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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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zugeschlagen haben. Ziemlich fest sogar … Und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. »Wat.«
    Ein Blick in Ivos Augen genügte, und sie wusste: Sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Provokativ langsam zog Ivo die verletzte Hand zurück und griff mit der anderen Hand nach ihrer.
    Auf einmal fühlte Alaida sich vollkommen leer. »Kein Wunder, dass er mir nicht sagen wollte, wer ihn geschlagen hat.«
    »Das geht dich auch nichts an.«
    »O doch! Er ist einer von meinen Leuten.«
    »Nun sind es
meine,
ebenso wie du meine Frau bist. Niemand beleidigt ungestraft meine Frau.«
    »Ich empfand es nicht als Beleidigung.«
    »Aber ich. Und damit ist die Sache erledigt, Alaida. Geh hinauf. Meine Unterredung mit Oswald wird eine Weile dauern. Ich komme später nach.«
    »Nur keine Umstände,
Monseigneur
«, entgegnete sie und riss sich los. »Hier unten in der Halle werdet Ihr es sicher bequemer haben.«
    Kaum hatte sie einen Fuß auf die erste Stufe gesetzt, da packte er sie und riss sie in seine Arme. Er gab ihr einen Kuss, grob und stürmisch, ohne erkennbare Zuneigung, einzig und allein, um seine Macht fühlbar zu machen. Ebenso zornig wie sie selbst raunte er ihr ins Ohr: »Wagt es nicht, mich aus Eurem Bett zu verbannen,
Madame.
Darüber entscheide nur ich allein. Ist das klar?«
    Alaida nickte.
    »Nun geh hinauf! Und wenn du oben bist, dreh dich um und wünsche mir eine gute Nacht, so dass jeder es hören kann. Ich möchte nicht, dass die ganze Halle erfährt, wie es um uns steht.«
    Er ließ sie los und ging einen Schritt zurück. Erhobenen Hauptes schritt Alaida die Treppe hinauf, getragen von ihrer Wut. Sie hatte die Hand bereits an der Tür und überlegte, ob sie den Gehorsam verweigern sollte, aber sie war noch nicht bereit für einen offenen Kampf. So drehte sie sich um und sah hinab zu Ivo. Bei allen Heiligen! Wie konnte er nur seelenruhig dort stehen, als wäre nichts gewesen?
    Und abermals schien sich ein Kobold ihrer Sprache zu bemächtigen, denn sie fragte mit honigsüßer Stimme: »Seid Ihr sicher, dass Ihr nicht auch schon zu Bett gehen wollt, My Lord?«
    Mit zusammengekniffenen Augen sah er sie an und ballte die Faust, als sei er kurz davor, die Treppe hinaufzulaufen und ihr ebenfalls einen Hieb zu versetzen. Nur zu! Damit würde er jeden einzelnen der Männer in der Halle gegen sich aufbringen.
    »Später«, versprach – drohte – er.
    »Schön«, sagte sie und rang sich ein Lächeln ab. Wenn das so weiterging, würde sie wohl bald perfekt darin sein, ein gekünsteltes Lächeln aufzusetzen. Obwohl sein Blick ihr verriet, dass er sie am liebsten zum Teufel gejagt hätte, machte sie einen höflichen Knicks und fügte hinzu: »Gesegnete Nachtruhe, mein Gemahl.«
    »Ebenfalls«, gab er zurück und wandte sich ab.
    »Bôte, Hadwisa! Her zu mir!« Während Alaida auf die beiden Frauen wartete, beobachtete sie, wie Ivo Oswald bat, sich mit ihm vor das Feuer zu setzen. Niemand in diesem Haus schien ihr so fremd wie Lord Ivo de Vassy selbst. Ein wahrer Gefolgsmann König Williams, der sich dessen harte Hand zu eigen gemacht hatte und nicht zögerte, sich ihrer zu bedienen. Sie hatte es von Beginn an geahnt, und sie hätte niemals auf seine Schmeicheleien und auf seine Verführungskünste hereinfallen dürfen.
    Noch einmal würde sie einen solchen Fehler nicht begehen.
    Dennoch ließ sie die Tür unverriegelt.

Kapitel 10
    F ast eine ganze Woche war vergangen, als Ivo und Wat sich erneut begegneten. Die Verletzung an Ivos Hand war gut verheilt. Bis auf eine kleine Narbe war nichts mehr zu sehen – einer der wenigen Vorteile des Fluchs.
    Wat hingegen war nach wie vor entstellt. Als er zögernd die Halle betrat, weil Ivo ihn herbestellt hatte, war der Bluterguss an Kiefer und Wange violett und grün, und seine Oberlippe war verunstaltet von einer dicken Kruste. Von seinem Platz an einem der niederen Tische aus sah er Ivo argwöhnisch an. Beim Essen hielt er den Kopf gesenkt und den Mund möglichst geschlossen, während um ihn herum alle lachten und schwatzten. Als Ivo sein verändertes Verhalten sah, zuckte er innerlich zusammen. Er hätte anders mit dem Verwalter umgehen müssen. Und wenn der Mann ihm nicht ausgerechnet an jenem Morgen im falschen Moment über den Weg gelaufen wäre, hätte er es sicher auch getan. Wat hatte ganz einfach Pech gehabt, aber vielleicht hatte er auch eine Lektion gelernt, die ihm künftig eine Menge Ärger ersparen würde. An Williams Hof gab es Edelleute, die ihm

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