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Nachtmahl im Paradies

Nachtmahl im Paradies

Titel: Nachtmahl im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bennett Ben
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Er war endgültig verrückt geworden. Hier stand er, in der menschenverlassenen, vom spärlichen Nachtlicht erleuchteten Restaurantküche des Paris – die Augen weit aufgerissen, den Körper vorgebeugt, die Arme um eine imaginäre Gestalt geschlungen, die sich soeben vor seinen Augen in Luft aufgelöst hatte.
    Erschöpft ließ er sich auf den Fußboden sinken. Er atmete schwer.
    »Alles in Ordnung?«
    Jacques schrak hoch. Ein weiterer Schatten näherte sich ihm. Er brauchte ein paar Sekunden, um zu sich zu kommen und zu erkennen, dass es Pierre war.
    »Ja, alles in … Ordnung«, krächzte Jacques mit belegter Stimme. »Hab nur nachgedacht.«
    Einen Moment lang starrte Pierre auf ihn hinab und schien sich zu fragen, warum in aller Welt jemand sich zum Nachdenken mitten in der Nacht auf den kalten Fliesenboden einer Restaurantküche setzte. Doch dann zuckte er bloß mit den Schultern und griff nach irgendeinem Gegenstand oberhalb von Jacques’ derzeitigem Sichtfeld.
    »Hab was vergessen. Dann bis morgen!«, murmelte er und verschwand, während Jacques sich langsam aufraffte und darauf wartete, dass das Geräusch des Vespamotors in der Nacht verklang.
    Am späten Nachmittag des folgenden Tages unterschrieben Jacques und Catherine in Gustaves Büro eine beidseitige Absichtserklärung, die besagte, dass er fünfzig Prozent von sich und seinem verbliebenen Leben an sie verkaufte und sie dafür im Gegenzug hundert Prozent seiner Schulden übernahm. Einen Moment lang hatte er gezögert und sich gefragt, ob sein nacktes Überleben es ihm wirklich wert war, in eine Leibeigenschaft auf Lebenszeit einzuwilligen – aber dann hatte er die Tinte doch unter den Vertrag fließen lassen. Mit einem modischen Rosé-Champagner, den Catherine eigens für diese Gelegenheit besorgt hatte, hatten sie auf die gemeinsame Zukunft angestoßen.
    Die weiteren Details der Vereinbarung würden in Kürze ausgehandelt, erklärte Gustave fachmännisch mit leicht übertriebenem Stolz und Frohlocken in der Stimme. Hauptsache, die Zwangsversteigerung sei erst einmal vom Tisch, was dank Catherine in wenigen Tagen der Fall sein sollte. Die Amerikanerin hatte sich bereit erklärt, ihren finanziellen Beitrag im Angesicht der brenzligen Situation ohne jede Verzögerung zu leisten. Was aber auch bedeutete, dass heute der Tag null war. Der Tag, von dem an sie Jacques in alles reinpfuschen würde. Und sie schien nicht gewillt, auch nur eine Stunde ungenutzt verstreichen zu lassen.
    »Wir müssen versuchen, die Restaurant so schnell wie möglich wieder flottzumachen!«, hatte Catherine ihm in dem für Amerikaner so typischen aufgedrehten Enthusiasmus gedroht, kurz nachdem sie Gustaves Büro verlassen hatten und unten auf der Straße standen. Natürlich hatte sie es nicht wie eine Drohung betont, sondern ihm dabei aufmunternd auf die Schulter geklopft.
    Aber ihm war selbstverständlich klar, was das hieß. Gleich nachdem sie ein paar Einkäufe in der Stadt erledigt habe und noch bevor der abendliche Restaurantbetrieb beginne, wolle sie ihn im Paris aufsuchen und sich einen ersten Überblick verschaffen. Sie wünschte sich, dass er höchstpersönlich für sie etwas kochte. Dass es ihr dabei nicht um ein romantisches Dinner in der Küche eines ehemals bewunderten Kochs ging, sondern darum herauszufinden, wozu dieser Koch noch fähig war – seinen aktuellen Marktwert zu ermitteln –, musste ihm niemand übersetzen.
    Als Catherine eintraf, hatte Jacques bereits etwas vorbereitet.
    » Voilà , gegrillter Hummer mit einer leichten Mayonnaise«, präsentierte er ihr einen seiner Klassiker, bei dem man wenig falsch machen konnte, wenn man wusste, wie es ging.
    Genauso wenig, wie man das Fahrradfahren verlernen kann oder das Tennisspielen, sobald man es einmal erlernt hat, verhält es sich auch mit dem Kochen. So war es doch, oder?, fragte sich Jacques, während er seine neue Partnerin dabei beobachtete, wie sie sein Werk in Augenschein nahm. In der Küche des Paris , die noch für ein Stündchen ihnen allein gehörte, bevor der Trubel begann. Nun ja, Trubel war in Anbetracht der derzeitigen Kundenlage ein wenig übertrieben. Er hatte absichtlich kein Fleischgericht gewählt, da er wusste, dass Catherine vegetarische Kost bevorzugte. Wozu für ihn ein Hummer definitiv zählte.
    »Mmm, ganz wunderbar, Jacques«, schwärmte sie, während sie das Hummerfleisch genoss und es immer wieder in die Mayonnaise dippte, die ihr offensichtlich besonders gut zu schmecken

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