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Nachtmahl im Paradies

Nachtmahl im Paradies

Titel: Nachtmahl im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bennett Ben
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»Adieu.«
    Mit einem urplötzlichen, überaus kräftigen Ruck stieß sie ihn von sich. Was um Himmels willen sollte das? Hatte er etwas Falsches gesagt?
    Vor ihm stand Elli und blickte ihn entrüstet an.
    Nein. Das konnte nicht wahr sein. Es durfte nicht wahr sein.
    Vor ihm stand Catherine . Ihre Augen waren mit Tränen gefüllt. Tränen der Enttäuschung, so schien es auf den ersten Blick. Doch auf den zweiten Blick entdeckte er noch etwas anderes. Ein Gefühl, das die Enttäuschung in Windeseile vertrieb: Wut.
    »Catherine, bitte hör mir zu …«
    »Christian?«, unterbrach sie ihn trotzig, ohne ihm auch nur den Hauch einer Chance zu geben auszureden und die Sache zu erklären.
    Jacques stutzte. Was war nur in sie gefahren? Sie musste genau wissen, dass er Jacques war – und nicht Christian, ihr verstorbener Mann.
    »Ich bin es, Jacques!«, entgegnete er.
    »Du bist also nicht Christian?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Und ich, ich bin nicht Elli!«,fuhr sie ihn harsch an, wobei sich ihre Stimme überschlug. »Deine Dessert kannst du allein essen!«
    Wie ein wütender Orkan wirbelte sie auf dem Absatz herum und machte mit der Hand, die ihn eben noch zärtlich berührt hatte, eine wegwerfende Bewegung – offenbar in Ermangelung irgendeines Gegenstandes, den sie an die Wand pfeffern konnte.
    Oh Gott, was hatte er bloß getan?
    Er war sich ganz sicher gewesen, Elli gespürt zu haben. Oder hatte sie etwa genau das für ihren letzten Auftritt geplant? War es ihre Weise, ihn und Catherine zu vereinen? Ihnen ihren Segen zu geben? Wenn dem so war, dann war das Unterfangen gründlich misslungen. Eben noch war er überglücklich gewesen über die Entwicklungen in seinem Leben – und nun hatte er das Kunststück vollbracht, alles auf der Zielgeraden auf haarsträubende Art und Weise zu vermasseln.
    »Idiot! «, schrie Catherine zutiefst beleidigt, aber in makelloser französischer Aussprache, und stapfte wütend aus der Küche.
    Wenig später vernahm er den Motor des Range Rovers auf dem mittlerweile leeren Parkplatz.
    Bravo, Jacques!, ohrfeigte er sich innerlich. Bravo! Soeben hatte er leichtfertig und im Taumel des Glücks ein Feuerzeug genommen und das Paradies angezündet. Das neue Paradies, das gerade erst aus seiner Asche wiederauferstanden war. Nun würde es ein zweites Mal in Flammen aufgehen. Und dieses Mal würde es sehr wahrscheinlich bis auf die Grundmauern abbrennen.
    »Ich werde mich erhängen!«, drohte er kurz darauf Patrice am Telefon.
    Es war mitten in der Nacht. Sein eben erst mit Pauken und Trompeten verabschiedeter Freund hielt die Ankündigung seines baldigen Ablebens zunächst für einen Scherz – in Anbetracht des gelungenen, nein, sensationellen Abends.
    »Noch heute Nacht!«, fügte Jacques hinzu und schwieg dann bedächtig, um ihm die Chance zu geben, den Ernst der Lage zu begreifen. Das unheilvolle Netz zu erkennen, in das er sich als eben noch quicklebendiger und einen Moment später bereits todgeweihter Fisch im nächtlichen Atlantik verstrickt hatte – dort, wo die Fischkutter ihr Unwesen trieben.
    Es dauerte keine Viertelstunde und sowohl sein Leibarzt als auch sein juristischer Beistand waren vor Ort – die Notsituation hatte Patrice veranlasst, sich ein weiteres Mal eigenhändig von der ärztlichen Schweigepflicht zu entbinden. Im Gegensatz zu Patrice, der trotz vorgerückter Stunde noch in voller Abendmontur steckte, erschien Gustave in einem vornehmen moosgrünen, wenn auch etwas aus der Mode gekommenen Pyjama und Lederpantoffeln. Er hatte sich bereits zur Ruhe gebettet und wollte nicht unnötig Zeit auf das Ankleiden verschwenden, während sein Freund möglicherweise in Lebensgefahr schwebte. Jacques rechnete es ihm hoch an.
    Nach einer etwa einstündigen erhitzten Diskussion auf der von der lauen Sommernacht eingehüllten Terrasse des Paris kamen seine Freunde letzten Endes einstimmig zu folgendem Urteil: Vorerst brauche nichts unternommen zu werden. Stattdessen rieten sie ihm zu Besonnenheit und Ruhe. Er als Mann der Küche müsse doch am besten wissen, dass nichts so heiß gegessen werde, wie es gekocht wurde. Nachdem die weisen Worte gesprochen und die letzten Tropfen Bordeaux aus den Gläsern geronnen waren, machten sich Gustave und Patrice auf den Heimweg – nicht ohne sich vorher mehrfach von Jacques bestätigt haben zu lassen, dass er keine Dummheit begehen werde.
    Er selbst blieb noch ein Weilchen draußen sitzen und lauschte dem nächtlichen Zirpen der Grillen. Ehrlich

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