Nachtkrieger: Ewige Begierde
abgenommen, dass er mir sicheres Geleit gibt, und ich verlasse mich auf sein Ehrenwort als Ritter.« Ihr schauderte angesichts dessen, wie sie eine Lüge nach der anderen auftischte. Aber immerhin lag auch ein Körnchen Wahrheit darin. »Ich muss es versuchen, Robin. Ich kann nicht einfach hier herumsitzen und … zusehen, wie deine Knochen zusammenwachsen.«
»Und ich kann nicht einfach zusehen, wie du dich mit diesem Mann davonmachst.«
»
Dieser
Mann wird uns helfen, und genau darum geht es im Moment.«
»Mir geht es in erster Linie um deine Sicherheit.« Er stieß einen verzweifelten Seufzer aus. »Du solltest nach Hause reisen, Maud.«
»Marian«, korrigierte sie im Flüsterton. »Marian, Marian, Marian.«
»Du solltest nach Hause reisen,
Marian.
Reite geradewegs zu Lord Baldwin und heirate ihn, so wie es geplant ist. Dann bist du wenigstens sicher vor Guy.«
»Sicher? Unter diesem alten Wal? Er wird auf mir sterben und mich zu Tode quetschen.« Und nach allem, was sie über ihn gehört hatte, schien das noch die harmloseste Variante.
Sicherheit hatte eine vollkommen andere Bedeutung für eine Frau als für einen Mann, zu dieser Schlussfolgerung war sie jedenfalls mitten in der Nacht gekommen, als sie ihre Möglichkeiten gegeneinander abgewogen hatte: einen Monat mit Sir Steinarr oder Jahre mit dem widerwärtigen alten Baldwin und dem noch widerwärtigeren Guy. Vater hatte gedacht, es diene ihrem Schutz, sie mit Baldwin, der einst ein einflussreicher Freund von Huntingdon gewesen war, zu verloben. Aber solange Guy im Hintergrund darauf wartete, dass der alte Mann starb, war jegliche Sicherheit, die Baldwin ihr bieten konnte, dahin. Ganz zu schweigen davon, was Guy mit Robert machen würde, wenn ihr Vorhaben scheiterte. Sie
mussten
diese Sache erfolgreich zu Ende bringen, und wenn das hieß, Steinarr zu gewähren, was er verlangte, dann würde sie dem eben nachgeben. Selbst jetzt, da ihr Körper sich so verräterisch benahm, wusste sie, dass es die richtige Entscheidung war.
»Nein. Die beste Aussicht für mich ist, dass du es schaffst. Und die beste Aussicht darauf hast du mit Sir Steinarrs Hilfe.«
Robin schüttelte den Kopf. »Ich werde nicht zulassen, dass du das tust.«
Sie verschränkte die Arme über der Brust. »Es steht dir nicht zu, mir zu sagen, was ich zu tun habe und was nicht,
Cousin.
«
»Ich bin
nicht
dein Cousin«, stieß er grimmig hervor.
»Im Moment bist du das«, rief sie ihm sachte in Erinnerung. »Es wird alles gut, Rob. Auch für
mich
wird alles gut. Er ist ein Mann von Ehre. Er hat mir sein Wort gegeben.« Immerhin Letzteres entsprach der Wahrheit.
Sie merkte, dass Roberts Widerstand nachließ, dennoch musste sie ihn ablenken, bis er sich an den Gedanken gewöhnt hatte. Sie hob das Stückchen Pergament auf, das heruntergefallen war, als er sich hastig aufgerichtet hatte. »Wir brauchen lediglich diesem Hinweis zu folgen. Harworth. Es könnte sich um eine Stadt handeln oder um eine Abtei oder … vielleicht um ein Pferd.«
»Seltsamer Name für ein Pferd. Bestimmt ein Ort.«
Er starrte auf das größere Stück Pergament, das er noch immer in der Hand hielt, drehte und wendete es und betrachtete es mit zusammengekniffenen Augen, so wie sie in der Nacht zuvor. »Mir kommt es schon die ganze Zeit so vor, dass ich es mir nur lang genug anzusehen brauche …«
»Ich weiß. Aber es ist nicht ein Kratzer oder ein eingestochenes Loch zu sehen.«
Seufzend reichte er das Pergament Matilda, die es vorsichtig samt der abgerissenen Ecke in den Zylinder zurücksteckte. »Und was soll ich deiner Meinung nach tun, während du den Hinweisen nachgehst, die eigentlich gar keine sind?«
Sie steckte den Deckel wieder auf den Zylinder. »Der Steward hat zugestimmt, dass du noch so lange hierbleiben kannst, bis du wieder gesund bist. Darauf werde ich bestehen.«
»Sagte er gestern Abend nicht, er verlange einen Schilling?«
»Das galt für uns beide. Wenn ich fort bin, wird sich der Preis verringern.«
»Und wieder steigen, weil jemand sich um mich kümmern muss, wenn du fort bist, so viel ist sicher. Dann bleibt dir kaum noch etwas, um weiterzureisen.« Er zupfte an einem losen Faden seiner Decke herum. »Reisen«, sagte er noch einmal zu sich selbst. »Sir Ari kommt, glaube ich, ganz schön weit herum. Vielleicht weiß er, was und wo Harworth ist.«
»Das ist eine gute Idee. Ich werde ihn fragen.«
»
Ich
werde ihn fragen. Ich werde sagen, wir müssten es wegen deiner Pilgerreise
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