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Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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davon beim Morgenlob spüren.« Gunnar sprach einen Ton höher als normal und nuschelte ein wenig, nur für den Fall, dass der Westmorland-Bogenschütze ihn hörte. »Mein Esel ist tot auf der Straße zusammengebrochen, und einzig und allein diesem guten Ritter und seinem Pferd habe ich es zu verdanken, dass ich überhaupt sicher hier bin.« Gunnar bedachte Torvald mit einem kurzen Kopfnicken, das, wie er hoffte, mönchisch wirkte.
    »Nun, das Haus ist noch voll von Hochzeitsgästen, deshalb werdet Ihr wohl Euer Lager auf dem Heuboden aufschlagen müssen, hat der Steward gesagt. Aber Ihr könnt in den Saal gehen und zu Abend essen. Es ist genug für alle da, zu essen und zu trinken.«
    Gunnar nickte wieder und folgte Torwald in den Hof.
    Nahezu augenblicklich erschien ein Stallbursche. »Ich werde mich um Eure Pferde kümmern, Sir.«
    »Wir werden noch vor Tagesanbruch wieder aufbrechen«, sagte Torvald. »Ich will sie in der Nähe haben.«
    »Dann stelle ich sie in den vordersten Verschlag, Monsire. Soll ich Euch zeigen, wo es ist?«
    »Aye.«
    »Wo Ihr einmal dabei seid, könntet Ihr mir vielleicht auch zeigen, wo sich das Aborthäuschen befindet«, sagte Gunnar.
    »Aber natürlich, Bruder. Folgt uns einfach.« Der Mann übernahm die Pferde und bedeutete Gunnar und Torvald, ihm zu folgen. Als sie um das Herrenhaus gebogen waren, zeigte er auf eine Fackel, die am anderen Ende des Hofes brannte. »Draußen liegt genügend sauberes Stroh.«
    »Habt Dank«, sagte Gunnar und ging in die Richtung des Aborthäuschens. Nachdem er im Schutz der Dunkelheit verschwunden war, vergewisserte er sich, dass niemand Notiz von ihm nahm, und bog ab in eine andere Richtung, um sich das Labyrinth von Nebengebäuden genauer anzusehen und sich sämtliche Wege einzuprägen, die hinausführten.
    Er beschrieb Torvald die Anordnung der Nebengebäude, nachdem sie sich vor dem Herrenhaus wieder getroffen hatten. »Einer von Westmorlands Bogenschützen geht auf dem hinteren Turm Wache und ein anderer auf der Mauer.«
    »Der Stallbursche sagte, Westmorland habe zehn Männer dagelassen. Das sind drei Wachen und der Hauptmann. Das heißt: vier in der Halle, möglicherweise sieben, falls die dritte Wache nicht schläft.«
    »Sie werden ihre Bogen wohl kaum bei sich haben.«
    »Nein, aber sie haben Augen im Kopf, und sie tragen ihre Messer. Halt deinen Kopf gesenkt und zieh dir die Kapuze tief ins Gesicht!«
    »Selbstverständlich, Herr Ritter. Ich bin ein äußerst demütiger Mönch«, gab Gunnar zurück und ging zur Tür.
    Doch als er den Saal betrat, konnte er nicht anders als sich nach ihr umsehen. Im ersten Moment konnte er sie zwischen all den Menschen auf der Estrade an der Stirnseite nirgends entdecken. Ihm sank der Mut, denn er dachte bereits, sie hätte sich schon zurückziehen müssen, um ihre ehelichen Pflichten zu erfüllen, bevor er es verhindern konnte.
    Dann aber trat ein beleibter Kaufmann zur Seite – und da war sie. Ihre Augen blickten starr, und sie lächelte nicht. Der verblassende Schatten einer Prellung war auf ihrer Wange zu sehen. Und ihre Nase. Was war mit ihrer Nase geschehen? Er kniff die Augen zusammen und sah sich die leichte Krümmung an, die zuvor noch nicht dort gewesen war. Hätte Lucy nicht direkt hinter ihr gestanden und sich hektisch zu schaffen gemacht, so hätte er geschworen, sie wäre es gewesen, die ihre Hand in Burghershs gelegt hatte.
    Hatte Burghersh Eleanor geschlagen? Der gelbliche Farbton ihrer Prellung sprach dafür, dass die Verletzung bereits älter war, aber trotzdem betrachtete Gunnar den schlaksigen jungen Burschen an Eleanors Seite argwöhnisch. Die ganze Zeit hatte er sich einen älteren, stattlicheren Mann vorgestellt, der kurz vor einem Titelerwerb stand. Der hier jedoch war fast noch ein Junge, so jung, dass auf seinen Wangen nicht einmal der Schatten eines Bartwuchses zu erkennen war. Er schien überhaupt nicht alt genug, um schon zum Ritter geschlagen zu sein. Er war nicht einmal so alt wie Eleanor, er konnte allerhöchstens sechzehn sein.
    »Sieh sich das einer an«, murmelte Gunnar vor sich hin. »Diesem dürren Gestell könnte ich mit einem Finger die Knochen brechen.« Und ganz sicher würde er das auch tun, wenn er sie tatsächlich geschlagen hätte. Dann hätte er dieses kleine Wiesel umgebracht. Schön langsam.
    »Kopf runter!«, sagte Torvald.
    Gunnar zog sich seine Kapuze tiefer ins Gesicht, und sie gingen zur Schale mit dem Waschwasser, um sich die Hände zu säubern. Dann

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