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Nachtmahl im Paradies

Nachtmahl im Paradies

Titel: Nachtmahl im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bennett Ben
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Koordination zwischen Küche und Kellnern – eine überaus delikate Angelegenheit, bei der Minuten, wenn nicht Sekunden für die Qualität der servierten Speisen überlebenswichtig waren. Auch hierfür hatte Jacques eine Formel aufgestellt:
    K + K = 1 = A und O
    Anders ausgedrückt: Das A und O eines Top-Restaurants war, wenn K wie Küche und K wie Kellner eine Einheit (1) bildeten. Nur so waren Höchstleistungen möglich und kamen auch als solche bei den Gästen an.
    Seine Sorge jedoch sollte sich als unbegründet erweisen, denn alles lief wie mit feinster Butter geschmiert. Catherine dirigierte die eigens für diesen opulenten Abend zusätzlich engagierten Kellner mit einer Eleganz und Leichtigkeit, als wäre es ein Kinderspiel, ein bis unters Dach besetztes Restaurant zu organisieren. Und zwar so, dass jeder einzelne Gast sich fühlte, als wäre er bevorzugt, als drehe sich alles nur um ihn. Möglicherweise war das der Vorteil, den sie aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten mitbrachte, wo der gute Service zu Hause war, wie man gern und offenbar zu Recht behauptete.
    Es machte Jacques regelrecht Spaß, Catherine durch die Glaswand, hinter der er am Herdfeuer schwitzte, dabei zuzusehen, wie sie mit den Gästen leicht und locker in ihrem charmanten Frenglisch – oder Frenzösisch , wie auch immer man es nennen mochte – parlierte und jeden Teller à la minute dorthin bringen ließ, wo er hingehörte.
    Dann war es geschafft. So dachte er zumindest, als er Stunden später draußen unter dem klaren Nachthimmel hinter der Küche stand, mit Ellis Aschenbecher in der einen und einer frisch angezündeten Zigarette in der anderen Hand. Doch was war das? Aus dem Restaurant drangen merkwürdige Geräusche an sein Ohr. Durch die verschlossenen Türen der Küche kam ein Poltern, das sich von der Terrasse um das gesamte Haus herum schlängelte. Es klang beunruhigend. Als wäre ein Tumult ausgebrochen. Der letzte Nachtisch war vor einer Viertelstunde rausgegangen – die ganze Angelegenheit war mehr als verwunderlich.
    »Ach, hier bist du, Jacques«, sagte Catherine, als sie den Kopf zur Tür herausstreckte. »Ich dich habe schon überall gesucht. Kannst du bitte mit mir kommen?« Ihrem Gesichtsausdruck zufolge war die Lage ernst.
    »Gibt es Probleme?«, fragte er beunruhigt. Er löschte seine Zigarette und folgte ihr eilig durch die Küche ins Restaurant.
    Es war tatsächlich ein Tumult ausgebrochen. Als Jacques wie der Wind zusammen mit Catherine durch die Schwingtür brauste, traute er seinen Augen nicht. Die Menschen hatten sich von ihren Sitzen erhoben. Im Saal – und draußen auf der erleuchteten Terrasse. In ihren Gesichtern war … War das etwa Freude, was er darin ausmachte? Sie applaudierten. Seine Gäste applaudierten. Er drehte sich um, um nachzusehen, ob noch jemand hinter ihm stand. Ob unversehens Catherine Deneuve durch den Hintereingang das Restaurant betreten hatte. Aber nein, sie schienen tatsächlich ihn zu meinen.
    »Wir haben dich vermisst, Jacques!«, brüllte Patrice als Erster durch den tosenden Saal und erhob sein Glas, um ihm zuzuprosten. »Auf den besten Koch Frankreichs – und darauf, dass er zu uns zurückgekehrt ist!«
    »Bravo!«, tönte es von den Tischen. »Bravo!«
    »Das ist für dich, Jacques«, sagte Catherine feierlich, die neben ihm stand und ebenfalls begeistert klatschte.
    »Für mich?« Das Herz rutschte ihm in die Hose. So etwas hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht erlebt. Es war berührend. Er war gerührt.
    »Nein, sie ist es – Catherine!«, rief er seinen Widerspruch in den Saal, nachdem er sich einigermaßen gefangen hatte, mit so fester Stimme wie in einem solch bewegenden Augenblick nur möglich. »Sie ist es!«, wiederholte er. »Das ist für dich, Catherine!«
    Sie lachte ihn glücklich an, während die Leute nicht aufhören wollten zu klatschen.
    »Es ist ihr Verdienst!«
    Noch nie in seinem Leben hatte er davon gehört, dass ein ganzer Saal für einen Koch klatschte. Dennoch geschah es. Hier und jetzt. Ihm fehlten die Worte, um all das zu beschreiben – überwältigend traf es wohl am ehesten.
    »Catherine?« Eigentlich wollte er es ihr zuflüstern, aber der tosende Applaus im Raum zwang ihn fast dazu zu schreien.
    »Ja?«
    »Danke«, sagte er und berührte sanft ihren Arm.
    Sie lächelte ihn an, den Tränen nah.
    »Schon gut, Partner«, sagte sie. Nein, schrie sie.
    Da musste er sie einfach in den Arm nehmen. Auch wenn er damit eine weitere Welle des Jubels

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