Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn
Ende. Offenbar die Tür zu einer Suite.
Die Frau holte eine Keycard heraus, zog sie durch den Schlitz und öffnete die Tür. Die andere legte eine feste Hand in Sydneys Rücken, schob sie in den Eingangsbereich und dann nach links in den Salon. Die erste Frau trat sofort ans Fenster und schloss die Vorhänge, während die in Sydneys Rücken das Licht einschaltete. Außerdem drehte sie die Air Condition herunter. Sydney blieb neben dem runden Esstisch stehen, sah ihnen zu und fühlte sich
so ohnmächtig wie noch nie in ihrem Leben. Was sollte das alles?
Die zweite Frau hatte ihre langen braunen Haare zum Pferdeschwanz gebunden. Sie war hübscher als die erste, aber ihr Körper war genauso straff und muskulös. Sie zog ihre Jacke aus, und Syndey sah hinten im Hosenbund ein Messer mit Scheide stecken. Ein Messer! Waren das Charlies Angels auf Abwegen?
Irgendwie jagte ihr das Messer noch mehr Angst ein als die Pistole. Pistolen machten Krach - wenigstens wenn sie nicht schallgedämpft waren, so wie die Pistole, die sie vorhin gesehen hatte -, und erregten Aufmerksamkeit. Ein Messer war leise; vielleicht würde ihre Leiche tagelang nicht entdeckt werden.
Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen. »Verrät mir jetzt endlich jemand, was hier gespielt wird?« Sie gab sich alle Mühe, ihre Angst nicht zu zeigen; trotzdem hörte sie, wie ihre Stimme mitten im Satz zu zittern begann.
Die erste Frau sagte: »Das brauchen Sie nicht zu wissen. Sie tun einfach, was wir Ihnen sagen. Ich heiße Dori, und das ist Kim. Bitte setzen Sie sich, während wir auf Adam warten.«
Sydney setzte sich. Sie versuchte sich zu beruhigen, aber das war nicht so einfach. Hätten die beiden ihre Namen verraten, wenn man sie am Leben lassen wollte? Sie konnte diese Menschen beschreiben und sie wusste, wie sie hießen. Natürlich mussten das nicht ihre richtigen Namen sein, aber dass sie keine Anstalten machten, ihre Gesichter zu verbergen, sprach nicht für Syds Überlebenschancen.
Diese Erkenntnis traf sie wie eine Ohrfeige. Schwer schluckend versuchte sie das Flattern zu kontrollieren, das ihre Glieder gepackt hatte, und gleichzeitig die Tränen wegzudrücken, die ihr in die Augen sprangen und
über die Wangen liefen, doch ihre gesamte Willenskraft hielt der anbrandenden Verzweiflung nicht stand, sodass sie zuletzt schluchzend die Hände vors Gesicht schlug. Sie weinte nicht nur um sich. Sie weinte um ihren Dad, der so leiden und sich solche Vorwürfe machen würde, falls diese Entführung wie zu erwarten endete und sie dabei sterben würde - oder falls sie, schlimmer noch, einfach verschwand, ohne dass er je erfuhr, was ihr widerfahren war. Und Jenner … wurde sie genauso gefangen gehalten? Hatten die Entführer sie am Flughafen abgefangen und zu weiß Gott welchem Zweck in ein anderes Hotel verschleppt?
Dori und Kim ließen sie ein paar Minuten in Ruhe, dann wurde Syds Arm von einer sanften, aber kräftigen Hand gepackt und sie wurde hochgezogen, bis sie unsicher stand. Die Hände blieben, wo sie waren, und stützten sie weiter.
»Eins nach dem anderen.« Dori nahm Sydney behutsam die Tasche ab, die sie immer noch umklammert hielt. Sie öffnete sie, durchsuchte sie und nahm Syds iPod heraus, genau wie ihr Handy, zwei Nagelfeilen, zwei Stifte und eine Sicherheitsnadel sowie alles andere, was irgendwie nützlich sein konnte. In ausgesprochen schlechtem Timing begann das Handy zu läuten. Der Klang ließ Syndey aufschrecken und automatisch nach dem Telefon greifen.
Dori nahm das Handy schweigend an sich und ließ es in ihre Tasche gleiten.
Kim nahm Syd am Arm und führte sie durch den Eingangsbereich und an der Tür zum Hotelkorridor vorbei ins Schlafzimmer. »Wir werden in Kürze Ms Redwine anrufen. Versuchen Sie sich bis dahin wieder zu fassen. Sie werden Ms Redwine ein paar Anweisungen erteilen, und wenn sie die befolgt und Sie weiterhin Ihre Anweisungen
befolgen, wird niemandem etwas passieren. Darauf gebe ich Ihnen mein Ehrenwort.«
Sie klang aufrichtig. Syd hätte ihr fast ins Gesicht gelacht. Sollte sie diesen Leuten etwa vertrauen? Sie würde tun, was man ihr auftrug, weil ihr nichts anderes übrig blieb, aber dieses »Ehrenwort« zählte rein gar nichts. Wie blöd musste jemand sein, um sich an das Ehrenwort eines Verbrechers zu klammern?
Sie traten in das geräumige Eck-Schlafzimmer. Licht durchströmte den blau und beige - vor allem beige - eingerichteten Raum. Es gab ein Doppelbett, einen bequem aussehenden Sessel am Fenster und ein
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