogar das Mädchen, das sie so sehr begehrt hatte. Sie waren alle tot, nur sie nicht.
Und
die anderen,
natürlich. Der Bär, der Rabe und die übrigen Tiere.
Nach wie vor waren sie auf der Suche nach ihr, ebenso wie nach ihren Amuletten, und sie hatte nicht die Kraft, sie davon abzuhalten. So bewegte sie sich von einem Zufluchtsort zum nächsten Loch, verbarg sich dort, wo sie niemals nach ihr suchen würden. Außerhalb der grauen Steinmauern, die sie schützten und gleichermaßen gefangen hielten, folgten Generationen auf Generationen, und noch immer hatte sie sich nicht vollständig erholt. Nun aber rief das Quellwasser von Wyrd nach ihr, und erholt oder nicht, es war an der Zeit, die Götter anzurufen und darauf zu hoffen, dass sie geruhten, ihr endlich zu helfen.
Nachdem sie den losen Stein in der Ecke ihrer Zelle gefunden hatte, lockerte sie ihn, zog ihn heraus und die Gegenstände dahinter hervor, die sie dort verborgen hielt. Sie betastete jedes einzelne der Zauberobjekte, bevor sie sie in einem Kreis auf dem Boden auslegte. Einen Zauberstab, bei Sonnenaufgang von einem einjährigen Ilexstrauch geschnitten. Die Feder eines schwarzen Schwans. Ein Messer aus reinstem Stahl. Eine Schnur aus Flachs, die noch nie gebunden worden war. Ein Totenschädel, gestohlen aus der Krypta. Vier Steine, weiß, rot, gelb und schwarz. Zweige eines Vogelbeerbaums, einer Esche und eines Weidenbusches. Die Wurzel einer Zaunrübe, geerntet an einem Montag und in ein Stück Leichentuch gewickelt. Sie hatte vor langer Zeit begonnen, all diese Dinge zusammenzutragen, noch bevor sie den Lauf der Ereignisse hatte erahnen können. Es hatte Jahre gedauert, die verbotenen Gegenstände aufzutreiben, aber sie hatte es dennoch getan, um sicherzustellen, dass sie ihr zur Verfügung standen, wenn sie sie endlich brauchte.
Abermals griff sie in den Hohlraum und zog das wichtigste Stück hervor, einen goldenen, ziselierten Kelch, eigens für die kommende Nacht aus der Kapelle gestohlen. Der Junge, der des Diebstahls bezichtigt wurde, hatte seine Haut dafür hinhalten und vierzig Peitschenhiebe einstecken müssen, aber sein Blut war den Göttern geopfert worden, auch wenn er selbst sich dessen nicht bewusst war. Sie stellte den Kelch an die dafür vorgesehene Stelle.
Alles war bereit. Lächelnd wandte sie sich um und öffnete den hölzernen Laden, der ihre Fensteröffnung verschloss.
Eisige Nachtluft streifte ihre nackte Haut, und sie seufzte genüsslich. Innerhalb dieser Mauern war es stets stickig. Selbst im Garten bekam sie kaum Luft. Lange stand sie da, mit geschlossenen Augen, während der Luftzug sie vom Moder dieses Ortes reinigte. Dieser Ort war ihr verhasst, obwohl er ihr Zuflucht bot. Überhaupt einen Zufluchtsort zu
brauchen
war ihr verhasst. Immerhin war sie Cwen. Könige waren einst vor ihr auf die Knie gefallen und hatten um die Ehre gebeten, ihren Schutz genießen zu dürfen, und nun war sie derart erniedrigt.
Möglicherweise jedoch nicht mehr lange, wenn die Götter sahen, dass sie wieder bereit war.
Sie stellte sich in die Mitte des Kreises und griff nach dem Messer. Ein rascher Schnitt öffnete ihre Hand, dann streckte sie den Arm aus und ließ das Blut in den Kelch tropfen. Nachdem sie ausreichend davon vergossen hatte, begann sie den Zauber zu sprechen. Stein, Messer, Schnur, Knochen, Holz, Blut, Wurzel. Sie alle wirkten zusammen, während sie die Götter anrief. Die Kraft wuchs, durchzuckte ihre Haut wie Blitze.
Aber die Götter antworteten nicht. Sie ließ noch mehr Blut in den Kelch tropfen, ergoss ihren geballten Willen in die gesammelten magischen Mittel, um den Old Ones zu zeigen, ihnen zu beweisen, dass sie würdig war. Die Sterne zogen am Himmel vor ihrem Fenster vorbei, zeigten die Stunden an, die vergingen, doch sie ließ nicht nach, die Götter zu beschwören. Die Dunkelheit verflüchtigte sich, und sie sagte ihre Beschwörungsformeln immer noch.
»Ein Zeichen, Ihr Götter!«, rief sie in die schwindende Nacht hinein, während ihr verwundeter Körper durch die Anstrengung, so viel Zauberei zu treiben, immer mehr ermattete. »Ich war Euch stets eine treue Dienerin und werde es immer sein. Helft
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