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Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Titel: Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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Bestimmt hat er nichts dagegen.«
    Judith brachte nicht nur die Getränke, sondern hatte rasch ein paar Schmalzbrote geschmiert und frische Tomaten aufgeschnitten.
    »Ich schreibe nachher noch den Bericht über das Gespräch mit den Bolls. Den kannst du dann morgen mit in die Dienststelle nehmen«, versprach Walter mit vollem Mund.
    Judith war froh, diesen Teil ihrer heutigen Arbeit schon erledigt zu haben. Den Abend wollte sie nutzen, um sich in die Fachliteratur zu vergraben. Sie hatte sich nur noch nicht entschieden, womit sie beginnen sollte. Tierquälerei? Sodomie? Opfertiere? Rituelle Handlungen? Und dann diese Münzen!
    Das Telefon klingelte.
    »Ah. Vielleicht die ersten Neuigkeiten.« Gespannt lief Judith in den schmalen Hausflur.
    Walter und Laura spitzten die Ohren, konnten jedoch außer einigen knappen Erwiderungen und einem »Danke« dem Telefonat nichts entnehmen.
    »Das war Dr. Harmsen. Ich bin erst einmal erleichtert zu erfahren, dass das Tier nicht gefoltert wurde. Die drei Körperteile gehören zusammen, das heißt, sie stammen alle vom selben Tier. Der Hund war tot, bevor er zerteilt wurde. Erstickt. Spermaspuren oder Hinweise auf sexuelle Penetration konnte Harmsen auch nicht finden«, informierte Judith, noch in der Tür stehend.
    »Warum guckst du dann so seltsam?«, wollte Walter wissen.
    Judith lehnte sich an den Türrahmen. »Dem Hund fehlte die Zunge.«
     
 
    ~ 10 ~
     
Im leeren Gebäude der Kreisdienststelle setzte das Telefonklingeln so unvermittelt ein, dass der diensthabende Wachtmeister am Empfang erschrocken zusammenzuckte. Seit Stunden widmete er sich intensiv der sehnsüchtig erwarteten neuesten Monatsausgabe der Anglerzeitschrift »Der Blinker«. Er sah auf die große Wanduhr über dem Aufgang zum Treppenhaus. 22:15 Uhr! Ein Anruf um diese Zeit bedeutete meistens Ärger. Oder zumindest das vorläufige Ende des bisher gemütlichen und angenehm ruhigen Nachtdienstes. Wachtmeister Ingo Grille äugte auf sein üppiges Stullenpaket, roch in Gedanken schon den frischen Kaffee, den er sich immer gegen halb elf aufgoss, und wog die leiblichen Genüsse, inklusive ungestörtem Lesevergnügen, gegen den Ärger ab, den es möglicherweise gab, wenn er nicht ans Telefon ging. Die Chefin hatte ihn sowieso schon ständig auf dem Kieker. Und das nur, weil er es angeblich mit seinen dienstlichen Pflichten nicht immer so genau nahm. Dabei machte er stets Dienst nach Vorschrift!
    Das Klingeln hallte nervend weiter in die nächtliche Stille. Bestimmt ging es nur wieder um eine blöde Kneipenschlägerei oder irgendwer randalierte an einer Bushaltestelle. Vielleicht feierte auch ein Nachbar etwas lauter, als es seinen Mitbewohnern gefiel. Lärmbelästigung. Na, was soll’s, er würde wohl die Kollegen vom Streifenwagen in die Spur schicken müssen.
    Wachtmeister Grille hob, sich in sein Schicksal fügend, den Telefonhörer ab. »Volkspolizei Gardelegen«, meldete er sich kurz angebunden.
    »Das Kind ist immer noch nicht wieder zu Hause.«
    Herrje! Dieses überfürsorgliche Weib schon wieder! Langsam reichte es aber. Immerhin war es Wochenende, Sonnabendabend, und »das Kind« war ein Mädchen von vierzehn Jahren. Soviel hatte Grille schon beim ersten Gespräch mit dieser Frau erfahren. Sie hatte bei Dienstbeginn und dann noch mal halb neun angerufen. Jetzt klang sie schon nicht mehr nur besorgt, sondern eher panisch. »Das passt nicht zu ihr. Wo kann sie nur sein? Da ist doch was passiert!«
    »Wie war Ihr Name noch mal?«, fragte Grille und zeigte damit unverhohlen, wie ernst er die beiden ersten Anrufe genommen hatte. Um einen Eintrag in das Diensttagebuch würde er nun, nach dem dritten Anruf, wohl nicht mehr herumkommen. Dafür brauchte er einen Namen.
    »Eichner. Clara Eichner.« Sie nahm die Unfreundlichkeit in Grilles Nachfrage gar nicht wahr.
    »Hab ich notiert. Danke«, suchte der, das Telefonat zu beenden. Sollte er tatsächlich jetzt, nach Einbruch der Dunkelheit, nach einem Teenager fahnden lassen, der sich mal für ein paar Stunden von der Leine losgerissen hatte? Das Mädchen würde morgen schon wieder auftauchen.
    »Wollen Sie denn den Namen gar nicht wissen?«, unterbrach ihn Clara Eichner gerade noch rechtzeitig, bevor er auflegen konnte.
    »Den haben Sie mir doch eben mitgeteilt.« Grille versuchte nicht einmal ansatzweise, höflich zu klingen. Das Gespräch mit einer schniefenden, hysterischen Frau regte seine ohnehin kaum vorhandene Neigung zur Hilfsbereitschaft nicht sonderlich

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