Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
zwischen ihre Schenkel geschoben, kreisten seine Finger in leichten, trägen Bewegungen und ließen sie die letzten Schauer der Erfüllung spüren. Er küsste sie auf die Stirn, und sie konnte das Lächeln auf seinen Lippen geradezu fühlen. Sie hob eine Hand, um es mit den Fingerspitzen nachzuempfinden. Und dieses Mal war es ein breites Lächeln, das sie nur allzu gern gesehen hätte.
Nur zu gern hätte sie ihm das Vergnügen, das er ihr bereitet hatte, ebenfalls bereitet. Sie strich ihm über die Wange, während sie ihre andere Hand, die noch immer am Saum seines Wamses ruhte, bewegte, um an einem der Bänder zu ziehen. Die Schleife ging auf, und sie griff nach der nächsten. Etwas stieß im Dunkeln gegen ihr Handgelenk. Sie wich zurück, doch dann verstand sie, es war sein angeschwollenes Glied, das pulsierte. Behutsam griff sie danach, umschloss es, während er sie weiter in den Armen hielt, und spürte seinen tiefen Seufzer an ihrer Schläfe.
Er verschränkte seine Finger mit den ihren und zog ihre Hand zurück.
Sie verlagerte ihr Gewicht auf die Zehen, reckte sich und küsste ihn, ließ ihre Zunge kreisen, so wie er es sie gelehrt hatte, um ihm zu zeigen, wie gern sie ihm das gleiche Vergnügen bereiten wollte wie er ihr. Der Wind rüttelte an den Fensterläden, wehte, leise und hoch, den ersten Hahnenschrei herüber – wie eine Warnung vor dem noch fernen Morgen. Noch war Zeit genug. Sie griff erneut nach seinen Schnüren.
Dieses Mal gruben sich Gunnars Finger in ihr Handgelenk. »Halt«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich muss fort.«
»Aber …«
»Ich muss. Es tut mir leid.« Er schlug die Vorhänge einen Spaltbreit zurück, um zu lauschen – und dann war er verschwunden, einfach so, quer durch das Gemach, hinaus in das Familienzimmer und die Treppe hinunter, bevor sie noch protestieren konnte.
Sie stand da, mit offenem Mund, perplex, weil er sie einfach so hatte stehen lassen, ohne dass sie wusste, warum. Sie wollte ihm hinterherlaufen, doch er war längst unten angekommen, und so stand sie hinter dem Holzgitter, verärgert und enttäuscht, und sah zu, wie er seine Sachen zusammenraffte. Er sah zu ihr herauf, genau wie er es zuvor getan hatte, und für einen Augenblick dachte sie, er käme zurück.
Dann aber drehte er sich abrupt um und ging mit großen Schritten zur Tür. Als er sie aufstieß, trug der Wind einen weiteren Hahnenschrei herbei. Einen Moment lang blieb Gunnar im Rahmen stehen, und die Anspannung war seinem Körper anzusehen, als er auf irgendeine Weise mit sich selbst zu ringen schien.
Da verstand sie. Er wollte sie beide schützen, indem er wegging, um seine seltsamen Angelegenheiten zu erledigen, welcherart auch immer diese waren. Wäre er geblieben, hätte die Wache am Tor dies als ungewöhnlich vermerkt, und man hätte geredet. Und Lucy hätte festgestellt, dass sie, Eleanor, das Bett verlassen hatte.
Wenn er jetzt kehrtmachte, wären sie beide verloren.
Bevor er schwach werden konnte, nahm sie den Kerzenstummel von dem Tisch, wo sie ihn hatte stehen lassen, und rannte los. Sie lief den dunklen Gang entlang und verlangsamte erst ihre Schritte, als von weit entfernt das dumpfe Schlagen der sich schließenden Tür ihr verriet, dass er fort war.
Wie Trommelfeuer dröhnte ihr Herzschlag in ihren Ohren, als sie sich an der Wand entlang zurück in ihr Schlafgemach tastete. Lucy schnarchte immer noch, den Heiligen sei Dank. Eleanor legte den Kerzenstummel zurück in den Korb zu den anderen Kerzen, streifte ihren Umhang ab und schlüpfte wieder ins Bett – erleichtert, dass niemand erfahren würde, dass sie es überhaupt verlassen hatte, um etwas so Wunderbares zu tun, etwas so Verrücktes, so gänzlich Sündiges. Als der Hahn draußen abermals krähte, schloss sie die Augen und tat, als würde sie schlafen in dem Wissen, dass sie einen furchtbaren Fehler begangen hatte, und versuchte, die leise, verdorbene Stimme zu ignorieren, die ihr einflüsterte, dass ihr Fehler nicht darin bestand, dass sie es getan hatte, sondern darin, dass sie so lange gewartet hatte, es zu tun.
Kapitel 7
W as ist mit meinem Zopfband geschehen?«
Lucy sah von dem Schleier auf, den sie feststecken wollte. »Hat es sich in Eurem Kleid verfangen?«
Eleanor hielt das eine Ende eines Zopfs fest und drehte sich um, um nachzusehen. »Ich kann es nicht finden, und diese Seite ist schon halb aufgegangen. Komm her und hilf mir.«
Lucy ließ den Schleier liegen und ging zu Eleanor hinüber, um ihre Röcke
Weitere Kostenlose Bücher