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Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Titel: Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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stünde sie auch als Versagerin da, als Frau, noch dazu als Pädagogin, die nicht einmal ihr eigenes Kind hat ordentlich erziehen können. Und möglicherweise hat die Trennung der Eltern, die von der Mutter initiiert wurde, sich auf die Entwicklung von Peuker ausgewirkt. Ich meine, dass er keine normalen Beziehungen eingehen konnte. Das ist nicht leicht zu verarbeiten.«
    Thomas Ritter knurrte: »Mir tut die nicht leid. Und sie ist definitiv auch nicht die Erste mit dem Problem. Denkt nur mal an das Sprichwort: › Lehrers Kinder, Pastors Vieh – gedeihen selten oder nie. ‹ Sie hat sich um Hunderte Kinder gekümmert, den eigenen Sohn aber sträflich vernachlässigt. Hat ihn sogar noch in die Obhut ihres gestörten Bruders gegeben. Warum ist die nicht einfach mit ihm zum nächsten Arzt gegangen? Nach Uchte, oder so?«
    Judith Brunner meinte: »Ich habe auch kein Mitleid mit Monika Peuker. Aber wir wissen doch, wie stark die Kraft der Verdrängung sein kann. Da ist die Mutter von Manfred Peuker keine Ausnahme.«
    »Und die Großmutter?«, fragte Lisa.
    »Die Großmutter hat ja reagiert, als sie merkte, dass die Situation eskalieren könnte, wenn Matthias Boll wieder bei ihrer Schwiegertochter einzieht. Charlotte Peuker hat nur nicht den richtigen Weg gewählt, um ihren Enkel zu schützen: Einen armen Schäferhund für eine völlig wirre Botschaft zu missbrauchen, anstatt mit jemandem zu reden. Und ihren Enkel hat sie auch nur als Zeugen benannt, damit wir schneller auf die Bolls stoßen sollten. Direkt zu uns zu kommen, war ihr nicht möglich, denn sie wollte ihren Enkelsohn behalten.«
    Wie traurig, dachte Lisa. Für Ilona Eichner war der Moment des Handelns zu spät gekommen.
     
 
    ~ 62 ~
     
Als Judith es endlich geschafft hatte, in Walters Garten zu schleichen, glitzerten die Sterne vom tiefschwarzen Nachthimmel. Kleine Wolkenfetzen verbargen ab und zu etwas von ihrem Glanz. Matt und geschafft, aber auch erfüllt von dem aufrührenden Tag, war Judith einfach zu müde, um die funkelnde Pracht genießen zu können.
    Walter saß, nahezu unsichtbar, auf dem Trittstein seiner Gartentür. Er hatte sich entspannt mit der Schulter am Türpfosten angelehnt und wartete. Die Steine hatten noch die Energie des Sonnentages getankt.
    »Was machst du denn um diese Zeit hier draußen?«, hauchte Judith ihm zu. Dabei wusste sie genau, worauf Walter gewartet hatte. Sie sehnte sich nach denselben Berührungen.
    Er stand lautlos auf, deutete mit dem Kopf nach oben und antwortete ebenso leise: »Heute Nacht kann man bis in die Unendlichkeit sehen. Schau nach oben! Ist das nicht wunderschön?«
    Gemeinsam schwelgten sie noch einige Momente im Universum.
    »Du kommst spät«, bedauerte er Judith und zog sie mit einem zielstrebigen Griff ins dunkle Haus. Drinnen bekam sie ihren ersehnten Kuss.
    »Das Telefonieren hat ewig gedauert«, erklärte Judith ihr langes Ausbleiben. »An allen Stellen waren sie erleichtert, dass wir den Täter so schnell ermittelt haben. Natürlich hat man mich an die schriftlichen Berichte erinnert, die unsere übergeordneten Dienststellen am liebsten schon gestern gehabt hätten. Lisas Schreibmaschine wird wohl in den nächsten Tagen heiß laufen. Einiges konnten wir bereits vorbereiten. Und schon war es Abend. Dann bin ich über Engersen nach Hause gefahren, war mit Grambow bei den Eichners. Ich wollte ihnen erzählen, dass wir Ilonas Mörder gefasst haben. Clara Eichner hat kein Wort gesagt; aber ihr Bruder hat sich immerhin zu ihr auf das Sofa gesetzt und mit seiner Nähe versucht, sie zu trösten. Hoffen wir, dass die beiden einen Weg finden, mit Ilonas Tod umzugehen … Heute Mittag schon hatte Dr. Renz mir Ilonas Freundschaftsring vorbeigebracht; den wollte ich Kristin noch geben, als Andenken an ihre Freundin. Wie sie und all die anderen Kinder, die Ilona kannten, wohl den Mord verkraften werden? Also bin ich auch noch zu den Lindners. Zuerst hat sich das Mädchen wirklich doll gefreut. Aber auf einmal hat sie ganz jämmerlich losgeheult. Da habe ich Kristin noch ein wenig trösten müssen.«
    »Du bist umwerfend nett, weißt du das?« Walter küsste sie erneut.
    »Manchmal«, schränkte Judith lächelnd ein. »Einige sehen das sicher anders. Und mit dem heutigen Tag sind das bestimmt ein paar Leute mehr.«
    Walter spürte, dass sie vollkommen erledigt war, und führte sie in sein Wohnzimmer. »Was möchtest du?«
    Judith ging nicht auf seine Frage ein. Sie war immer noch in ihren Gedanken bei der

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