Nachtkrieger
bleiben und eigens für Brand und mich eine Abendmesse halten.« Brand bedachte Ivo mit einem vernichtenden Blick, doch dieser sah ihn nur warnend an. »Ihr kommt doch ohnehin jeden Abend nach Alnwick, um Euren anderen Pflichten nachzugehen.«
»Eine Abendmesse?«, fragte Vater Theobald erstaunt. »Das scheint mir recht ungewöhnlich, My Lord.«
»Ich werde Euch den zusätzlichen Aufwand vergüten und Euch Verpflegung sowie eine Schlafstatt zur Verfügung stellen.«
Die Aussicht auf Silber und ein reichhaltiges Mahl wirkte Wunder und ließ den Priester jegliche Bedenken vergessen. »Nun gut … Vermutlich ist eine Abendmesse immer noch besser als gar keine. Lasst mir einen Moment Zeit, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen, My Lord.«
»Nicht heute Abend«, sagte Ivo und bereute es sogleich. »Brot und Schlafstelle sind Euch dennoch gewiss. Sonntag ist früh genug.«
Der Priester schien nicht ganz glücklich mit dieser Lösung, doch er nickte und sagte: »Wie Ihr wünscht, My Lord.«
»Setzt Euch wieder, Priester. Ihr seid am Zug«, murmelte Brand in mürrischem Ton, alles andere als begeistert über Ivos Vorhaben.
»Hm?« Vater Theobald wandte sich wieder der Schachpartie zu. »Oh«, sagte er, zog seinen Läufer und kassierte Brands Springer. »Schach,
Messire!
«
»Häh?« Mit düsterem Blick betrachtete Brand das Spielbrett. »Wie habt Ihr das gemacht? Oswald, würdet Ihr mir das bitte erklären!«
Lachend beugte der Marschall sich vor, und Ivo nutzte die Gelegenheit. Er drehte sich auf dem Absatz um und stieg die Treppe hinauf zu seiner Frau.
Sie erwartete ihn bereits, so wie sie es am Abend zuvor hätte tun sollen. Mit offenem Haar, das sie umhüllte wie ein kupferfarbener Umhang, saß sie in der Mitte des Bettes. Die Art, wie sie die Felle bis ans Kinn gezogen hatte, um ihre Blöße zu bedecken, verriet, dass sie nach wie vor ein wenig angespannt war. Doch als ihre Blicke sich trafen, sah Ivo in ihren Augen, dass sie für ihn bereit war. Und er war auf der Stelle erregt.
Ari musste sich getäuscht haben.
Er riss sich die Kleider vom Leib, als drohten sie ihn zu versengen – Cotte und Hemd warf er neben die Tür, die Schuhe streifte er auf dem Weg durch den Raum ab, seine Beinkleider am Bett.
Tu das nicht!,
hallten Brands warnende Worte in seinen Ohren nach. Er stand vor dem Bett und beugte sich hinunter, die Hand an der Kordel seine Bruche, unfähig, sich zu bewegen.
»My Lord?«, fragte Alaida und sah ihn besorgt an. »Ist Euch nicht wohl?«
Zögernd schüttelte er den Kopf. »Mir fiel nur einmal mehr auf, wie schön du bist, Alaida von Alnwick.«
Selbst im schwachen Kerzenlicht konnte er sehen, wie sie errötete. »Ich schmeichelt mir, My Lord.«
»Die Wahrheit ist niemals Schmeichelei«, sagte er und strich ihr über die Wange. Er wollte Alaida an sich ziehen, um sie zu küssen, lange und intensiv, bis sie ganz für ihn bereit war.
Deine Stimme verrät dich bereits.
Mitten in der Bewegung hielt er inne.
Brand hatte recht. Er durfte es nicht tun. Wenn er sie nun berührte, an diesem Abend, wenn er zuließe, dass sie ihn berührte, würde er sie ganz wollen. Er wäre nicht fähig, sich zurückzuhalten, ebenso wenig wie in der Nacht zuvor. Vielleicht wäre es besser, ein paar Tage zu warten, bis er sich unter Kontrolle hatte, bis all das für ihn nicht mehr so neu war und er sich möglicherweise besser beherrschen konnte. Seufzend zog er seine Hand zurück.
»Euch ist tatsächlich nicht wohl«, stellte Alaida fest. Sie kniete sich aufs Bett und fühlte ihm die Stirn. Schon diese leichte Berührung weckte in ihm den Wunsch, sie auf das Laken zu drücken und zu nehmen. »Aber Ihr habt kein Fieber. Vielleicht ist Euch beim Abendessen etwas nicht bekommen.«
»Nein, es ist nichts dergleichen. Es ist nur …« Er suchte nach einer Ausrede. »Es ist noch zu früh. Du wirst wund werden.«
»Oh.« Befremdet sah sie ihn an. »Ich habe keineswegs … Ich meine, ich …«, stammelte sie und errötete tief.
Schlag das Fell zurück,
schrie seine innere Stimme, die einfach nicht an Aris Visionen glauben wollte.
Sieh, wie rosig ihre Brüste sind. Koste sie. Nimm sie. Ari irrt.
»Du wirst wund werden«, wiederholte er schroff. »Ich habe dir zu viel abverlangt vergangene Nacht. Leg dich schlafen, Alaida. Ich werde dir heute nicht beiwohnen.« Er schnürte die Kordel seiner Hose zu, und sie starrte ihn fassungslos an.
»Was ist?«, fragte er.
»Nichts«, sagte sie mit gepresster
Weitere Kostenlose Bücher