Nachtkrieger: Ewige Begierde
Vielleicht hatten sie die ganze Zeit über recht gehabt in Bezug auf all den Ärger, der damit einherging.
Vielleicht hatten sie in Bezug auf sie recht gehabt.
»Du hast
was!
« Robert setzte sich kerzengerade hin, dann sank er stöhnend zurück und stützte sich auf die Ellbogen. »Au. Herrgott, tut das weh!«
»Du musst still liegen.« Hastig legte Matilda ihm ein Kissen in den Rücken und half ihm, sich anzulehnen. Dann strich sie ihm das Haar aus der schweißnassen Stirn. »Soll ich dir noch etwas Mohnsirup holen?«
»Nein.« Ärgerlich schob er ihre Hand weg. »Bist du verrückt geworden, Matilda?«
Sie sah sich um, um festzustellen, wessen Aufmerksamkeit er auf sich gezogen hatte. Sie hatte gewartet, bis die Männer nach dem Frühstück auf die Felder hinausgegangen waren, aber einige Leute befanden sich noch in der Halle. Jedoch schienen nur zwei Mägde, die frisches Schilf auf dem Boden ausstreuten, sie bemerkt zu haben, und es bedurfte lediglich eines flüchtigen Blickes, damit sie sich wieder an ihre Arbeit machten. Anschließend richtete Matilda ihren Blick auf Robin. »Zum tausendsten Mal: Marian. Und sprich nicht so laut!«
»Du erzählst mir, du willst allein mit einem Fremden weiterziehen, und dann erwartest du, dass ich nicht laut werde? Du
bist
verrückt.«
»Sir Steinarr ist kein Fremder.«
»Trotzdem!« Robert schüttelte fassungslos den Kopf. »Den Heiligen sei Dank, dass er nicht vorhat, uns zu helfen.«
Sie starrte auf den Wandbehang hinter ihm: die Jungfrau Maria, die sich vom Teufel abwandte und ihre Hand einem goldgelockten Engel entgegenstreckte. Vielleicht hätte sie doch Sir Ari fragen sollen. »Die Heiligen wollen wohl, dass ich die Reise mache.«
Robert riss die Augen auf. »Aber er hat doch nein gesagt.«
»Und nun hat er ja gesagt. Es wird uns ein ganzes Pfund Silber kosten, aber er wird mich den Rest des Weges begleiten.«
Ich bringe dich, wohin du willst,
hatte er ihr versprochen, und bei der Erinnerung an diese Worte durchströmte sie Hitze und konzentrierte sich genau dort, wo er es sicherlich beabsichtigt hätte.
Der Teufel soll ihn holen.
»Wir können den Hinweisen folgen, und …«
»Wir? Hast du ihm etwa gesagt, was wir tatsächlich vorhaben?«
»Noch nicht.«
»Wie kannst du erwarten, dass er dir bei der Suche hilft, wenn er nicht einmal weiß, dass du nach etwas suchst?«
»Ich werde es ihm erzählen.«
»Wann?«, fragte er.
»Das ist nichts, womit ich einfach so herausplatzen kann, nachdem wir die ganze Zeit über gelogen haben. Ich werde es ihm erzählen, wenn es sein muss.«
»Bah. Und bis dahin?«
»Bis dahin werde ich selbst den Hinweisen nachgehen und ihm sagen, wohin wir reiten müssen. Er wird glauben, die Orte, die wir aufsuchen, gehörten zu meiner Pilgerreise. Und wenn ich …«
»Er ist doch kein Dummkopf.«
Nein, ganz und gar nicht, aber sie blieb stur. »Und wenn ich es finde …«
»
Falls
du es findest.«
»
Wenn
ich es finde, kommen wir zurück und holen dich. Bis dahin bist du so weit genesen, dass du wieder reiten kannst. Und dann können wir uns auf den Weg zu Edward machen.«
»
Falls
wir herausfinden, wo er sich aufhält.
Falls
wir die Zeit dazu haben.
Falls
Sir Steinarr nicht einfach nur die Belohnung einstreicht.«
Auf den Gedanken war sie noch gar nicht gekommen, aber als sie ihn in Betracht zog, schüttelte sie den Kopf. »Warum sollte er? Er wird für seine Dienste bezahlt, und die Sache an sich ist abgesehen von dir für niemanden von Wert.«
»Sie ist einiges wert. Und dann ist da noch Guy. Was ist, wenn
er
dich einholt?«
»Dann habe ich zumindest einen starken Ritter bei mir, der bereits unter Beweis gestellt hat, dass er mich beschützen wird.« Sie erzählte Robert von dem blauen Fleck, und während sie sprach, fuhr sie sich unwillkürlich mit den Fingerspitzen über die Wange.
»Ich habe dich geschlagen?« Bestürzt zog Robert ihre Hand zur Seite, um sich die Prellung anzusehen. »Ah, Maud, verzeih mir!«
Sie tat seine Entschuldigung ab. »Das lag an dem Mohnsirup. Du konntest nichts dafür. Ich habe es dir nur erzählt, um dir klarzumachen, dass er bereit ist, mich zu verteidigen. Sogar gegen dich.«
»Warum?«, fragte Robin. Sie suchte stammelnd nach einer Antwort, und er nutzte ihr Zögern sogleich aus. »Gib dir keine Mühe. Ich kann mir denken, warum. Mir ist nicht entgangen, wie er dich angesehen hat.«
»Alle Männer sehen Frauen auf ähnliche Weise an. Selbst du. Aber ich habe ihm das Versprechen
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