Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn
hilft«, wandte Jenner ein. »Sie können mit uns jederzeit darüber reden.«
»Vielleicht mache ich das wirklich irgendwann.« Linda versuchte sich eher erfolglos an einem Lächeln. »Wenn wir von Bord gehen, sehen wir uns wahrscheinlich nie wieder. Und bei wem ist ein Geständnis besser aufgehoben als bei einem Fremden?«
»Ich weiß nicht, ob wir wirklich noch Fremde sind.«
»Stimmt.« Linda seufzte. »Eigentlich gibt es nicht viel zu erzählen. Ich liebte Wayne aus ganzem Herzen. Er starb, und seither befinde ich mich in einem Zustand zwischen Leben und Tod und warte nur auf den Tag, an dem wir wieder zusammenkommen.«
»Nein!«, brach es aus Tiffany heraus, doch dann schraubte sie die Lautstärke etwas herunter. »So was dürfen Sie nicht sagen. Sie haben noch so viel vor sich. Sie sollten jeden Tag genießen.«
»Das tue ich. Ich liebe mein Leben.«
»Die Uniformen haben Sie nur aufgewühlt. Das ist verständlich«, sagte Jenner.
»Heute bin ich nah am Wasser gebaut. Ich habe gestern Nacht von Wayne geträumt«, ergänzte sie. »Gott, es ist Jahre her, seit ich so von ihm geträumt habe. Viele Leute sagen, sie könnten sich nicht mehr erinnern, wie ein geliebter Mensch ausgesehen oder wie seine Stimme geklungen hätte. Ich habe es nie vergessen. Nie.« Sie schüttelte ihre Melancholie ab. »Aber bestimmt wollen Sie sich an so einem Abend nicht das Gejammer einer alten Frau anhören.«
Ihre Unterhaltung wurde von plötzlichem Applaus in der Menge unterbrochen. Sie drehten sich um und sahen, dass einer der grauhaarigen Gentlemen von einer Frau ersteigert worden war, die jetzt aufs Podium eilte, um ihn abzuholen.
»Vielleicht sollten Sie sich auch einen Mann für eine Nacht besorgen«, schlug Tiffany vor.
Linda lächelte kurz und sagte dann leise: »Das hat noch nie funktioniert.«
27
Cael hoffte, dass er gleich zu Anfang auf den Auktionsblock kommen würde und damit die Tortur schnellstmöglich überstanden hätte, aber nein, man beschloss, ihn bis zum Schluss aufzuheben. Erst kamen ein Barkeeper und ein beliebter Steward an die Reihe, dann folgten ein paar
Witwer und anschließend ein schüchterner Mann, dessen Verlobte pflichtbewusst für ihn bot, bis er ihr gehörte - für die Rekordsumme von siebentausend Dollar.
Als Cael vortrat, waren vereinzelt anerkennende Pfiffe zu hören. Soweit er sehen konnte, pfiffen hauptsächlich reiche, weißhaarige Witwen. Er spielte mit und bedankte sich kurz, indem er sich an die Hutkrempe tippte. Dann zwinkerte er einer mächtigen Matrone zu, die prompt errötete. Er hielt nach Jenner Ausschau, aber sie und Tiffany standen nicht mehr an der Reling. Toll. Wahrscheinlich hockten sie in Tiffanys Suite oder in einer Bar und lachten sich auf seine Kosten tot.
Dafür würde jemand bezahlen.
Die ersten Gebote wurden abgegeben; man überbot sich in schneller Folge. Schon nach wenigen Minuten war die Viertausendermarke überschritten. Immer noch keine Jenner. Cael fing Ryans Blick auf; er und Faith schienen sich zu amüsieren und gleichzeitig zu sorgen, aber die beiden hätten schlecht einschreiten können. Falls weder Jenner noch Tiffany auftauchte, um seinen Allerwertesten zu retten, würde er in den Wurstfingern der dicken lasziven Omi im limettengrünen Fransenkleid oder in den Klauen der hexenhaften Braut mit dem zentimeterdicken Make-up und dem unnatürlich blauschwarzen Haar landen. Seit die Gebote die Achttausend-Dollar-Marke übersprungen hatten, waren nur noch die beiden im Spiel.
Dann leuchtete ein grelles Rot aus der Menge. Jenner arbeitete sich zur Bühne vor, dicht gefolgt von Tiffany. Mit erhobener Hand machte Jenner den Auktionator auf sich aufmerksam.
»Fünfzigtausend«, rief sie ebenso deutlich wie gelassen.
Die Zuschauer murmelten, ein paar Leute applaudierten.
Die Hexe wirkte sauer, aber sie und die Limettenoma räumten das Feld - nicht dass ein weiteres Gebot ihre Finanzen überstrapaziert hätte, aber beide waren nicht bereit, so viel für einen amüsanten Abend auszugeben.
»Armes Baby«, sagte Jenner tröstend, als sie am Podium standen. »Hast du wirklich geglaubt, ich würde dich mit einer anderen teilen?« Die Zuschauer lachten und klatschten, als sie ihn von der Bühne holte. Niemand außer ihm konnte sehen, wie kühl ihr Blick blieb, und nur er allein wusste, dass sie immer noch wütend war.
Larkin war von der Kostümparty in seine stille Suite geflüchtet. Wenn er noch ein einziges dieser dämlichen Musikstücke hören musste,
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