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Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Titel: Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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drehte ich mich um die eigene Achse, ohne die beiden Dinger, die da aus meinen Schultern ragten, aus den Augen zu lassen. Vorsichtig hob ich die Achseln, da entfalteten sie sich plötzlich zu so etwas wie riesigen Fledermausflügeln. Ich erschrak so sehr, dass ich einen kleinen Sprung machte und unbewusst mit den Flügeln schlug. Es hob mich einige Meter in die Luft. Vor Entsetzen erstarrte ich und schlug kaum einen Augenblick später wieder im Gras auf.
    Ich hätte mir alle Knochen brechen können! Der Sturz mit den Inlinern war dagegen harmlos gewesen, dennoch landete ich sicher auf den Füßen, ohne mir etwas zu tun.
    Glück gehabt.
    Erneut beschäftigte ich mich mit den Flügeln und versuchte, sie zu kontrollieren. Ich ahnte, dass das nun wirklich nicht normal war. Schade. Doch nur ein Traum. Dabei hätte ich gern so ausgesehen wie die Frau im Wasserspiegel zu meinen Füßen. Es hätte mir gleich klar sein müssen, dass es so etwas nicht gab. Aber zumindest wollte ich den Traum bis zum Schluss auskosten!
    Das mit dem Fliegen war gar nicht so schwer, und ich hatte es bald raus, wie ich die Fledermausschwingen zusammen- und auseinanderfalten konnte und wie ich sie bewegen musste, um in die Luft zu steigen und sanft wieder zur Erde zurückzukehren. Dann wagte ich es, das Seeufer hinter mir zurückzulassen. Kaum einen Meter über der Wasseroberfläche schwebte ich lautlos dahin. Es war fantastisch! Ich hatte noch nie so intensiv geträumt. Ich konnte den Wind in den Haaren spüren, wie er über meine nackte Haut strich. Ich roch das Wasser, das Schilf und das Gras, und ich sah mein Spiegelbild im Sternenlicht über den See gleiten.
    Ich wollte noch nicht nach Hause. Ich flog ein wenig weiter bis zum Dorf und landete in einem Garten. Das Haus erhob sich still und dunkel vor mir. Natürlich, es war spät, und alle Bewohner schliefen: Herr und Frau Faber, Sandra und Thomas!
    Thomas, der Klassenchef, der große Junge mit den schlagkräftigen Fäusten , mit dem nicht gut Kirschen essen war. Es gab zwei Parteien in meiner Klasse: die, die mit Thomas auskamen, weil er sie mochte oder sie ihm das gaben, was er von ihnen verlangte, oder die, die sich weigerten, nach seiner Pfeife zu tanzen und dafür ab und zu in einen seiner berüchtigten Hinterhalte gerieten. Er fand immer etwas, für das er seine Feinde bestrafen musste, und er war erfinderisch bei der Wahl seiner Mittel.
    Ich gehörte leider zum zweiten Teil, der mit jedem Jahr, das wir zusammen in die Schule gingen, weiter schrumpfte, doch ich war nicht bereit, seinen unverschämten Forderungen nachzugeben. Doch das hatte seinen Preis!
    Als ich so in dem nächtlichen Garten stand und auf sein halb geöffnetes Schlafzimmerfenster sah, fielen mir einige Dinge ein, die er mir in den vergangenen Monaten angetan hatte, und ich spürte, wie ein ungekannter Zorn in mir aufstieg. Ich ballte die Hände zu Fäusten und ging auf das Fenster zu …
    Lorena hielt inne. Die Feder schwebte über der halb gefüllten Seite. Was war dann passiert? Sie war auf das Haus zugegangen. Sie konnte sehen, wie sie das Fenster im ersten Stock aufschob … Und dann? Sicher war sie in das Zimmer eingedrungen und hatte ihren persönlichen Feind schlafend in seinem Bett angetroffen, doch sie konnte die Szene nicht vor sich sehen. Alles war verschwommen, und je mehr sie sich mühte, nach den fliehenden Schatten zu greifen, desto schneller entzogen sie sich, bis nur noch undurchdringliche Finsternis zurückblieb.
    Es war Samstag, als sie Jason wiedersah. Sie fühlte sich schon fast wie ein Stammgast der Jazzbar, und auch der Barkeeper schien das so zu sehen, denn er hob grüßend die Hand, als sie unter dem Türrahmen auftauchte und sich umsah.
    »Hey, Lorena. Guten Abend. Caipirinha?«
    Sie nickte und schenkte ihm einen flüchtigen Blick, der dann wie magisch zur Bühne gezogen wurde. Dort stand Jason und sortierte einige Notenblätter. Sie wäre am liebsten zu ihm geeilt, aber ihre Beine rührten sich nicht vom Fleck. Ihr stand wieder deutlich vor Augen, wie ihre letzte Begegnung geendet hatte. War er böse auf sie? Hatte sie ihn gekränkt? Oder war es ihm gar nicht aufgefallen, dass sie so plötzlich verschwunden war?
    Keine der Möglichkeiten gefiel ihr. Sie trat näher, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Plötzlich, so als habe er ihren Blick gespürt, wandte er sich um. Erst huschte ein Lächeln über sein Gesicht, dann kehrte offensichtlich seine Erinnerung an das unselige Ende ihrer letzten

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