Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn
geschleift worden war, doch nicht lang danach lehnte sie neben Jenner an der Reling. »Ich dachte, ich leiste dir Gesellschaft, während er beschäftigt ist.«
»Ganz davon zu schweigen, dass er nicht ausflippt, weil ich ein paar Minuten unbewacht herumstehe«, ergänzte Jenner.
Tiffany zuckte mit den Achseln. »Männer.«
Damit war alles gesagt.
»Du siehst toll aus«, sagte Jenner. Tiffany vollführte eine kleine Pirouette, um ihr Kleid vorzuführen. Die Fransen tanzten, genau wie die lächerliche Feder.
»Du aber auch.« Tiffany lehnte sich wieder an die Reling
und schaute aufs Wasser. »Ich hatte schon Angst, dass Cael über seine eigene Zunge stolpert, so weit hängt sie ihm raus.«
Beide kehrten der Menge den Rücken und das Gesicht dem Ozean zu. »Ich glaube nicht, dass er ernsthaft interessiert ist«, sagte Jenner.
»Glaub mir, das ist er wohl.«
»Er ist aber nicht so was wie verheiratet oder verlobt, oder?« Sie war zwar schon zu dem Schluss gekommen, dass er nicht in festen Händen war, aber sie musste trotzdem nachfragen. Ganz egal, wie gut er ihr gefiel, sie würde keine Ehe zerstören.
»Nein«, antwortete Tiffany sofort. Es klang aufrichtig. »Und was war heute los? Hast du den ersten Schritt gemacht?«
»Und er hat mir daraufhin was von wegen Stockholm-Syndrom an den Kopf geworfen.« Eigentlich war weit mehr passiert, aber Tiffany brauchte nicht alles zu wissen.
»Kacke.«
»Genau.«
Sie merkte, dass hinter ihnen die Auktion begonnen hatte. Beide drehten sich um und besahen sich die Hand voll Männer, die sich auf der Bühne aufgebaut hatten. Ein paar Crewmitglieder waren darunter, zwei grauhaarige Herren, ein ihr unbekannter Blonder und Cael; nicht gerade eine Sternstunde des männlichen Geschlechts, auch wenn bei Caels Anblick jeder Frau das Wasser im Mund zusammenlaufen musste. Offenbar musste Matt arbeiten; falls er vertreten gewesen wäre, hätte er mit seinem Beachboy-Body bestimmt gutes Geld verdient.
Tiffany nickte zu den Junggesellen hin. »Lässt du Cael da oben verhungern, oder hilfst du ihm aus der Patsche?«
»Ich mache mir keine Sorgen. Auf ihn bietet mit Sicherheit jemand.«
Tiffany lachte, und Jenner stimmte ein. Die Möglichkeiten waren wirklich komisch, musste sie zugeben. Was würde Nyna wohl anstellen, wenn sie Cael für einen Abend ersteigert hätte?
Nachdem Linda Vale ihre Pflicht erfüllt hatte, kehrte sie zu den zwei jungen Frauen zurück. Jenner stellte ihr Tiffany vor und beobachtete Lindas Miene, während die ältere Frau Tiffany musterte und dann offenbar zu dem Schluss kam, dass sie in Ordnung war, auch wenn sie aussah, als wäre sie auf der Jagd nach einer guten Partie.
Manche Leute waren einfach gute Beobachter.
»Ich kann es nicht glauben, dass Sie Cael auf die Bühne gebracht haben«, sagte Tiffany zu Linda. »Das ist so gar nicht sein Ding.«
»Es ist für einen guten Zweck«, erläuterte Linda. »Er wird es bestimmt nicht bereuen, dass er mitgemacht hat.«
Ein Mann in einer historischen Uniform ging an ihnen vorbei, und Lindas Blick folgte ihm. Sie schauderte, ihr Lächeln erlosch, und plötzlich wurde sie bleich.
Betroffen wandte sich Jenner an die ältere Frau und legte beruhigend eine Hand auf ihren Arm. »Ist alles in Ordnung?«
»Es geht schon wieder.« Linda deckte ihre Hand auf Jenners. »Ich wünschte nur, sie hätten heute Abend auf die Uniformen verzichtet.«
»Ich mag Männer in Uniform«, sagte Tiffany, und Jenner warf ihr einen kurzen Blick zu. Eigentlich stand Tiffany auf Männer in Laborkitteln. Aber sie spielte heute Abend eine Rolle, und vielleicht gehörte diese Bemerkung dazu.
»Ich auch«, bekannte Linda wehmütig. »Mein Mann
war Soldat. Vietnam. Wayne wurde getötet, als ich achtzehn war, nur ein paar Monate nach unserer Hochzeit. Er war erst neunzehn.«
Eine Gänsehaut überzog Jenners Arm; Tiffanys entspanntes Lächeln verblasste.
Lindas Miene wirkte gleichzeitig leidend und sehnsuchtsvoll. »Wayne war mein Ein und Alles, er war der Mann meines Lebens. Ich habe nie wieder geheiratet und bin nie wirklich über seinen Tod hinweggekommen. Uns waren nur ein paar Monate vergönnt, nicht einmal ein Jahr, und manchmal habe ich das Gefühl, ich ertrinke, so unglaublich ungerecht war das damals …«
Tiffany legte tröstend die Hand auf Lindas Schulter. »Tut mir leid. Das schmerzt wirklich.«
»Ich rede eigentlich nie darüber.« Linda wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Wozu auch?«
»Weil es manchmal
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