Nachtkrieger: Ewige Begierde
mal gar nicht.
»Ich war froh, dass er überhaupt mit mir geredet hat, wo er das doch sonst nur selten tut«, sagte sie, in fröhlicher Unkenntnis, dass der Mann, der gestern am Feuer über die weibliche Scham gesprochen hatte, gleichermaßen der Hengst war, der ihr beim Baden zugesehen hatte. Steinarr musste sich schwer beherrschen, ihm nicht mit einem Stock einen Schlag zu verpassen, Pferd hin oder her.
»Er sagte, Blidworth liege nur eine halbe Wegstunde entfernt«, fuhr sie fort.
»Ein bisschen weiter ist es schon, aber von hier aus liegt der Stein näher als das Dorf. Wir können im Handumdrehen dort sein. Warum bist du nicht versessener darauf aufzubrechen?«
»Vater schrieb, diese Wiedergeburt müsse unter der Mittagssonne stattfinden, wisst Ihr noch? Bis dahin haben wir noch mehr als genug Zeit.«
»Allerdings.« Die Sonne hatte sich kaum über den Horizont erhoben. »Ich vermute, dann können die Pferde heute Morgen weitergrasen.«
»Das hatte ich mir auch bereits überlegt. Unser Marschall empfiehlt einen Tag Ruhe und saftiges Gras nach einem dreitägigen harten Ritt.«
»Ihr habt einen guten Marschall«, sagte Steinarr. »Noch haben wir zwar keinen so harten Ritt hinter uns, dass es den Pferden zu schaffen machen würde, aber vielleicht haben wir ja noch einen vor uns, und da wir gerade genug Zeit haben …«
»Sollten wir sie auch nutzen.« Ein flüchtiges Lächeln spielte um ihre Lippen und gab ihr genau den Hauch von Frivolität, der sein Blut in Wallung brachte. »Was würdet Ihr gern mit der freien Zeit anfangen,
Monsire?
«
Seine Finger durch ihr Haar fahren lassen und sie ins Gras legen. Dafür sorgen, dass sie aufschrie vor Lust.
»Frühstücken. Aber zunächst solltest du dich ankleiden.«
»Mein Unter- und Obergewand sind noch nass.«
»Dann zieh meines wieder an. Wo ist es überhaupt?«
»Dort drinnen.« Sie wies mit dem Kopf auf das Elfenhaus, machte aber keine Anstalten, sich in die entsprechende Richtung in Bewegung zu setzen.
»Ich werde es holen.« Er duckte sich unter den Ästen und betrat das Halbdunkel der Bäume. Dort manövrierte er sich um die Felle und Decken herum, die noch auf dem Moosteppich verstreut lagen. Sie hatte sein Gewand zu einem Bündel zusammengerollt und offenbar als Kopfkissen benutzt, denn der Abdruck ihres Kopfes war noch zu sehen. Unwillkürlich stieg die Vorstellung in ihm auf, wie sie dort geschlafen hatte, mit einer Hand über dem Kopf ausgestreckt, so wie sie es meistens tat.
Woher aber kam dieses Bild? Er konnte doch gar nicht wissen, wie sie schlief.
Er schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können, und als er sich bückte, um sein Gewand aufzuheben, hörte er draußen Blätter rascheln.
»Ich habe es als Kopfkissen benutzt«, sagte sie leise vom Eingang des Elfenhauses her. Sie stellte sich mitten auf den Moosteppich, führte seine Hände und das Gewand an ihre Nase und atmete tief ein. »Es duftet nach Euch.«
Wusste sie überhaupt, was sie da mit ihm machte?
»Wahrscheinlich nicht gerade betörend. Ich habe schon viel zu lange kein anständiges Bad mehr genommen.«
»Für mich war es betörend.« Mit geschlossenen Augen atmete sie abermals tief ein, und ein wohliges Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Es war, als wärt Ihr die ganze Nacht bei mir gewesen.«
Sie wusste genau, was sie tat.
Sie wollte ihn quälen, um ihm heimzuzahlen, wie er sie behandelt hatte. Er hatte es verdient, aber er war nicht sicher, ob er es ertragen konnte. Mit unbeweglicher Miene kämpfte er gegen den unbändigen Drang, der in ihm aufstieg. Er drückte ihr das Gewand vor die Brust. »Zieh dich an. Ich gehe hinaus.«
»Aber ich möchte, dass Ihr bleibt. Ich möchte mit Euch schlafen. Mit allem, was dazugehört. Zeit, Aufmerksamkeit, genau hier.«
Also doch nicht quälen, sondern …
»Marian, du brauchst das nicht zu tun. Ich helfe dir auch so. Dazu bin ich durch meinen Eid verpflichtet.«
»Ich weiß.« Sie berührte mit einer Hand das Band an seinem Handgelenk und fuhr über den Knoten. »Und ich bin froh über diesen Eid und darüber, dass Ihr Euch in den vergangenen Tagen daran gehalten habt, denn das gab mir die Möglichkeit, die Wahrheit herauszufinden.«
Er konnte seinen Blick nicht von ihrem Finger losreißen, der immer wieder den Knoten und die Innenseite seines Handgelenks umspielte. »Die Wahrheit?«
»Ich dachte, dass es einzig und allein an Euch und Eurem Verlangen lag, weshalb wir in Harworth auf die Felle sanken.«
»So war es
Weitere Kostenlose Bücher