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Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Titel: Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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ließ den Blick hektisch schweifen, bis er auf die beiden Männer traf, die sich schräg gegenüber auf dem kleinen Platz am Ende der Tavistock Road im Abstand von etwa zwei Schritten gegenüberstanden und einander anstarrten. Was war da los?
    Lorena fühlte, dass dies mehr war als ein Streit zwischen Freunden. Sie glaubte, den Hass zu spüren, der die Luft zwischen den beiden Männern vibrieren ließ. Lorena unterdrückte einen Aufschrei und lief stattdessen über die Straße.
    »Noah, Tyler, hallo ihr beiden. Was ist denn los?«
    Sichtlich widerstrebend wandten sich die beiden Männer ihr zu. Ihre Mienen waren im Zorn verzerrt, und in ihren Augen erschien kein Lächeln.
    »Lorena«, sagte Noah gedehnt. »Verschwinde!«
    Sie spürte ihre Anwesenheit, noch ehe sie ihre Stimme erhob. Lorena schaute von den Männern zu dem Stapel angeketteter Tische und Stühle hinüber, die vor dem geschlossenen Imbissrestaurant unter einem ausladenden Baum standen. Und ihre Blicke trafen sich.
    »Raika! Was tust du hier?«
    Statt einer Antwort wiederholte Raika Noahs Befehl, wenn auch ein wenig freundlicher formuliert.
    »Du solltest jetzt gehen, Lorena. Das ist nichts, was dich etwas anginge. Geh hinein und such deinen Liebsten!«
    Lorena ging nicht darauf ein. »Nein, ich werde erst gehen, wenn ich weiß, was hier los ist. Spürst du denn nicht, dass sich die zwei gleich gegenseitig an die Kehle springen?«
    »Aber ja doch«, rief Raika, rutschte von ihrem Stapel Tische, auf dem sie wie auf einem Thron gesessen hatte, und kam mit wiegenden Hüften langsam näher. »Ist das nicht aufregend? Wäre Testosteron explosiv, würde ich es nun nicht wagen, mir eine Kippe anzuzünden.« Mit einer lasziven Bewegung holte sie sich eine Zigarette und ein Feuerzeug aus ihrer Handtasche, hielt die Flamme an die Spitze und nahm einen tiefen Zug. In kleinen Kringeln quoll der Rauch aus ihrer Nase und aus den zu einem Lächeln verzogenen Mundwinkeln.
    »Testosteron kann durchaus zu Explosionen führen«, widersprach Lorena ärgerlich. »Wenn du nicht spürst, dass hier gleich etwas passiert, dann habe ich dich bislang überschätzt.«
    Raika winkte ab. »Natürlich weiß ich das, aber ich bin mir noch nicht sicher, auf wen der beiden ich setzen soll. Zu dumm, dass das Wettbüro weiter vorn schon zu hat.«
    Lorena konnte es nicht fassen. Die Männer hatten inzwischen die Hände zu Fäusten geballt und umkreisten einander mit leicht vorgebeugtem Oberkörper. Sie würden gleich aufeinander losgehen, und das würde keine freundschaftliche Rauferei unter Kumpels werden!
    »Noah, Tyler, nun nehmt doch Vernunft an«, flehte Lorena. »Was ist nur mit euch beiden los? Erinnert euch, ihr wart noch vor Kurzem Freunde. Gibt es denn keinen anderen Weg, eure Differenzen zu lösen? Redet miteinander! Wir gehören nicht mehr zu den Neandertalern, die sich gegenseitig mit Keulen die Köpfe eingeschlagen haben!«
    Die Männer beachteten sie gar nicht.
    Raika dagegen kicherte. »Bist du sicher? Ich jedenfalls kann keine wesentliche Entwicklung seit der Steinzeit feststellen, obwohl ich davon natürlich nicht aus eigener Erfahrung berichten kann. Aber wenn du wissen willst, worum es geht, kann auch ich deine Neugier befriedigen. Beider Subjekt der Begierde, das darf ich ohne falsche Bescheidenheit bekennen, steht im Moment vor dir.«
    Lorena blinzelte und brauchte einige Augenblicke, ehe sie begriff, was Raika da sagte.
    »Sie wollen sich um dich schlagen? Einfach so? Ohne dich auch nur zu kennen?«
    Ihr kehliges Lachen jagte Lorena einen Schauder über den Rücken, und sie wusste, was geschehen war, noch ehe Raika die Antwort formulierte.
    »Du hast mit beiden was angefangen?«
    Wieder dieses Lachen. Dieses Mal mischte sich noch eine gehörige Portion Spott darunter. »Du meinst, ich hatte mit beiden Sex? Wilden, ungezügelten Sex? O ja, und ich muss sagen, es war nicht schlecht, doch wem sage ich das? Ich bin ja nicht die Einzige, die sich an den Stammgästen des Mau Maus gütlich getan hat, nicht wahr?«
    Lorenas Wangen glühten. »Das tut jetzt nichts zur Sache«, sagte sie. »Du musst das hier beenden, ehe noch Blut fließt. Ich habe gesehen, wie Noah Tyler die Nase gebrochen hat.«
    »Ja, ich weiß«, meinte Raika ungerührt. »Ich war ganz zufällig in der Nähe.«
    Das mit dem zufällig glaubte Lorena ihr nicht. Schon damals hatte sie sie also beobachtet. Die Erinnerung trieb ihr noch einmal die Schamesröte ins Gesicht, dennoch rief sie tapfer: »Dann weißt

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