Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn
der Bridget direkt vor der Tür gewartet hatte, um festzustellen, ob Jenner zu fliehen versuchte? Oder hatte er auf alle Spielchen verzichtet und sie hier im Schlafzimmer von Bridget bewachen lassen? Das war wahrscheinlicher, denn wenn sein Vorhaben wirklich so wichtig war, konnte sie sich nicht vorstellen, dass er auch nur das kleinste Risiko einging. Sie an seiner Stelle hätte es jedenfalls nicht getan.
Außerdem hatte er andere Sachen an, eine khakibraune Hose und ein königsblaues Hemd, das seine Augenfarbe zu einem fast atemberaubenden Blau abtönte. Bestimmt hatte Bridget ihm die Sachen aus der Suite gebracht, die er mit Tiffany teilte. Jenner konnte kaum glauben, dass sie dieses ganze Hin und Her verschlafen hatte.
Dann bemerkte sie noch etwas, das ihr den Atem stocken ließ: Er beobachtete, wie sich ihre Brüste unter dem dünnen Pyjamatop bewegten.
Obwohl sie nicht leicht in Verlegenheit zu bringen war, begann ihr Gesicht zu glühen. Gestern Abend war es ihr völlig egal gewesen, ob sie einen trug oder nicht, aber inzwischen hatte sie endlich schlafen können, und sie hatte direkt neben ihm geschlafen. Sie hatte sich zwar fest in die Decke gewickelt, aber er war praktisch nackt gewesen, und einen so muskulösen Körper vergaß man nicht so leicht, auch wenn sie ihn nach besten Kräften ignorieren würde.
Vielleicht auch nicht. Ehe sie sich’s versah, stach sie mit dem Finger in seine Richtung. »Machen Sie sich bloß keine Hoffnungen, dass ich das Stockholm-Syndrom kriegen könnte, kapiert?«
»Gott bewahre«, gab er zurück. »Aber wenn Sie nicht möchten, dass ein Mann Ihnen auf die Brüste sieht, sollten sie die beiden nicht so tanzen lassen. Nicht dass sie groß genug zum Tanzen wären, aber sie können immerhin wackeln.«
»Es geht Sie überhaupt nichts an, was sie tun. Schauen Sie woanders hin.« Sie war nicht gewillt, das Thema weiter zu vertiefen, darum wechselte sie es. »Ich werde duschen und mir die Haare waschen. Es wird also etwas dauern.«
»Lassen Sie sich nicht zu viel Zeit«, riet er ihr nach einem Blick auf seine Armbanduhr. »Sie haben vierzig Minuten.«
Dieser Bastard! Hatte sie etwa seine Badezeit begrenzt? Mit durchgestreckten Schultern stakste sie an den Schrank und holte die Sachen heraus, die sie heute anziehen wollte. Ihre Toilettenartikel waren allerdings unauffindbar, darum begann sie frustriert die Schubladen zu durchwühlen.
»Was machen Sie da?«
»Ich suche mein Shampoo und das andere Zeugs.«
»Das liegt schon im Bad. Sie müssen die Sachen doch schon gestern Abend gesehen haben, als Sie sich das Gesicht gewaschen haben.«
Gestern Abend war sie praktisch im Koma gewesen; darum war ihr das nicht aufgefallen. Sie hatte sich sogar die Zähne geputzt, ohne sich zu fragen, wie ihre Zahnbürste und die Zahnpasta ins Bad gekommen waren. Erbost machte sie kehrt, marschierte mit ihren Anziehsachen ins Bad und knallte die Tür hinter sich zu. Von der Parfümlotion bis zum Haarspray stand alles bereit. Ihr Shampoo wartete in einem der Regalfächer unter dem Waschbecken.
Vierzig Minuten, wie? Sie überlegte, ob sie die Tür verriegeln
sollte, aber sie wollte ihn nicht provozieren - am Ende rächte er sich, indem er sie zwang, die Tür offen zu lassen, und das wollte sie auf keinen Fall. Das Bad war wahrscheinlich der einzige Ort, an dem er sie in Ruhe ließ. Das Zeitlimit bedeutete, dass sie sich nicht lang in der Badewanne einweichen lassen konnte, aber sie hatte es ohnehin nicht so mit dem Einweichen. Normalerweise beschränkte sie sich morgens darauf, kurz unter die Dusche zu hüpfen, und so hielt sie es auch diesmal. Man hatte sie vor eine Herausforderung gestellt, und sie würde nicht davor kneifen.
Im Bad war ein guter Fön installiert. Ihre kurzen Haare waren in Windeseile getrocknet, vor allem, weil ihr augenblicklicher Stil eher lässig als elegant wirken sollte. Untertags legte sie nur wenig Make-up auf, nur etwas Lidschatten, Mascara und Lipgloss, was ebenfalls schnell erledigt war. Lange vor dem gesetzten Limit trat sie wieder aus dem Bad.
Er zog eine Braue hoch - was sie ungemein ärgerte, weil sie selbst immer nur beide Brauen gleichzeitig hochziehen konnte -; dann trank er genüsslich einen Schluck Kaffee.
Kaffee. Ihr Blick wurde davon angezogen wie der eines Bären von einem Honigtopf. Sie spürte leise Kopfschmerzen, die ihr verrieten, dass sie dringend eine Koffein-Infusion brauchte. »Gibt es auch Kaffee für mich?«
Wo es Kaffee gab, gab es
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