Nachtkrieger: Ewige Begierde
vor Sehnsucht und Lust, und sie wurde empfindsam und feucht, allein durch den Gedanken an ihn.
Mit einem ergebenen Seufzer sank sie auf ihr Moospolsterbett, zu dem er sie geführt hatte. Es waren nicht nur seine Gefühle. Es waren ihre eigenen Gefühle.
Und nun, da sie sich dessen bewusst war, musste sie eine Entscheidung treffen.
Der Anblick astbekränzender Kleider und Strümpfe und der Klang leisen Summens aus dem Inneren des Elfenhauses empfingen Steinarr, als er am nächsten Morgen auf die Lichtung ritt. Eine ganze Weile blieb er im Sattel sitzen und lauschte andächtig, nicht etwa weil Marian eine so liebliche Stimme hatte – offenbar traf sie nicht einmal jeden Ton der Melodie, vorausgesetzt, es gab überhaupt eine –, sondern aus dem einfachen Grund, weil das friedliche Summen einer Frau etwas war, was Steinarr nur selten erlebt hatte. Melodie hin oder her, es ließ Gedanken an Heim und Herd und Familie wach werden – Dinge, die er schon vor langer Zeit als unerreichbar begraben hatte. Es umgarnte seine Seele, verführte ihn geradezu und schnürte ihm gleichermaßen die Brust ein vor Sehnsucht.
Marians Lied verklang, nur noch das Zwitschern der Vögel war zu hören. Dann ertönte Geraschel zwischen den Ästen und kündigte an, dass sie im Begriff war herauszukommen. »Guten Morgen, Mylord.«
»Gmm.« Seine Zunge wurde schwer bei ihrem Anblick, denn sie trug nichts weiter als ihr Leinenhemd. Sie hatte ihre Zöpfe gelöst, so dass ihr das Haar in goldenen Locken über die Schultern wallte, und ihre nackten Zehen spähten unter dem Saum des Unterhemds hervor, als habe sie sich bereitgemacht, um zu Bett zu gehen. Bereitgemacht für einen Geliebten oder einen Ehemann.
Bereit für ihn.
Er schluckte schwer und versuchte es erneut: »Guten Morgen.«
Sie hielt einen Kamm in der Hand, und während er unbeweglich wie ein Holzpfahl im Sattel sitzen blieb, zog sie eine dicke Haarsträhne über ihre Schulter und begann, sie zu kämmen. Das Ende der Strähne lockte sich bis über ihre Brust und zog seine Aufmerksamkeit auf ihre Knospe, die sich unter dem Leinenstoff abzeichnete. Ihm blieb die Luft weg.
»Ist alles in Ordnung,
Monsire?
«
»Ich, ähm, ja.«
Nein.
Er schwang sich aus dem Sattel, wickelte die Zügel um den nächsten Busch und nutzte den Moment, um seinen Verstand aus seiner Hose zu holen und sich etwas zu überlegen, das er sagen konnte – etwas, was einen sicheren Abstand zwischen ihr und seiner Begierde schaffen würde. »Meine Mutter hat das auch immer gemacht. Gesummt, wenn sie ihr Haar gekämmt hat, meine ich.«
»Ihr konntet mich hören? Wie bedauernswert für Eure Ohren! Ich kann nicht gut singen.«
»Doch, es klang schön.« Mehr als schön. Wundervoll. Er wich ihrem Blick aus, ging hinüber zum Feuer und stocherte darin herum, nur um sich mit etwas zu beschäftigen. »Du bist noch nicht fertig. Ich dachte, wenn ich komme, hättest du das nächste Rätsel bereits gelöst und würdest sofort aufbrechen wollen.«
»Bloodworth«, sagte sie.
»Blood-was? Wovon sprichst du?«
»Das ist die Lösung des Rätsels. ›Der Wert deines Blutes.‹ Blutwert, Bloodworth, besser gesagt, Blidworth. Sir Torvald und ich sind gestern Abend darauf gekommen.«
»Blidworth …« Es dauerte einen Moment, bis er sich erinnerte. »Der Stein. Ja, natürlich.«
»Er hat ein Loch, das so groß ist, dass ein Mensch hindurchpasst, hat Sir Torvald jedenfalls gesagt.«
»Werde wiedergeboren«, sagte Steinarr, als er allmählich verstand. »Darauf hätte ich selbst kommen müssen, wo der doch ganz in der Nähe liegt. Es sieht sogar ein bisschen aus wie …« Er unterbrach sich.
»Wie das Loch einer Frau? Das hat Sir Torvald auch gesagt.«
»Er hat
was
gesagt?«
»Er sagte, auf der einen Seite des Steins wäre ein großer Hohlraum, wie ein Mutterschoß, aber das Loch auf der anderen Seite sei enger, wie das Loch einer Frau. Er sagte auch, dass wenn Ihr rot anlauft und Euch aufregt, so wie jetzt, ich Euch daran erinnern soll, dass Ihr selbst dieses Wort oft genug benutzt.« Lachend gesellte sie sich zu ihm ans Feuer und kämmte noch immer die eine Haarsträhne. Steinarr konnte den Blick nicht davon abwenden, das Haar glänzte schon wie Seide, und er wollte gar nicht erst daran denken, wie es sich zwischen seinen Fingern anfühlen würde. »Seid nicht böse auf ihn. Er wollte mir doch nur dabei helfen, die Gedanken meines Vaters nachzuvollziehen.«
»Er sollte nicht so mit dir reden.«
Nach gestern schon
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