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Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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Hand über die Augen gelegt, um sie vor der Sonne zu schützen, sah sie sich suchend nach dem Sprecher um. »Hallo? Wo seid Ihr?«
    »Hier drüben, Mylady, unter dem Baum. Euch einen guten Tag.«
    Als sie sich ein wenig orientiert hatte, erspähte sie ihn schließlich, einen schlanken, dunkelhaarigen Mann am anderen Ufer des Bachs. In seiner erhobenen Hand hielt er eine Netznadel, ähnlich einem Weberschiffchen, und über seinen Knien lag ein Fischernetz, das er stopfte. Er sah aus, als müsse er es unbedingt reparieren, um sich eine anständige Mahlzeit zu fangen.
    »Ich kenne Euch doch. Ihr seid J…, J…« Hilflos zuckte sie mit den Schultern, denn da sie sich noch immer ein wenig benebelt fühlte, fiel ihr sein Name nicht ein. »Ihr seid sein Freund aus Alnwick.«
    »Jafri«, sagte er. »Ich dachte mir schon, dass Ihr wusstet, wer ich bin, als ihr so plötzlich verschwunden seid. Aber woher?«
    »Mir fiel wieder ein, dass Ihr auch auf Richmond wart. Einer der Männer von Alnwick bestätigte mir dann, dass Ihr sein Freund seid.«
    »Mm.« Seinem Brummen war nichts zu entnehmen, aber sein kaum merkliches Kopfschütteln ließ sein Missfallen erahnen. »Habt Ihr Hunger, Mylady?«
    »Eher Durst als Hunger.« Sie wollte sich ans Ufer des Bachs knien.
    »Trinkt nicht hier. Wenn Ihr mich noch eben diesen Knoten machen lasst, bringe ich Euch etwas Ale. Oder, wenn Ihr lieber Wasser möchtet, hole ich einen Eimer von oben. Dort ist das Wasser klar und sauber.
    »Was ist denn mit dem Wasser hier?«
    »Eigentlich nichts, aber Ari ist oben am Wasserfall. Er, äh, badet im Teich.«
    Die Art, wie er es gesagt hatte, ließ vermuten, dass Baden längst nicht alles war. Eleanor rümpfte befremdet die Nase. »Dann warte ich lieber auf das Ale. Oder sagt mir einfach, wo ich es finde, dann kann ich mir selbst etwas davon einschenken, und Ihr könnt Euch weiter mit dem Netz beschäftigen.«
    »Drinnen, auf der Schwerthandseite. In der Nische dort liegt ein Schlauch.«
    Sie fand das Ale und auch eine Schale, die recht sauber schien, und ging mit beidem wieder hinaus ins Tageslicht. Während sie sich mit dem unhandlichen Schlauch abmühte und sich ein wenig Ale einschüttete, fragte sie: »Warum sitzt Ihr dort, Sir Jafri?«
    »Um über Euch zu wachen, Mylady.«
    »Ich meine, warum dort, so weit entfernt?«
    »Ari sagte, wenn Ihr aufwacht, wäre es besser, wenn kein fremder Mann um Euch herumschleicht.«
    »Das war aber nett von ihm, an so etwas zu denken.« Sie verschloss den Ale-Schlauch und legte ihn weg. Sie probierte einen Schluck aus der Schale. Das Ale war dünn, aber gar nicht schlecht. Sie hatte eindeutig schon schlechteres getrunken, selbst an der Tafel ihres Vaters. Sie trank einen kräftigeren Schluck, nahm die Schale mit und setzte sich auf einen wettergebleichten Baumstamm, von dem aus sie Sir Jafri weiter im Blickfeld hatte. »Wer ist noch hier, außer Euch und diesem Ari?«
    »Im Moment nur wir beide. Heute Abend kommen außer Gunnar noch zwei.«
    »Die Reiter.« Szenen des vergangenen Abends nahmen an der Grenze zwischen Alptraum und Traum Gestalt an. »Der hagere, blasse Ritter, der in Burwash war.«
    »Torvald.«
    »Und ein großer Mann, den ich vorher noch nie gesehen hatte. Größer noch als Gunnar.«
    »Das war Brand.«
    »Die beiden haben mich gerettet. Die beiden und Gunnar.«
    »Aye, das haben sie, und dabei waren sie drei gegen zehn.« Ein wehmütiges Lächeln kräuselte seine Lippen. »Ich wünschte, ich hätte es sehen können.«
    »Ich wünschte, ich hätte es nicht gesehen«, murmelte sie, als ein abgeschlagener Kopf an ihrem inneren Auge vorbeiflog.
    »Wie bitte?«
    »Nichts. Ich musste nur gerade an etwas denken. Seid Ihr alle …« Sie zögerte, denn sie wusste nicht, wie sie es formulieren sollte. »Gunnar hat mir erzählt, da wären noch mehr, die sich verwandeln, so wie er.«
    Sein Lächeln erlosch, und seine Augen verengten sich zu einem misstrauischen Blick. »Aye. Wir verwandeln uns alle.«
    »Ah.« Sein Argwohn hielt sie davon ab, die nächste, durchaus naheliegende Frage zu stellen, nämlich danach, zu welchem Tier er wurde. Sie überbrückte das unbehagliche Schweigen, indem sie noch einen Schluck Ale trank. Dann sah sie hinauf zu dem schmalen Streifen des bewölkten Himmels, der über ihnen zu sehen war. Schien bachaufwärts die Sonne? Aber wenn der Bach nach Osten ins Meer floss … Auf einmal hatte sie jegliche Orientierung verloren. »Wie spät ist es?«
    »Schon nach Mittag.«
    »Was? Ich

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