Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin
Sanitäter fragend an.
»Gut sieht es nicht aus. Kennen Sie seine Blutgruppe? Er hat viel Blut verloren.«
Verzweifelt schüttelte Lorena den Kopf. Sie zwängte sich hinter dem Sanitäter in den Krankenwagen und umklammerte Jasons Hand.
»Du darfst nicht sterben«, murmelte sie immer wieder. »Das könnte ich mir niemals verzeihen. Ich brauche dich doch. Bleib bei mir!«
Aber Jason schien sie nicht mehr zu hören. Seine Lider sanken herab, seine Hand in der ihren erschlaffte.
Kapitel 22
GESTÄNDNISSE
Es war gegen vier Uhr am Morgen, als das Taxi vor dem bunt gestrichenen Haus in der Portobello Road hielt. Lorena stieg aus und beglich die unverschämt hohe Summe, aber das war ihr im Augenblick egal. Sie war nicht in der Stimmung gewesen, sich mit Nachtbussen herumzuschlagen oder gar auf die ersten morgendlichen U-Bahnen zu warten. Sie sehnte sich nur noch nach einem Bett und nach Schlaf. Nach tiefem traumlosem Schlaf. Nach der Gnade des Vergessens. Lorena ahnte jedoch, dass sie trotz der Erschöpfung viel zu aufgewühlt war, um die ersehnte Ruhe zu finden.
Sie schob den Schlüssel ins Schloss und tappte die knarzenden Stufen zu ihrer Wohnung hinauf. Jeder Schritt, jedes Geräusch war ihr vertraut. Als sie die Wohnungstür aufstieß, empfing Finley sie mit einem Maunzen.
»Warum bist du nicht auf der Jagd?«, erkundigte sie sich und ließ sich auf die Knie sinken, um den Kater an sich zu ziehen. Sein warmes, weiches Fell war so tröstlich. Sie ignorierte seinen Protest und presste ihr Gesicht in seinen Rücken. »Ach Finley, es ist meine Schuld!«, sagte sie in das Katzenfell.
Der Kater maunzte und begann zu strampeln.
Lorena ließ ihn los. Sie sank auf den Boden und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Die Tränen, die sie schon die ganze Zeit zurückhielt, schossen nun hervor und rannen ihr die Wangen herab. »Finley, ich bin heute Nacht zur Mörderin geworden! Ich kann weder Noah noch Tyler die Verantwortung zuschieben. Ich habe sie zu dem gemacht, was sie heute Nacht waren: zornige, verantwortungslose Wilde, die für den Drang der Hormone töten.«
Finley sah sie aus seinen großen grünen Augen aufmerksam an, dann stieg er auf ihren Schoß und begann, seinen Kopf gegen ihre Brust zu drücken. Lorena umfasste ihn mit den Händen. Ihre Tränen flossen weiter und tropften in das Katzenfell.
»Jason geht es nicht gut, Finley«, sagte sie. »Sie haben ihn stundenlang operiert. Er hat jede Menge Blut verloren und ist sehr schwach. Du hättest ihn sehen sollen, wie er bleich in diesem Krankenhausbett lag mit den ganzen Schläuchen und Geräten um ihn. Ich habe auch ihn fast umgebracht. Dabei wollte ich ihn doch nur lieben, aber sieh, was daraus geworden ist. Noah ist tot, und Tyler wird vermutlich sehr lange ins Gefängnis kommen, aber Jason bekommt noch einmal eine Chance. Die darf ich ihm nicht verderben.« Sie schluchzte laut auf. »Ich muss ihn freigeben, damit er wieder ganz gesund werden kann. Nicht nur der Messerstich in seiner Schulter muss heilen, er muss sich von meinem Gift befreien. Ich weiß nicht, was es ist und wie es funktioniert, aber ich müsste blind sein, um nicht zu sehen, was aus Tyler und Noah geworden ist, seit sie in meine Fänge – in die Fänge des Nachtmahrs geraten sind. Ich habe Angst, dass jede Stunde, die Jason in meiner Gesellschaft verbringt, ihm schadet. Dass ich ihn verderbe, bis er so wird, wie die beiden. Das darf ich nicht, Finley, hörst du? Wenn meine Liebe zu ihm etwas wert sein soll, dann muss ich auf ihn verzichten und ihm sein Leben wiedergeben.« Ein Schluchzen schüttelte sie bei der Vorstellung, ihn niemals wiederzusehen. Doch gab es einen anderen Weg?
Lorena schlug die Hände vors Gesicht. »Finley, sag mir warum? Ich bin so unglücklich. Warum nur bin ich mit diesem Fluch geschlagen?«
Sie zuckte erschreckt zusammen, als sie eine Stimme vernahm. Es war nicht der Kater. Es war Raika, die im düsteren Flur ihrer Wohnung stand.
»Bist du jetzt endlich fertig? Hast du dich genug selbst bemitleidet?«
Mit einem Schrei fuhr Lorena auf. Finley fauchte, floh in die Küche und versteckte sich in der Ecke unter dem Tisch.
Da stand der Nachtmahr in seinen hohen roten Stiefeln und dem engen Trägerkleid und betrachtete das Geschehen ungerührt.
»Was willst du hier? Hast du heute Nacht noch nicht genug Schaden angerichtet?«, fragte Lorena.
Raika versuchte sich an einer unschuldigen Miene. »Ich? Habe ich dich eben nicht ganz deutlich sagen hören, dass
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