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Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn

Titel: Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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tintenschwarzen Wellen leuchteten weiße Kronen, und eine frische Brise zupfte an Haaren und Kleidern. Obwohl Jenners Nerven zum Zerreißen angespannt waren, hatte es etwas Magisches, auf einem leuchtenden Schiff durch den weiten, leeren Ozean zu schneiden. Nirgendwo waren andere Lichter zu sehen, was noch unterstrich, wie allein sie waren.

    An der Bar wurde ein Hocker frei, und Jenner ließ sich eilig darauf nieder. Um sie herum drängten sich so viele Menschen, dass es ihr ein Rätsel war, wie sie ein bestimmtes Paar darin erkennen sollte, vor allem da sie nicht einmal wusste, wie die beiden aussahen. Tja, das war deren Problem; die beiden wussten, wie sie aussah, also lag es an ihnen, ihr nahe genug zu kommen, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Und vielleicht würde sie ihnen das Leben ein bisschen schwerer machen, indem sie sich zur Theke drehte.
    Der Barkeeper lächelte sie an. »Was darf es sein?«
    »Ein Teeter-Totter«, erwiderte sie.
    »Haben Sie schon den Ghostwater probiert? Das ist der offizielle Schiffsdrink.« Er deutete auf den Cocktail, den einer der drei Barkeeper einem Passagier reichte; in dem hohen, dünnen Glas schwappte eine blassgraue Mixtur, aus der dünne, nebelgleiche Schleier aufstiegen.
    »An Ihrer Stelle würde ich mich vor dem Ghostwater in Acht nehmen«, riet ihr ein Mann zu ihrer Linken, der sich mit einer Schulter an die Bar gedrängt hatte. »Der haut ziemlich rein. Ich nehme trotzdem einen.«
    Weil sich der Mann fast unverschämt nah an sie herandrängte, sah Jenner unwillkürlich auf und blickte in zwei sehr blaue, durchdringende Augen. Einen Sekundenbruchteil blieb die Zeit stehen, das Herz sprang von innen gegen ihre Rippen und ihr Magen sackte ihr in die Knie. Hastig senkte sie den Kopf, um den Blickkontakt zu unterbrechen. Er war ihr so nahe, dass sie seine Körperwärme spürte, so nahe, dass seine Brust ihre Schulter berührte; verspätet schlugen ihre Nervenenden Alarm. Eigentlich konnte sie es nicht leiden, wenn sie von Fremden berührt wurde, und schon gar nicht mochte sie es, so bedrängt zu werden, erst recht nicht von einem so großen
und so kräftigen Mann wie diesem. Sie versuchte sich ihm zu entziehen, aber in der Bar war es so voll, dass sie sich nicht vom Fleck rühren konnte, ohne jemanden beiseite zu schubsen.
    »Ein Teeter-Totter und ein Ghostwater«, bestätigte der Barkeeper und wandte sich ab, um die Drinks zu mixen.
    Sie starrte eisern geradeaus, denn sie wollte ihm keinesfalls noch mal in die Augen sehen. Wollte er sie anbaggern oder versuchte er nur, an einer überfüllten Bar einen Drink zu ergattern? So oder so durfte sie sich nicht ablenken lassen. Jetzt war ihr Blickfeld auf beiden Seiten blockiert. Sie konnte nicht mehr sehen, was um sie herum vorging, und hinter ihr redeten so viele Menschen durcheinander, dass sie nicht sicher war, ob sie es überhaupt mitbekommen würde, falls jemand zu streiten begann. Sobald sie ihren Drink hatte, musste sie von hier weg und sich in eine stillere Ecke zurückziehen.
    »Sind Sie allein hier?« Er stand so dicht neben ihr, dass sie seine Stimme an ihrem Ohr und seinen warmen, angenehmen Atem auf ihrer Wange spürte.
    »Nein«, sagte sie, und das war nicht gelogen. Mindestens vier Menschen waren mit ihr hier und beobachteten sie, selbst wenn sie allein an der Bar saß. Sie sah immer noch nicht zu ihm auf.
    »Schade«, sagte er. »Ich auch nicht.«
    Auf einmal war seine Stimme so abgesunken und klang so warm und vertraulich, dass sie gegen ihren Willen wieder zu ihm aufsah. Wieder rutschte ihr der Magen in die Knie. Sie hatte schon besser aussehende Männer gesehen, aber sie war ganz bestimmt noch keinem begegnet, der mehr Männlichkeit ausgestrahlt hätte. Verwirrend war nur, dass es kein einzelnes Merkmal gab, das ihn herausgehoben hätte. Er war groß, aber nicht riesig; muskulös,
aber nicht muskelbepackt; außerdem hatte er kurze dunkle Haare, blaue Augen und die Andeutung eines Dreitagebartes auf dem energischen Kinn. Er trug nur ein paar schwarze Leinenhosen und ein schlichtes weißes Seidenhemd mit hochgekrempelten Ärmeln, und doch wirkte er eleganter als die anderen Männer, obwohl hier alle Modebewusstsein zeigten. Alles in allem bot er einen ausgesprochen netten Anblick, aber das hatte mehr mit seiner Ausstrahlung zu tun als mit einem bestimmten Merkmal.
    Der Barkeeper stellte die Drinks vor ihnen ab. Froh über die Unterbrechung griff Jenner nach ihrer Schiffskarte, aber der Mann kam ihr zuvor, reichte

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