Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
einer Flut von Blumen und guten Wünschen bedachten, damit sie der Saat ihren Segen gab.
»Sicher nicht, obwohl ich es begrüßen würde, wenn das Maifest und das Turnier auf denselben Tag fielen. Dann wären es Dutzende von Rittern, die mir Blumenkränze zu Füßen legten, und nicht Dutzende von Bauersleuten.«
»Es sind fleißige Männer und Frauen«, sagte Eleanor. »Sie haben sich einen Feiertag verdient.«
Anne kniff mit spöttischer Miene die Augen zusammen. »Und immerhin sind sie hier. Wie schade, dass du ohne Begleitung bist, Eleanor! Ausgerechnet heute.«
»Aber ich habe doch Gesellschaft, Majestät.« Eleanor zeigte auf Mary, Harry, Lucy und alle anderen, die sich versammelt hatten. »Angenehme Gesellschaft, zu der auch unsere Brüder gehören.«
Anne würdigte Ralph den Jüngeren, der von allen Raffin genannt wurde, kaum eines Blickes, die kleineren Jungen beachtete sie noch weniger. »Ja, natürlich, aber ich glaube, es ist nicht die Gesellschaft, die du dir wünschen würdest, gerade heute, wo alle Welt von Liebe singt. Wo sagtest du noch, ist Sir Gunnar? Ich würde ihn ja deinen Sir Gunnar nennen, aber selbstverständlich ist er das nicht und kann es niemals werden.«
»Selbstverständlich«, antwortete Eleanor so gleichmütig, wie sie konnte. Doch es wäre besser gewesen, den Mund zu halten. »Er hat tagsüber wichtige Angelegenheiten zu erledigen.«
»Diese Angelegenheiten müssen ja äußerst bedeutungsvoll sein, wenn sie ihn sogar davon abhalten, sich einen freien Tag zu nehmen. Aber vielleicht hat er auch lediglich verstanden, was wirklich zählt. «
»Das reicht, Anne!« Mit zornrotem Gesicht stellte sich Gilbert zwischen die beiden. »Es wird Zeit zurückzugehen. Deine Untertanen erwarten dich bereits.« Er packte Anne am Ellbogen und drängte sie mit Bestimmtheit auf den Pavillon zu.
Alle anderen blieben stehen und starrten den beiden betroffen schweigend hinterher. Henry Percy pfiff schließlich anerkennend durch die Zähne. »Da hat Umfraville endlich einmal bewiesen, dass er doch Eier hat!«
Sogleich löste sich die Spannung, und alle lachten. Lucy hob die Feige auf, die Eleanor hatte liegen lassen, und reichte sie ihr. Mary winkte ihre Zofen herbei, damit sie ihre Sachen einsammelten. »Entweder wir suchen uns ein Plätzchen, wo wir Majestät nicht über den Weg laufen, oder ich gehe zurück in die Halle.«
»Ich bin dafür, umzuziehen«, sagte Raffin. »Meine Schwester empfinde selbst ich heute als lästig. Pack die Körbe, Cedric, und ruf ein paar Männer zusammen, die uns helfen, alles woandershin zu tragen.«
»Jawohl, Mylord.«
Rasch hatten die Diener alles eingesammelt, und bald war das Grüppchen bereit, sich an einer anderen Stelle niederzulassen.
»Wo sollen wir hingehen? Irgendwohin, wo sie uns nicht lästig werden kann.«
»Da ist doch diese große Eiche am Rand der Wiese dort hinten im Wald«, schlug Eleanor vor. »Ich glaube nicht, dass sie auf die Idee käme, so weit zu laufen, obwohl ich mir vorstellen könnte, dass sie sogar dorthin reiten würde, um mich weiter zu schikanieren.«
»Das werde ich verhindern«, sagte Henry Percy.
»Aber sie wird bemerken, dass wir woandershin gehen«, gab Mary zu bedenken.
»Auch das werde ich zu verhindern wissen«, gab Henry zurück »Lady Eleanor, könnt Ihr eine Weile auf Lucy verzichten?«
»Harry …« Mary und Eleanor sahen ihn empört an.
»Sie wird für ein wenig Ablenkung im Pavillon sorgen, damit ich unbeobachtet meinen Plan umsetzen kann und damit Anne glaubt, Ihr alle befändet Euch noch in Reichweite, um ihre königlichen Launen über Euch ergehen zu lassen.«
»Das ist Lucy gegenüber aber nicht gerade fair«, sagte Eleanor.
»Oh, ich habe nicht vor, sie Anne zu überlassen. Das wäre nun wirklich ein allzu hartes Schicksal. Nein, davor werde ich sie so schnell wie möglich bewahren und sie wieder zu Euch bringen. Schließlich bin ich doch ein Gentleman, und Lucy ist Eure Cousine.« Er zwinkerte Eleanor kurz zu, dann streckte er die Hand aus. »Kommt, Jungfer, Eure Lady bedarf Eurer Hilfe.«
Lucy nahm seine Hand, und schon machten die beiden sich auf den Weg. Henry drehte sich noch einmal um und rief: »Wartet, bis Ihr einen Pfiff von mir hört, dann geht zum Waldrand hinüber. Wir werden uns an der Eiche auf der Lichtung treffen.«
Wenig später ertönte aus der Richtung des Pavillons ein Schrei und gleich darauf ein lauter Pfiff. Lachend rannten alle in den Wald hinein und blieben stehen, um sich
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