Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
möchte Euch meine besten Wünsche zu Eurer Heirat und meinen Dank für Eure Gastfreundschaft aussprechen.«
»Wer seid Ihr, Sir? Ich kenne Euch nicht«, sagte Richard.
»Ein einfacher Ritter auf dem Weg nach Portsmouth, der den Weg zu Eurer Schwelle gefunden hat.« Er sprach mit schwerer Zunge und schwankte wie eine Birke im Wind. »Und zu Eurer reichgedeckten Tafel. Und zu Eurem Ale.«
»Das sehe und rieche ich.« Richards Mundwinkel zuckten, als er sich das Lachen verkneifen musste. »Nun, dann steht auf und geht zurück zu meinem Ale und nehmt meinen Segen mit.«
»Tafel und Ale und Segen. Ihr seid ein guter und großzügiger Mann, Mylord. Aber nun muss ich …« Der Ritter wollte sich erheben, geriet aus dem Gleichgewicht und fiel quer über Eleanors Schoß. Als er bei dem Versuch, sich wieder aufzurichten, mit den Armen ruderte, griff er nach ihrer Hand. Eleanor spürte etwas in ihrer Handfläche, und der Ritter hob den Kopf und fuhr klagend fort: »… zum Aborthäuschen gehen.«
Blitzschnell war Richard auf den Beinen. Er packte den Ritter und schleuderte ihn zu Boden, so schnell, dass seine Männer nicht einmal Zeit hatten zu reagieren. Mit zornrotem Gesicht und ganz und gar nicht mehr amüsiert stand er vor dem Mann und sah mit finsterem Blick auf ihn hinunter.
»Ich sollte Euch auspeitschen lassen, weil ihr meine Gemahlin tätlich beleidigt habt.« Richard straffte die Schultern und riss sich zusammen – etwas, so musste Eleanor zugeben, wozu er als Junge nicht in der Lage gewesen wäre. »Aber es sind meine Hochzeitsfeierlichkeiten, und so werde ich Nachsicht üben.«
Er winkte zwei Bewaffnete herbei, und während des Tumults, der entstand, als die beiden den Ritter an der Cotte packten, warf Eleanor einen verstohlenen Blick auf das Stück Pergament, das er ihr in die Hand gedrückt hatte. Ihr Herz zog sich zusammen, als sie es sah: die einfache Zeichnung eines kleinen Stiers mit einem Mädchen auf dem Rücken.
Er ist hier.
Die grausame Drohung ihres Vaters schoss aus dem Winkel hervor, in den sie sie in den vergangenen Wochen vergraben hatte, und mit ihr beinahe auch ihr Mageninhalt. Einen Moment lang schloss sie die Augen, rang um innere Ruhe, und als sie die Lider wieder aufschlug, fiel ihr Blick auf Gunnar, eine Gestalt in einer Mönchskutte, so unverkennbar, selbst mit der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze, dass sie gar nicht verstand, wie sie ihn hatte übersehen können. Zehn Schritte, und sie konnte in seinen Armen liegen. Zehn Schritte.
Hastig wandte sie den Blick ab, um ihn nicht zu entlarven. Sie zog ihre Ärmel herunter und verbarg dabei das Stück Pergament. Dann strich sie ihre Röcke glatt und zupfte einen unsichtbaren Faden ab, um jedwede Beobachter abzulenken.
»Werft ihn in den Trog«, hörte sie Richard sagen. »Damit das Wasser und die frische Luft ihn wieder nüchtern werden lassen.«
Seine Männer packten den Ritter, jeder an einem Arm. Als sie ihn auf den Fersen zur Tür hinausschleiften, rief er noch immer. »Zum Aborthäuschen, Männer. Zum Aborthäuschen.«
Der Saal dröhnte vor Lachen. Richards Steward trat vor, die Stirn besorgt in Falten gelegt. »Verzeiht, Mylord. Ich hätte ihm auf keinen Fall Einlass gewähren dürfen.«
Richard fegte seine Entschuldigung mit einer Handbewegung beiseite. »Ausgerechnet jetzt würde ich nicht wollen, dass Ihr jemandem meine Gastfreundschaft verwehrt. Aber zweifellos wird er sich in den Trog entleeren. Schüttet das Wasser aus, füllt ihn morgen mit frischem Wasser wieder auf.«
»Jawohl, Mylord. Sobald es hell wird.« Sichtlich erleichtert zog sich der Steward zurück.
»Ist alles in Ordnung, Liebste?«, fragte Richard und wandte sich wieder Eleanor zu. »Hat er dir weh getan?«
»Nein. Nein, mir geht es gut«, antwortete sie, während der Mönch, der gar kein Mönch war, den anderen Männern zur Tür hinausfolgte. Sie sah, dass er sich nach links wandte. Zum Aborthäuschen. »Er hatte doch ein recht sanftes Gemüt. Er wollte keinen Schaden anrichten.«
»Du warst schon immer so nachsichtig, selbst als ich dir auf Richmond mit Kröten zu Leibe gerückt bin«, sagte Richard. »Aber nun wirkst du etwas blass. Der Tumult, den er veranstaltet hat, hat dich erschöpft. Wir sollten uns zurückziehen.«
»Nein! Ich meine, all die braven Leute warten doch noch.« Sie wies auf die Dorfbewohner, die sich an einer Seite des Saals drängten und darauf warteten, sie zu begrüßen und Eleanor in ihrer Eigenschaft als ihrer neuen
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