Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn
auf die sonnenbeschienenen Hügel und den blauen Pazifik
zu ihrer Rechten. Auch heute war das Wetter wunderschön; seit ihrer Ankunft war jeder Tag perfekt gewesen. Die Aussicht auf weitere vierzehn sonnige Tage brachte sie zum Lächeln.
Sie sah auf ihre Uhr, eine diamantbesetzte Cartier, die ihr Vater ihr zum achtzehnten Geburtstag geschenkt hatte. Sie würde als einer der ersten Passagiere an Bord gehen, aber falls Jenners Flugzeug pünktlich landete und ihre Limousine nicht im Verkehr stecken blieb, würden sie vielleicht mehr oder weniger gleichzeitig eintreffen. Syd war froh, dass sie diesmal nicht zu spät kommen würde. Sie wusste, dass sie schrecklich unpünktlich war, aber sie schien die Zeit ebenso wenig kontrollieren zu können wie alles andere. Sie wollte nie zu spät kommen, ganz im Gegenteil, aber … Sie würde sich um Besserung bemühen, vor allem auf der Kreuzfahrt.
Sie achtete nicht sonderlich auf ihre Umgebung, während Adam gemächlich durch das Nobelviertel kreuzte, das Caros eingezäunte und gesicherte Wohnanlage umgab. Schließlich kannte sie sich in San Diego nicht aus und konnte sich nur schlecht an irgendwelchen Wahrzeichen orientieren. Stattdessen ließ sie die Gedanken schweifen und malte sich die vor ihnen liegenden Tage aus, die Sonnenbäder auf dem Privatbalkon, das fantastische Essen, das sie sich eigentlich verkneifen sollte, aber umso mehr genießen würde, weil Kreuzfahrtkalorien bekanntermaßen nicht zählten. Vielleicht würde sie ab und an sogar ein Glas über den Durst trinken und mit einem hübschen Latino-Tanzlehrer ein paar Runden auf dem Parkett drehen. O Mann. Klar. Sie war nicht gerade dafür bekannt, sich gehenzulassen. Also würde sie keinesfalls zu viel trinken - das hatte sie noch nie getan -, und weil sie schon tanzen konnte, würde sie wahrscheinlich auch mit keinem
Tanzlehrer tanzen. Aber sie und Jenner würden sich wie in einem richtigen Urlaub entspannen, sich amüsieren und vielleicht sogar ein bisschen flirten, wenn auch nur mit Männern, die hoch in den Siebzigern waren.
Leicht ruckend hielt die Limousine an einem Stoppschild an, und die Türen verriegelten sich mit einem Klicken. Verwirrt sah Sydney zum Fahrer vor, denn bis jetzt waren seine Stopps sanft wie Seide gewesen. Wieso verriegelten sich die Türen erst jetzt? Normalerweise wurden die Türen automatisch verriegelt, sobald ein Wagen losfuhr.
Auf der anderen Seite ging die Tür auf, eine dunkelhaarige Frau rutschte zu ihr auf den Rücksitz und knallte die Tür energisch wieder zu. Zu verdattert, um mehr als ein paar unzusammenhängende Laute von sich zu geben, starrte Sydney sie an. Der Wagen fuhr an, und wieder klickten die Türschlösser. Verunsichert begriff sie, dass die Türen beim ersten Klicken entriegelt worden waren, weil er den Automatikhebel beim Anhalten in die Parkstellung geschoben hatte.
»Adam …«, setzte sie an und merkte, wie ihre Verwirrung nackter Angst wich, als der Wagen beschleunigte. Sie rutschte ins äußerste Eck der Sitzbank, krallte sich am Türgriff fest und beugte sich vor, um an die Trennscheibe zu klopfen. Er musste doch merken, dass sie eine blinde Passagierin zugeladen hatten. Eigentlich hätte er schon längst an den Straßenrand lenken, sich umdrehen und der Frau erklären müssen …
»Bewahren Sie Ruhe, Ms Hazlett«, sagte die Frau gelassen. Sie zog die Hand aus der Tasche ihres Jogginganzugs und zeigte ihr die hässliche schwarze Waffe, die sie bei sich trug. »Bitte befolgen Sie unsere Anweisungen, dann wird Ihnen gar nichts passieren, das verspreche ich.«
Unsere.
Der Fahrer war also eingeweiht. Er hatte absichtlich angehalten, damit die Schlösser entriegelt wurden und die Frau einsteigen konnte. Das war kein Zufall gewesen; er hatte gewusst, dass sie dort warten würde.
Sydney hielt den Atem an, bis ihr schwindlig wurde. Sie umklammerte ihre Handtasche, die buchstäblich das Einzige war, woran sie sich festhalten konnte. Menschen mit viel Geld waren immer in Gefahr, entführt zu werden, und ihr Vater war unermesslich reich. Trotzdem beschränkten sich die Sicherheitsvorkehrungen in ihren Kreisen hauptsächlich auf die Sicherung des Besitzes. So gut wie niemand, den sie kannte, umgab sich mit Personenschützern, denn eigentlich wollten die Menschen ein möglichst normales Leben führen. Soweit sie wusste, hatte man ihrem Vater noch nie eine Entführung angedroht. Und doch saß sie jetzt mit zwei Fremden in einem verriegelten Auto und wurde mit
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