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Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Titel: Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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sowieso noch nicht aus seiner Mittagspause zurück. Lass uns zusammen nach unten gehen und uns ein Sandwich holen, und bei der Gelegenheit möchte ich Details hören. Schmutzige Details!«
    »Das ist ja nicht zum Aushalten!« Alices Gesicht tauchte zwischen den Monitoren mit den wichtigsten Aktienkursen und Zinssätzen auf. Sie zog eine Grimasse, die verriet, wie sehr das Gespräch sie anwiderte. »Gott im Himmel, das Gesülze hält ja kein Mensch aus! Als ob es irgendjemanden interessieren würde, mit was für einem Typen Lorena abhängt.«
    Sie war eine attraktive Frau, der die Männer auf der Straße hinterhersahen, doch die gehässigen Worte schienen ihre Schönheit einzutrüben.
    David zog die Augenbrauen hoch und sah Alice mit einem Blick an, der Lorena vermutlich in die Knie gezwungen hätte. »Ich kann mich nicht erinnern, dass wir dich um deine Meinung gebeten hätten«, versetzte er kühl. »Aber ich versichere dir, uns interessiert ganz sicher nicht, mit welchen Typen du das Wochenende verbringst.«
    Er richtete seinen Blick wieder auf Lorena, während ein Lächeln die überhebliche Miene wegwischte. »Komm, verehrte Kollegin, lass uns die Mittagspause an einem Ort zu Ende bringen, an dem wir von angenehmen Menschen umgeben sind.«
    Lorena warf Alice einen schnellen Blick zu. Ihre finstere Miene versprach, dass sie diese Beleidigung nicht so einfach auf sich sitzen lassen würde. Also floh Lorena mit David aus dem Büro, um sich etwas zu essen zu holen.
    »Weißt du«, sagte David nachdenklich im Aufzug zu ihr. »Müsste ich wirklich demnächst das Zeitliche segnen, dann würde ich sagen, sollte Alice die Mehrarbeit aufgebrummt bekommen. Verdient hätte sie es auf jeden Fall.«
    »Ich werde daran denken und es dem Chef vorschlagen, sollte der nicht ganz wahrscheinliche Fall deines Ablebens eintreffen«, sagte sie und kicherte.
    Um acht machte sich Lorena auf den Weg. Es war ein nasskalter Novemberabend, alles andere als einladend, nach draußen zu gehen, doch Lorena freute sich auf die Bar, die Musik und die lockere Atmosphäre unter den Besuchern mit den Vorfahren aus so vielen fremden Ländern, die alle noch ein Stück ihrer fernen Heimat mit sich herumzutragen schienen. Sie waren einfach anders als die Leute von der Insel und brachten eine lockere, fröhliche Stimmung mit. Sie entschied sich für Jeans und schwarze Stiefeletten, ein schwarzes Top mit Spitzen mit einer kurzen, engen Jacke darüber, deren große Knöpfe ein wenig an historische Uniformen erinnerten. Mit einem Parka und einem Schirm bewaffnet, sollte es ihr gelingen, dem unangenehmen Wetter zu trotzen.
    Finley drängte durch die Tür herein. Er hatte es eilig, sich an ein gemütliches Plätzchen zurückzuziehen, um sich in aller Ruhe das nasse Fell zu säubern und dann ausgiebig in der Wärme zu schlafen. Lorena füllte noch einmal seine Näpfe, strich ihm über den feuchten Rücken und wünschte ihm eine gute Nacht. Dann zog sie die Tür hinter sich zu, lief die Treppe hinunter und ging beschwingt die Portobello Road entlang.
    An diesem regnerischen Abend waren nicht viele Leute unterwegs. Längst war es stockdunkel, und der warme Schein hinter den Fenstern versprach einen gemütlichen Abend im Warmen. Lorena zog ihren Parka enger um die Schultern und beschleunigte ihre Schritte – so schnell wie es eben mit den nicht gerade niederen Absätzen ihrer Stiefeletten ging.
    Sie spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann, als sie erst die Talbot Road und dann die breitere Westbourne Park Road überquerte. Fast schon heimelig leuchtete ihr das gelbe Schild der Jazzbar entgegen. Lorena ging auf die Tür zu, in Gedanken bereits drinnen in der Wärme. Der Barkeeper mit dem lustigen, zu einem Zopf geflochtenen Bärtchen würde sich sofort daranmachen, ihr einen Caipirinha zu mixen. Und dann würde sie Jason erblicken, der vielleicht gerade sein Saxofon auspackte oder probehalber ein paar Töne blies. Diese klagenden Töne, ein wenig rauchig, wie die Altstimme mancher Sängerin, voller Traurigkeit, aber auch sexy und ein wenig verrucht. Was für eine Woge von Gefühlen erfasste sie jedes Mal, wenn Jason nach diesem Instrument griff und ihm eine Melodie entlockte.
    So in ihren Gedanken versunken, strebte Lorena auf die Tür der Bar zu, als sie Stimmen hörte, die sie innehalten ließen. Nicht nur, dass sie die Männer kannte, der Tonfall und die Worte, die sie hervorstießen, ließen sie wie angewurzelt stehen bleiben. Lorena fuhr herum und

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