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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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Boden rammte – also genau hier –, um den Brunnen zu schützen und das Ungeheuer in Schach zu halten. Dann sprach sie eine Warnung aus: Sollte das Ungeheuer jemals wieder mit seinem Herz vereint sein, würde es mächtiger und böser sein als je zuvor.
    Also ließ Lord Bisbright an genau dieser Stelle seine Halle errichten. Und er versprach den Dorfbewohnern, den Brunnen zu bewachen und sie vor dem Ungeheuer zu beschützen, und sie versprachen ihm, ihm treu zu dienen, solange er sein Versprechen hielt. Als das Tier sein Herz nicht finden konnte, ließ es sich in der Erde nieder, um zu warten.
    Und dort liegt es noch immer«, endete Wat. »Zusammengerollt in dem Hügel und schläft bis zu dem Tag, wo die Menschen es vergessen, und dann kann es aufwachen und sich holen, was ihm gehört.«
    Einen Moment lang war es im Zimmer vollkommen still. Selbst Alaida schwieg angesichts dieses geheimnisvollen, dunklen Endes.
    »Gut erzählt, Wat«, sagte Ivo schließlich. »Wirklich, sehr gut erzählt. Aber wie viel davon entspricht der Wahrheit?«
    »So hat mein Vater mir die Geschichte erzählt. Er hat sie von seinem Vater, und der wiederum von seinem Vater.«
    »Nichts weiter als eine dieser Geschichten, die man sich auf dem Land so erzählt«, sagte Geoffrey verächtlich.
    »Eure Meinung dazu haben wir bereits gehört, Steward«, sagte Ivo. »Was haltet Ihr davon, Oswald? Ihr sagtet, Ihr hättet genug gesehen und gehört, um all das nicht von der Hand zu weisen.«
    »Das ist möglicherweise ein wenig übertrieben, My Lord. Jedenfalls würde ich die Geschichte nicht einfach so abtun. Ich hatte sie ebenfalls schon oft gehört und nie etwas darauf gegeben. Bis ich eines Nachts zum Brunnen ging, weil ich Durst hatte. Und dann …« Der Marschall zögerte und kratzte sich den grauen Bart.
    »Was dann?«
    »Ich kann es gar nicht genau sagen, My Lord. Aus dem Brunnenschacht ertönte ein Donnern, etwa so: Sch-tum … Sch-tum …« Oswald gab den von langen Pausen unterbrochenen dumpfen Ton wieder und schüttelte schließlich den Kopf. »Wenn ich es nicht mit eigenen Ohren gehört hätte, würde ich es auch nicht glauben.«
    »Und dann der Hügel«, sagte Wat. »An einigen Stellen kann man das Tier schnaufen hören.«
    Ivo sah Oswald fragend an.
    »Ich habe es auch schon gehört«, gab der Marschall ein wenig betreten zu. »Zumindest habe ich ein Geräusch gehört, das klingt wie das Schnaufen eines großen Tieres. Das hat mich schon ein wenig stutzig gemacht.«
    »Und was ist mit den Dorfbewohnern?«, fragte Ivo an Wat gerichtet.
    »Die sind ebenfalls geteilter Meinung, My Lord. Einige glauben daran, andere wiederum nicht, und manche sind sich nicht sicher«, antwortete Wat. »Aber diejenigen, die daran glauben, fürchten, das Tier könne aufwachen, wenn auf der Kuppe eine Burg errichtet wird und das Herrenhaus dem Brunnen keinen Schutz mehr bietet. Selbst diejenigen, die nicht daran glauben, haben gefragt, ob der neue Lord von Alnwick plane, der alten Verpflichtung nicht mehr nachzukommen.«
    »Es gibt keinerlei Aufzeichnungen über eine solche Verpflichtung, My Lord«, sagte Geoffrey.
    »Die Tatsache, dass sie nicht in Eurer lateinischen Schrift niedergelegt ist, heißt nicht, dass sie nicht existiert«, meldete Brand sich zu Wort. »Ich habe schon merkwürdigere Geschichten gehört, die sich letzten Endes bewahrheitet haben.«
    »Das haben wir wohl alle«, sagte Bôte und sprach Ivo damit aus der Seele.
    »Baut hier«, sagte Oswald beschwörend. »Macht den Hof des Herrenhauses zum Burghof, so schützt Ihr den Brunnen und beruhigt die Dorfbewohner. Eine einfache Lösung.«
    »Wie sehr würde es sie wohl beruhigen, wenn die Burg gleich nach ihrer Errichtung Donald Baine oder seinem Thronfolger in die Hände fällt?«, gab Ivo zu bedenken. »Sein Bruder Malcolm wurde kaum eine Wegstunde von hier getötet. Früher oder später werden uns die Schotten auf den Leib rücken. Wenn wir hier bauen, sind die Angreifer im Vorteil.«
    »Wann immer die Schotten Alnwick in den vergangenen Jahren belagerten, blieben sie nie länger als einen Tag auf dem Hügel«, sagte Oswald. »Jedes Mal waren sie am nächsten Morgen verschwunden. Irgendetwas muss sie des Nachts vertrieben haben.«
    »Der faulige Atem des Tieres«, murmelte Bôte, und sogleich bedeutete Alaida ihr zu schweigen.
    »Nein, lass sie nur«, sagte Ivo. »Du bist die Älteste hier, Bôte. Was weißt du über das Ungeheuer?«
    »Nicht mehr als Wat, My Lord. Wie My Lady bereits

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