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Nachtleben

Nachtleben

Titel: Nachtleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Du hast keinen Stempel, und …«
    »Dann bezahle ich halt. Mann, ey, ich will da nur rein.«
    »Es geht gar nicht ums Bezahlen, sondern …«
    »Haste doch gerade gesagt.«
    »Nein, ich habe nur gesagt, dass du keinen Stempel hast.«
    »Ja, ey, den kriege ich doch, wenn ich bezahle, bist du bescheuert?«
    |165| »Es geht darum, dass Einlassstop ist und dass du sowieso zu betrunken bist, und mein Chef sagt …«
    »Was hat denn dein Chef damit zu tun? Ist der hier?«
    »Der ist gerade nicht hier, aber …«
    »Mann, dann kriegt der das doch gar nicht mit.«
    »Pass auf, ich hab hier meine Anweisungen, außerdem …«
    »Ey, bist du aus der DDR, oder was? Machste alles, was dir von oben gesagt wird? Was soll denn diese Stasi-Scheiße? Ich will feiern. Das durfte man bei euch zwar nicht, aber hier im Westen gehen Leute halt feiern.«
    Im Augenwinkel bemerkte ich, wie jemand unkontrolliert in den Laden schlüpfte. Einige Meter von uns entfernt standen andere Gäste und beobachteten das Geschehen, tuschelten oder kicherten. Den Hünen fixierend, trat Flavio einen Schritt auf ihn zu.
    »Hier, Dicker«, zischte er in einem Anflug von Größenwahn. »Sag deinem kleinen Freund mal, dass jetzt Feierabend ist, wenn er keinen Bock auf Ärger hat.«
    »Und von wem bekommt er dann wohl Ärger?«, fragte der Hüne.
    Flavio schnaufte. »Wir haben hier Hausrecht.«
    Der gepiercte Kerl brüllte völlig hysterisch: »Lasst mich da jetzt rein!«
    »Du blöder Wichser reißt dich jetzt mal zusammen!«, schrie Flavio zurück. »Es gibt tausend andere Läden in der Stadt, wo so kaputte Arschlöcher wie du sich zusaufen können. Du verpisst dich jetzt!«
    In der nächsten Sekunde schubste der gepiercte Kerl Flavio um, der ihn aber noch am T-Shirt zu fassen bekam und mit sich zu Boden riss. Beide stürzten auf den Asphalt. Der Kerl landete mit dem Knie auf Flavios Bauch, schlug ihm mit der Faust ins Gesicht, worauf Flavio ihm die Hand zwischen die Beine schob und die Eier zusammenquetschte. Quiekend kippte der Kerl auf den Boden und kugelte sich zusammen. Gerade wollte ich ihn packen, als mich ein dumpfer Schlag |166| gegen die Schläfe traf und von den Beinen holte. Als ich aufblickte, sah ich verschwommen den Hünen über mir, robbte zur Seite und rappelte mich unbeholfen auf. Noch immer auf dem Boden hockend, hatte Flavio den gepiercten Kerl in den Schwitzkasten genommen und boxte ihm in die Nieren. Der Hüne war drauf und dran, sich Flavio zu greifen, als die Tür des Ladens aufsprang und Tommaso, Ayhan und Tobi herausgestürmt kamen.
    »Micha!«, brüllte der Hüne erschrocken in Richtung Parkplatz und versetzte Flavio einen Tritt in die Seite. Augenblicklich ließ der den gepiercten Kerl los und klammerte sich mit schmerzverkniffenem Gesicht an das Bein des Hünen, der für eine Schrecksekunde erstarrte und dann versuchte, Flavio abzuschütteln wie einen notgeilen Köter.
    »Lass los«, brüllte er und hämmerte mit seiner Faust gegen Flavios Schädel, der sich nur umso fester krallte. Bevor der Hüne weiter auf Flavio eindreschen konnte, war er von Ahyan und Tobi unter den Armen gepackt worden. Ächzend und fluchend drückten sie ihn zu Boden.
    »Micha!?«, bölkte der Hüne und versuchte sich, gurgelnd vor Wut, aus ihrem Griff zu winden.
    Inzwischen hatte Tommaso den gepiercten Kerl in den Würgegriff genommen. Mit den Beinen strampelnd, versuchte der sich herauszuwinden, merkte aber schnell, dass er keine Chance hatte, und ließ sich schlaff hängen.
    »Ganz ruhig jetzt«, befahl Tommaso. »Ganz ruhig. Alle!«
    »Mi-cha!«
    »Ihr beruhigt euch jetzt«, rief Tommaso, »und wir können das ohne die Bullen regeln.«
    »Ey, ich wollte doch nur in den Scheißladen«, wimmerte der gepiercte Kerl mit hochrotem Kopf. Dabei klang er, als sei er kurz davor loszuheulen.
    »Micha!«
    Inzwischen hatte sich eine Traube von Menschen um uns herum gebildet. Ich rieb mir die Schläfe und bemerkte erst in |167| diesem Moment, dass ich wie unbeteiligt dagestanden und zugeguckt hatte. Dann sah ich, wie sich hinter Tommaso jemand durch die Menge wühlte. Ein drahtiger Typ, zwei Köpfe kleiner als ich, mit kantigem Gesicht und Oberlippenbärtchen, schubste einige Mädels beiseite und marschierte mit einer leeren Bierflasche in der Hand auf Tommaso zu.
    »Tommaso! Hinter dir!«, rief ich, spürte das Adrenalin in mein Blut schießen und sprintete dem Typen entgegen. Noch immer mit Ayhans Knie im Nacken, brüllte der Hüne: »Gib’s ihm, Micha!«, und der

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