Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Freund? Er ist … wie Ihr, oder nicht?«
Er nickte. »Torvald. Und wir haben einen weiteren Freund mitgebracht, Ari, der am Tag als Mensch lebt. Er wird für Eure Sicherheit sorgen, wenn ich es nicht kann. Wir brauchen nur …«
»Ich bin verheiratet.« Sie stieß die Worte hervor, als könne sie sie nicht länger zurückhalten, dann fügte sie widerstrebend hinzu: »Und die Ehe ist vollzogen.«
Daran zu denken, war schon schlimm genug gewesen. Es nun aus ihrem eigenen Mund zu hören, machte es noch tausendmal schlimmer. Gunnar packte Eleanor an den Schultern und hielt sie fest, so dass er im Licht des Monds, der zwischen den Gebäuden die Dunkelheit durchschnitt, ihre Augen erkennen konnte. »Ich habe die Prellung an deiner Wange gesehen. Und deine Nase. Hat er dich geschlagen? Hat er dir Gewalt angetan?«
»Nein. Die blauen Flecken stammen von der Hand meines Vaters. Richard war … Er war geduldig. Sogar liebenswürdig. Und er ist nun mein rechtmäßiger Ehemann, und ich bin seine rechtmäßige Ehefrau.« Tränen schimmerten wie Sterne an ihren Wimpern und weigerten sich herabzufallen. »Ich hätte Euch sagen sollen, dass ich verlobt war, doch ich hoffte … Vergebt mir. Aber ich kann nicht mit Euch gehen. Ich bin gebunden.«
Wie hatte er nur jemals glauben können, sie wäre wie Kolla? Und dennoch musste er sich eingestehen, dass er sich ganz genauso verhielt wie Drengi. »Komm mit mir! Wenn wir erst einmal fort sind von hier, spielt das keine Rolle mehr. Du gehörst mir, Eleanor.«
»Es geht nicht«, flüsterte sie. »Du musst nun gehen, bevor sie dich ergreifen. Bitte. Ich könnte es nicht ertragen, wenn sie dich ergreifen.«
»Wir können …«
»Geh!«
Sie war nicht Kolla. Sie hatte Ehre. Sie würde niemals mit ihm weglaufen, und das ließ ihm nur eine Möglichkeit – eine einzige Möglichkeit, um sich die Befreiung durch sie zu holen. »Warum?«
»Was?«
»Warum könntest du es nicht ertragen, wenn sie mich ergreifen? Sag es mir, Eleanor!«
»Geh einfach!«, sagte sie.
»Nicht, bevor du es mir gesagt hast.«
Ihr Schultern sanken herunter. »Zwing mich nicht, es zu sagen. Die Antwort würde uns beide nur schmerzen.«
»Ich weiß, aber ich muss es von dir hören. Warum?«
Sie presste die Lippen aufeinander und schüttelte langsam den Kopf, aber dann gab sie schließlich nach. »Weil ich dich liebe.«
Sie liebte ihn. Danke, Freya, immerhin dafür. Gunnar zog Eleanors Hand an seine Brust, presste sie auf das Amulett, das er unter seinem Hemd trug, und wappnete sich für den Schmerz. Brand hatte ihm davon erzählt, wie es war, von den Qualen, die er leiden würde, wenn Cwens böse Macht aus ihm herausströmte, weitaus schlimmer als bei der täglichen Wandlung. »Obwohl du weißt, was ich bin?«
»Obwohl ich es weiß, liebe ich dich. Und deshalb musst du jetzt gehen.«
Nichts geschah.
Ah, sie hatte das Amulett selbst ja gar nicht berührt. Daran musste es liegen. Gunnar riss sich das Hemd auf und legte ihre Hand auf das Amulett auf seiner nackten Brust, Presste ihre Hand auf den Kopf des Stiers. »Sag es mir noch einmal.«
»Scht.« Torvald erschien am anderen Ende der Werkstatt, triefend nass. Er zeigte auf das Herrenhaus. »Es kommt jemand.«
Eleanor wich ein Stück zurück, aber Gunnar wollte sie nicht gehen lassen. Konnte sie nicht gehen lassen. Noch nicht. »Sag mir noch einmal, dass du mich liebst.«
»Ich liebe dich wirklich«, flüsterte sie. »Aber es nutzt nichts. Ich kann nicht mit dir gehen.«
Gunnar wartete. Nichts passierte.
Eine Stimme rief: »Eleanor!«
»Richard«, flüsterte Eleanor. »Oh, bitte geh! Wenn er dich sieht … Wenn irgendjemand merkt, dass du hier bist …«
Torvald lief auf ihn zu. »Gunnar. Jetzt. Lass sie gehen!«
»Noch einmal.« Verzweifelt drückte Gunnar ihre Hand an seine Brust, presste den Stier auf seine Haut. »Sag es noch einmal!«
»Geh. Bitte geh! Ich liebe dich, aber bitte geh.« Sie wollte ihn von sich schieben, und Panik schwang in ihren Worten mit, als sie versuchte, sich zu befreien. »Bitte geh. Bitte! Bitte geh.« In einem letzten Versuch, riss sie sich los und wich zurück. Gunnar streckte die Arme nach ihr aus.
Torvald stellte sich ihm in den Weg. »Es hat keinen Sinn.«
»Mylady? Seid Ihr hier?« Mit aufgerissenen Augen erschien Lucy am Ende der Gasse, und ihr Flüstern klang drängend. »Euer Lord Gemahl nähert sich.«
»Geh! O Gott, Ihr müsst dafür sorgen, dass er geht!«, wandte sich Eleanor schließlich
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