Nachtkrieger: Ewige Begierde
war und ebenfalls eine finstere Miene aufgesetzt hatte. »Nichts,
Monsire.
Ich sagte nur, ›Wie Ihr wollt, Mylord.‹ Ich werde besser Acht geben.«
»Das möchte ich dir auch raten.« Steinarr nickte ihm kurz zu und ließ sich weiter zurückfallen, um im Auge zu behalten, wie der Wagen rollte. Die Tatsache, dass er damit gleichermaßen freie Sicht auf Marian erhielt, war lediglich ein angenehmer Nebeneffekt, ebenso wie ihr dankbarer Blick, als sie hinter dem Rücken des Fuhrmanns stumm die Worte »Habt Dank« mit den Lippen bildete.
Kurz darauf ließ sich auch Ari ein Stück zurückfallen – um Robin im Auge zu behalten, wie er sagte, doch Steinarr war nicht entgangen, dass er die Gelegenheit nutzte, auf dem Weg dahin ein Lächeln von Marian einzuheimsen. Nein, sie schenkte ihm sogar mehr als ein Lächeln – sie errötete nämlich ein wenig, nachdem er etwas zu ihr gesagt hatte.
Bei allen Göttern. Dachten etwa alle Frauen, Aris schmeichelnde Worte würden einzig und allein ihnen gelten?
Verärgert gab Steinarr dem Hengst die Sporen und ritt weiter nach vorn. Er hatte schon zu viele Jahre damit verbracht, sich anzusehen, wie Ari die Frauen von Kaupang bis Kent betörte. Ihm stand ganz und gar nicht der Sinn nach einer weiteren Demonstration des sehnsuchtsvollen Seufzers, den sie ihm offenbar alle hinterherschickten.
Jedenfalls fuhr der Fuhrmann tatsächlich vorsichtiger, und gegen Mittag hatte Robin wieder ein wenig Farbe im Gesicht. Wenig später folgten sie Hamos kleiner Wagenkolonne einen engen Pfad hinab, der von alten Eichen gesäumt war, deren Stämme so dick waren wie das Fuhrwerk breit. Sogleich wurde es kühler, und Marian hüllte Robin in eine weitere Decke.
Nachdem sie etwa eine Meile des Waldes hinter sich gelassen hatten, mündete der Pfad plötzlich in einer Aue. Hamo ließ die Ochsenkarren auf einer der saftigen Wiesen halten, und sogleich machten sich die Männer daran, ihre Ausrüstung zu entladen. Dabei kam auch Hamos Bett zum Vorschein und wurde unter einer riesigen Eiche aufgebaut. Männer mit Äxten in den Händen begannen, junge Bäume und Äste abzuschlagen, um einen Unterstand neben der Feuerstelle zu bauen, damit Robin geschützt war, falls das Wetter sich änderte, bevor eine richtige Hütte errichtet war. Kinder liefen herum und sammelten Brennholz und trockenes Gras, um die Matratze zu stopfen, während die Frauen das Feuer schürten, um eine Mahlzeit zu kochen.
Obwohl Steinarr mehr als einmal durch eine Gruppe von einem guten Lagerplatz vertrieben worden war, kam er nicht umhin, die Arbeit dieser Leute mit Anerkennung zu würdigen. Als vier kräftige Männer Robin wenig später auf das Bett wuchteten, hatten die Köhler einen anständigen Lageplatz geschaffen, und auf Hamos Geheiß hin waren zwei Männer bereits dabei, mit Hacken den Boden zu bearbeiten, um die erste Hütte zu errichten, wobei ihnen kurz darauf zwei weitere Männer zu Hilfe kamen.
»Möchtet Ihr etwas Ale, Mylord? Wir haben zwei Viertel von Retford mitgenommen. Nächste Woche gibt es natürlich besseres Ale, wenn Ivetta die Möglichkeit gehabt hat, welches zu brauen. Aber schlechtes Ale ist immer noch besser als gar keins, sage ich immer. Agnes, bring jedem dieser beiden guten Ritter einen Becher«, trug Hamo einem der Mädchen auf, ohne Steinarrs Antwort abzuwarten.
Überschäumende Becher wurden gebracht. Steinarr nahm seinen entgegen, trank einen großen Schluck der säuerlichen, dünnen Flüssigkeit und gab entsprechende Geräusche von sich, um sich zu bedanken. Ari stellte eine Frage zum Thema Köhlerei, und Hamo war sogleich in seinem Element. Steinarr versuchte, der Unterhaltung zu folgen, doch bald darauf verwirrten ihn Begriffe wie Feuerschacht, Meiler und ähnlich unverständliches Zeug, das Ari jedoch zu verstehen schien. Als Hamo sich bückte, um die Aufschichtung von grünem Reisig, Rasen und Erde zu demonstrieren, stahl Steinarr sich davon.
Die Frauen hatten sich auf den Weg gemacht, um Reisig für den Unterstand zu sammeln. Sie hatten Marian beim Feuer zurückgelassen, damit sie den Kochtopf und den vor sich hin dämmernden Robin beobachtete. Steinarr gesellte sich zu ihr. Er hielt ihr seinen Becher hin, der noch halb voll war. »Möchtest du einen Schluck Ale?«
Nach kurzem Zögern nahm sie den Becher und trank einen Schluck. Sie verzog das Gesicht und sagte: »Gestern war es besser.«
»Und morgen wird es zweifellos noch schlechter sein. Ich glaube, wir haben Glück, dass wir dann nicht
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