Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn
damit auszuholen. »Ruhig«, befahl er scharf und verdrehte, um seinem Befehl Nachdruck zu verleihen, ihren Arm, bis sie aufschrie und halb auf die Matratze zurückfiel. Augenblicklich lockerte er seinen Griff, aber er gab ihren Arm nicht wieder frei. »Sie werden mich auf keinen Fall noch mal beißen, das lasse ich nicht zu. Es geht ihr gut.«
»Dann will ich mit ihr reden«, wiederholte Jenner. Diese verfluchten Tränen hatten inzwischen ihre Augen überschwemmt und rannen über ihre Wangen. »Sofort. Ich will sofort mit ihr reden. Bitte. « Es war ihr egal, dass sie
ihn anbettelte. Für sich selbst hätte sie nicht gebettelt, für Syd tat sie es. Weil er ihren linken Arm festhielt, musste sie die rechte Hand nehmen, um sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen, und zog damit seine Hand hoch, die sie prompt an der Stirn traf. »Autsch!« Erschrocken zuckte sie zurück und sah ihn wütend durch ihre Tränen hindurch an.
Langsam und ohne den Blick von ihr zu wenden, schüttelte er den Kopf. »Wenn ich katholisch wäre, würde ich jetzt einen Exorzisten rufen«, erklärte er halblaut. »Wir hängen mit Handschellen aneinander! Was zum Teufel haben Sie erwartet?«
»Im Gegensatz zu Ihnen habe ich keine Erfahrung mit Handschellen!« Schniefend hob sie ein zweites Mal, diesmal jedoch deutlich langsamer, die Hand, um sich die Tränen abzuwischen.
Er schnaufte verärgert aus, legte den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. »Haben Sie eine Ahnung, wie spät es ist?«
Ihre Armbanduhr hatte sie vorhin abgelegt, als sie sich das Gesicht gewaschen hatte, und sie dann am Waschbeckenrand liegen lassen. Sie beugte sich nach links und sah auf die Digitaluhr auf seinem Nachttisch. »Drei Uhr sechsundzwanzig. Warum?«
»Weil es in Kalifornien genauso spät ist.«
»Na und? Glauben Sie, es interessiert mich, ob Ihre Gorillas ihren Schönheitsschlaf unterbrechen müssen?«
»Das sollte Sie aber interessieren«, erwiderte er grimmig. »Immerhin sind diese Leute für die Sicherheit Ihrer Freundin verantwortlich. Sie wollen doch nicht, dass sie schlecht gelaunt sind.«
»Sie sind der Boss. Befehlen Sie ihnen, nett zu bleiben.«
Er schloss für einen kurzen Moment die Augen. Dann sagte er: »Scheiße«, und machte sie wieder auf. »Wenn ich Sie telefonieren lasse«, erklärte er müde, »legen Sie sich dann hin und halten den Mund? Es ist mir egal, ob Sie schlafen oder nicht, Hauptsache, Sie halten den Mund.«
»Ich werde mich hinlegen«, versprach sie. »Ob ich den Mund halte oder nicht, hängt davon ab, ob ich eine Decke bekomme oder nicht und ob Sie mich weiterhin anatmen oder nicht. Ich komme mir vor wie in einem Horrorfilm.«
Er ließ ihren Arm los, griff unter einem gemurmelten Schwall von Verwünschungen, aus dem sie die Worte »besessen« und »fleischfressend« und einige andere Ausdrücke herauszuhören meinte, nach seinem Handy und drückte eine Kurzwahltaste. Es dauerte länger als üblich, bis die Verbindung zustande kam; sie waren seit fast zwölf Stunden auf See und inzwischen mehrere hundert Meilen von der Küste entfernt. Wahrscheinlich mussten die Funkwellen erst von Satellit zu Satellit hüpfen. Schließlich sagte er: »Weckt Ms Hazlett auf. Redwine will mit ihr reden. Ja, ich weiß, wie spät es ist. Ich würde auch lieber weiterschlafen, aber das kann ich erst, wenn sie mit Ms Hazlett gesprochen hat. Hör auf zu zicken und hol sie einfach ans Telefon, wenn du nicht mit mir den Platz tauschen willst.« Er verstummte und lauschte kurz. »Habe ich auch nicht gedacht. War ja klar, dass Bridget das sofort weitererzählt.« Noch eine Pause. Er kniff sich in die Nasenwurzel. »Ja, sie beißt. Verflucht, hol jetzt endlich Hazlett ans Telefon!«
Grimmig schaltete er das Telefon auf Lauthören und reichte das Gerät an Jenner weiter. Sie packte es und fragte sofort: »Syd?«
Eine Männerstimme, dieselbe Männerstimme, mit der
sie schon einmal gesprochen hatte, sagte: »Gleich.« Sie hörte gedämpfte Geräusche, etwas wie ein Klopfen, dann eine ängstliche und verwirrte Antwort, die eindeutig von Sydney kam. Syd wachte nicht so schnell auf wie Cael; Jenner verzog das Gesicht, als sie die Angst in Syds Stimme hörte, aber die schlaftrunkene Reaktion war so typisch für ihre Freundin, dass sie unwillkürlich lächeln musste.
»Jenn«, meldete sich Sydney mit leicht panischer Stimme. »Ist alles okay? Ist irgendwas schiefgelaufen? Haben sie dir was getan?«
»Nein, ich bin okay«, sagte Jenner und begann
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