Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin
du ja, dass er nicht mit sich spaßen lässt. Bitte! Auf mich hören sie in dieser Gestalt nicht. Mach dem ein Ende, ehe etwas passiert, das alle hinterher bereuen.«
»Und wie sollte ich das anstellen?«, fragte Raika etwas lauter, um das Aufstöhnen von Noah zu übertönen. Tyler hatte plötzlich zugeschlagen und ihn am Ohr erwischt. Doch Noah wusste sich zu wehren. Schon flogen die Fäuste.
»Ich habe es ihnen freigestellt, es unter sich auszumachen, mit wem ich die Nacht heute verbringe, und ich kann nur hoffen, dass der Überlebende nachher noch in so gutem Zustand ist, dass ich überhaupt Spaß mit ihm habe.«
»Raika! Verdammt, das ist nicht lustig.«
Doch der Nachtmahr ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und sog ungerührt an der Zigarette. »Du hast es noch immer nicht kapiert«, sagte sie und seufzte. »Es sind nur Männer. Es gibt sie, um uns Vergnügen zu bereiten oder uns zu dienen, alles andere interessiert uns nicht.«
»Mich schon!«, stieß Lorena aus.
»Das sehe ich«, kommentierte Raika mit einem Kopfschütteln.
Lorena gab es auf. Auf Raikas Hilfe durfte sie nicht hoffen. Dann musste sie eben selbst dafür sorgen, dass sie sich nicht gegenseitig die Köpfe einschlugen. Sie stürzte vor und sprang gerade in dem Moment in die Lücke, als die beiden mit einem Stöhnen voneinander abließen.
»Schluss jetzt, ihr beiden! Es reicht. Keiner von euch wird heute mit Raika gehen. Ihr geht jetzt nach Hause und stellt euch unter die kalte Dusche, bis euer Gehirn wieder anspringt und ihr euch wie zivilisierte Menschen benehmt.«
»Misch dich nicht in Dinge ein, die dich nichts angehen und von denen du nichts verstehst, Kleine«, sagte Noah mit einer Kälte in der Stimme, die Lorena den Atem verschlug. Wieder einmal fragte sie sich bang, ob es ihre Schuld war, dass aus einem charmanten Mann innerhalb weniger Wochen solch ein gefühlloser Kerl werden konnte.
»Verflucht! Das geht mich sehr wohl etwas an«, widersprach sie, obgleich eine Angst sie erfasste, die ihr die Knie weich werden ließ. Sie konnte die Gefahr bereits körperlich spüren, doch sie war nicht bereit aufzugeben. »Ihr seid meine Freunde, und ich kann nicht zusehen, wie ihr euch blind ins Verderben stürzt. Merkt ihr denn gar nicht, wie ihr manipuliert werdet? Raika amüsiert sich darüber, wie ihr euch gegenseitig fertigmacht. Wollt ihr ihr diesen Gefallen wirklich tun? Für ein wenig Sex? Ich kann es nicht glauben!«
Falls ihre Worte bis zu ihren Ohren drangen, ihren Verstand erreichten sie jedenfalls nicht. Als Raikas Name fiel, knurrten sie beide wie wilde Tiere.
Tyler ballte erneut die Hände zu Fäusten und schrie: »Sie gehört mir, und nichts und niemand kann das ändern.«
»So? Das werden wir ja sehen!«, entgegnete Noah und griff in die Hosentasche.
Lorena keuchte auf, noch ehe sie das Messer sah. Sie fiel Noah in den Arm, doch er schleuderte sie beiseite, sodass sie hart gegen eine Mauer prallte.
»Hau endlich ab!«, brüllte er und ließ die Klinge aufschnappen.
Ehe Lorena wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, war es schon geschehen. Sie schnellte hoch, als sei nichts passiert, und erfasste alles mit einem Blick. Es war ihr, als seien die Männer langsamer in ihren Bewegungen geworden … Oder war sie plötzlich schneller? Sie spürte das Ziehen in den Schlitzen unter ihren Schulterblättern und warf den Parka ab. Dennoch erreichte sie die beiden Männer mit einem einzigen Sprung. Sie prallte gegen Tyler und warf ihn zu Boden. Keinen Moment zu früh! Die Dolchklinge fuhr über sie hinweg. Lorena rollte sich von Tyler runter und trat Noah gegen das Schienbein. Er stöhnte auf und wankte, fing sich aber wieder und richtete nun seinen Blick voll Hass auf den Störenfried, der seinen Angriff vereitelt hatte.
»Lorena?«
Jasons Stimme drang von fern in ihr Bewusstsein, doch sie musste sich auf Noah konzentrieren. Er würde ihr nichts tun. Er konnte ihr nichts tun!
Noah hob die Hand, die den Dolchgriff umklammerte.
»Nein!«, rief Lorena kalt und fixierte ihn. Sie spürte keine Angst, obwohl sie neben Tyler auf dem Boden kauerte, ohne Möglichkeit, zur Seite zu springen.
Noah konnte sie nicht angreifen. Sie war ein Nachtmahr. Sie hatte die Macht über diesen Mann.
»Lass das Messer fallen«, befahl sie leise.
Noah zögerte. Hinter ihm näherten sich Schritte.
»Lorena!« Jason kam angerannt und warf sich schützend vor sie.
Für einen Moment unterbrach er so den Blickkontakt zwischen ihr und Noah, d och das
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