Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn
beiden auch einen ausgeprägten Abenteuersinn und großes Geschick. Wenn Larkin die Passagierliste nicht durcheinandergewürfelt hätte, wären sie jederzeit einsatzbereit gewesen.
Cael studierte die Gesichter, die er auf den Bildschirm geholt hatte. Tiffany würde die Vergangenheit der beiden Frauen recherchieren, doch er konnte sich währenddessen ein Bild von ihnen machen. Mit ihren dunkelblonden Haaren und den klassisch ebenmäßigen Zügen war Hazlett die Hübschere von beiden, aber ihr Gesicht hatte etwas Weiches. Redwine hingegen war eher niedlich als
hübsch, und aus ihren anscheinend spontan entstandenen Fotos sprach ein starkes Selbstbewusstsein. Die Bilder, die er fand, zeigten außerdem, dass sie ihre Haarfarbe etwa so oft wechselte wie ihre Schuhe. Das konnte bedeuten, dass sie einen Hang zum Abenteuer hatte, und das konnte wiederum bedeuten, dass sie gefährlich werden konnte. Aber hätte Hazlett andererseits das Rückgrat, alles zu tun, was getan werden musste?
Er musste sich auf sein Einfühlungsvermögen verlassen. Hazlett war vielleicht leichter zu beugen, einfacher zu beeinflussen, aber vielleicht würden ihre Nerven versagen. Redwines Nerven würden durchhalten, aber sie würde ihnen mit ihrer Sturheit von Anfang an Probleme bereiten.
Er sah sich noch einmal Redwines Foto an. Vielleicht fand Tiffany noch etwas, das ihn umstimmte, aber das war wenig wahrscheinlich. Hier zählte allein der Job, und diese Sache durchzuziehen, erforderte mehr Chuzpe, als Hazlett dem ersten Eindruck nach besaß. Also … fiel die Wahl auf Jenner Redwine. Wenn sie ihm Ärger machte, würde er damit - und mit ihr - schon fertig werden.
»Hallo, Süße«, sagte er leise. »Wir zwei werden demnächst ein Paar.«
8
An dem Morgen, an dem das Schiff zu seiner zweiwöchigen Jungfernfahrt in See stechen sollte, stand Sydney sehr früh auf - sie konnte es nicht ausstehen, wenn sie sich abhetzen musste. Wenn sie in Eile war, begann sie
sich unweigerlich zu verzetteln, so wie damals, als sie zwei verschiedene Schuhe angezogen hatte oder als sie ohne Schmuck zu einem Galadiner erschienen war. Sie versuchte in so einem Fall, gefasst und konzentriert zu bleiben, aber das funktionierte nur selten. Diesmal wollte sie sich auf keinen Fall so abhetzen müssen, dass sie einen Koffer vergaß oder ihren Pass liegen ließ. Bei diesem Gedanken kontrollierte sie gleich noch einmal, ob das unverzichtbare Dokument wirklich in ihrer Handtasche lag.
Die vergangene Woche war wirklich erholsam gewesen. Sie hatten am Pool gedöst, waren einkaufen gegangen und hatten bis in die frühen Morgenstunden geplaudert. Sydney hatte es wirklich genossen, ein paar Tage mit Caro zu verbringen. Es gab nur wenige Menschen, bei denen sie sich wirklich entspannen konnte, und Caro gehörte eindeutig dazu. Sie war durch und durch gelassen und vorurteilsfrei und betrachtete alles mit einem gesunden Humor. Sydney war sich durchaus bewusst, wie verschieden ihre beiden engsten Freundinnen waren, und doch liebte sie beide.
Letztlich waren sie auch nicht völlig verschieden. Auch Jenner hatte Humor, allerdings neigte sie eher zu boshafter Ironie. Andererseits hatte Jenner nichts Gelassenes an sich; selbst wenn sie sich entspannte, schien sie vor Energie zu vibrieren. Sie war eher argwöhnisch als offen, ein bisschen kratzbürstig und ebenso leidenschaftlich in ihren Vorlieben wie in ihren Abneigungen.
Vielleicht hatte Syd damals Jenners Unsicherheit nur bemerkt, weil sie sich, wie so oft, selbst nicht recht wohl in ihrer Haut gefühlt hatte, als sie beide am Tisch eines Wohltätigkeitsdiners Platz genommen hatten. Auf einen oberflächlichen Beobachter hätte Jenner gefasst und unabhängig gewirkt. Von ihrem Kleid bis zum Schmuck sah
alles an ihr diskret und elegant aus. Doch Syd fürchtete sich so vor den kleinsten Anzeichen von Häme oder Herablassung, dass sie ständig hypersensibel auf ihre Mitmenschen reagierte und daher das winzige unsichere Flackern in Jenners Gesicht bemerkt hatte, als die junge Frau kurz und verschreckt das Bestecksortiment musterte. Syd hatte sofort erfasst, dass Jenner völlig hilflos war, dass sie zum ersten Mal ein Galadiner besuchte und dass sie keinen Schimmer hatte, was sie mit der breiten Palette von Messern und Gabeln anfangen sollte.
Normalerweise fürchtete sich Syd so davor, den ersten Schritt zu machen, also ein Gespräch zu beginnen oder überhaupt Kontakt aufzunehmen, dass sie sich erst selbst Mut zusprechen musste; an jenem
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