Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
dass ich Henry Percy heirate.«
»Genau. Es war Bedfords Idee, aber ich bin auch dafür, ebenso wie deine Mutter. Ihr passt gut zusammen, und es wäre hilfreich für uns, um Percy wieder auf Kurs zu bringen. Wir brauchen seinen Einfluss auf Albany und …«
Die Stimme ihres Vaters verhallte, klang gedämpft durch das Hämmern von Eleanors Herzen. Nicht noch einmal. Und nicht Henry. Auf keinen Fall Henry. Oh, die arme Lucy. Wie konnte ihre Mutter sich nur daran beteiligen, wo sie doch wusste, es würde Lucy das Herz brechen? Wie konnte Henry nur? Es sei denn, er wollte sie heiraten, um Lucy in seiner Nähe zu haben. Konnte es sein, dass er so niederträchtig war?
Während die Gedanken in ihrem Kopf nur so rasten, nahm Westmorland sie ins Visier, als wäre sie eine Maus und er eine Eule. Sein scharfer Blick ließ keinen Zweifel daran, dass er keinerlei Widerspruch dulden würde, nicht ein einziges Wort des Protests.
Im Verlauf der vergangenen drei Jahre jedoch hatte sie gelernt, ihre wahren Gefühle zu verbergen, und selbst als sich nun ihre Bestürzung in Wut verwandelte, schaffte sie es, in aller Ruhe ein Lächeln aufzusetzen. »Wird Henry hierherkommen, oder soll ich zu ihm reisen?«
»Dann bist du also einverstanden?« Westmorland schien ein wenig überrascht, weil es so einfach gewesen war, sie zu überzeugen.
»Was sollte ich dagegen haben, Mylord? Er ist Percy von Northumberland, und er ist Henry, mein Freund. Wir haben uns nur selten gesehen, aber wir haben uns immer gut verstanden.« Sie suchte nach etwas, was der Wahrheit entsprach, um die größere Lüge besser verbergen zu können. »Eine Verbindung unserer Häuser würde beiden nur Gutes bringen. Als Frau müsste man verrückt sein, würde man eine solche Partie nicht begrüßen.«
»Genau das waren auch die Worte deiner Mutter.«
»Ich vermute Ihr – und sie ebenfalls – habt geplant, ihm den Grafentitel zurückzuholen.« Ein wissendes Lächeln spielte um ihre Lippen. »Möglicherweise könnte eine Bitte von Mylady, ihren Neffen, den König, davon überzeugen, Henry die Grafschaft zurückzugeben.«
»Ist schon verfasst und wartet auf ihr Siegel. Ich werde das Schreiben schnellstmöglich von einem berittenen Boten überbringen lassen, sobald ihr verheiratet seid. Ich glaube nicht, dass es Probleme gibt. Unser neuer König und Percy waren als Kinder gute Freunde, und der fünfte Henry ist durchaus bereit zu vergeben, was sein Vater bestrebt war zu bestrafen.«
»Ich bin sicher, das wird Henry Percy angemessen dankbar stimmen. Und wenn nicht, werde ich ihn daran erinnern. Wann soll es so weit sein?«
»Ich werde dich sogleich mit nach Raby nehmen, damit du deiner Mutter bei der Geburt zur Seite stehen kannst. Und dann bringe ich dich nach Durham, dort kannst du dich mit Henry treffen und den Vertrag unterzeichnen. Ihr könnt in der dortigen Kathedrale heiraten.«
»Das wäre angemessen, aber …« Sie legte den Kopf schief, als sei ihr gerade ein Gedanke gekommen. »Wäre es nicht besser, auf Alnwick zu heiraten? Das Dorf hat eine sehr schöne Kirche, und als künftige Countess von Northumberland sollte ich doch auf dem Boden der Grafschaft heiraten, in Gegenwart von Henrys Leuten. Das würde dazu beitragen, dass sie seine Interessen wahren. Und damit auch Eure.« Und ihr die nötige Zeit geben, sich etwas einfallen zu lassen, um ihren Kopf aus dieser neuerlichen Schlinge zu ziehen.
»Ganz recht. Ganz recht«, sagte Westmorland und rieb sich die Hände. Angesichts seiner unverhohlenen Habgier musste Eleanor beinahe laut lachen. Seine Pläne, sich Richard gefügig zu machen, war das eine, aber glaubte er wirklich, er könnte einem Percy das Wasser reichen? »In der Zeit als Witwe hast du dir eine gewisse Raffinesse angeeignet, Eleanor.«
»Ich hatte ja auch einen guten Lehrmeister, Mylord«, antwortete sie in liebenswürdigem Ton. »Nun müsst Ihr mich aber entschuldigen, denn ich möchte mich zurückziehen. Ich bin müde von meiner Reise, und ich muss früh aufstehen, um Vorbereitungen für die nächste zu treffen.«
»Selbstverständlich.« Westmorland erhob sich ebenfalls und breitete die Arme aus. »Komm her, Eleanor. Ich habe schon viel zu lange keinen Kuss mehr von dir bekommen.«
Natürlich wollte er einen Kuss, wenn auch nur, um klarzustellen, dass er sie tatsächlich in der Hand hatte. Einmal mehr kam die Lektion zum Einsatz, die sie bei Richard gelernt hatte, und so ließ sie sich problemlos von ihrem Vater in die Arme
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