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Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Titel: Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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an.
    »Ich meine den des Mädchens, das verschwunden ist. Warum hört mir denn keiner zu?« Clara Eichners Stimme brach.
    Grille zwang sich zu der offenbar von ihm erwarteten Frage: »Na, wie heißt denn das Kind?«
    »Ilona Eichner. Und sie ist erst vierzehn.«
    »Das hatte ich schon bei Ihrem ersten Anruf verstanden, Frau, ähm, Eichner.« Grille musste tatsächlich nachlesen. »Und dass Sie in Engersen wohnen, habe ich mir auch noch gemerkt.«
    »Was unternehmen Sie denn nun?«
    »Ich werde das Erforderliche veranlassen. Spätestens morgen früh werden Sie von uns hören«, log Grille ungeniert in den Hörer, verabschiedete sich und legte einfach auf.
    Er beschloss, heute Nacht keinesfalls wieder ans Telefon zu gehen; ein weiteres Gespräch mit dieser übernervösen Person wollte er sich nicht zumuten. Die Kollegen vom Streifenwagen würden ihn per Funk erreichen, falls nötig. Natürlich hatte er nicht vor, so bald etwas in Sachen dieser vergnügungssüchtigen Ilona Eichner zu unternehmen. Eine Vierzehnjährige wird doch wohl mal feiern dürfen, ohne dass gleich die Polizei einschreiten muss!
    Und damit traf Wachtmeister Ingo Grille die falsche Entscheidung.

Sonntag
     
 
    ~ 11 ~
     
Walter liebte die gemeinsamen sonntäglichen Morgenstunden mit Judith und Laura. Sie lebten quasi zusammen, wenn auch nicht unter einem Dach. Judiths Wohngemeinschaft mit Laura erlaubte es ihm, nach außen hin sein Junggesellenimage zu pflegen. Seine häufigen Besuche bei den Frauen konnten als nachbarschaftliche Hilfe durchgehen. Laura kannte er von Kindesbeinen an, noch als ihre Großeltern seine Nachbarn waren. Denen hatte er sogar versprechen müssen, sich um Laura zu kümmern. Die gegenseitigen Besuche mit Judith waren eben ausschließlich beruflichen Gründen zuzuschreiben. Was auch sonst?
    Eigentlich las Walter den beiden Frauen beim Frühstück aus der Wochenendausgabe der Zeitung vor. Die »Altmärkische Volksstimme« war am Wochenende doppelt so dick wie an den Wochentagen, und da sonntags keine Zeitung erschien, war das Sonntagsfrühstück die beste Gelegenheit, die zusätzlichen Seiten des Sonnabends genauer auszuwerten. Oftmals lohnte sich das, denn sowohl die Lokalnachrichten als auch das Feuilleton konnten anregenden Gesprächsstoff bieten.
    Ihre gemeinsame Tradition musste heute ausfallen. Die Ereignisse des gestrigen Tages ließen keinen Raum für eine gemütliche Zeitungsschau. Der Fall des toten Hundes beschäftigte sie zu sehr.
    »Was macht deine Hand?«, wollte Walter von Laura wissen, die im Bademantel, etwas fahl im Gesicht, mit müden Augen am Tisch saß.
    Sie hatte schlecht geschlafen. Zwar war sie irgendwann bei dem Versuch, sich an den Gedanken zu erinnern, den sie schon bei Judiths Schilderungen gestern Nachmittag nicht fassen konnte, eingeschlafen, aber erholt fühlte sie sich nicht. Selbst zu dieser frühen Stunde war es ihr bereits zu warm. Die Nacht hatte kaum Abkühlung gebracht und die Sonne brannte schon wieder vom Himmel.
    »Wenn ich sie nicht bewege, ist es gut auszuhalten«, schwindelte sie und verschwieg, dass der ganze Arm bis zur Schulter schmerzte.
    »Dann beweg sie eben nicht. Ich verbinde dich noch neu, bevor ich losgehe.« Walter machte Laura ein Honigbrötchen fertig und schob ihr den Teller rüber.
    »Danke. Wo willst du denn hin?«
    »Ich will mich weiter umhören, was gestern Morgen und am Vormittag zwischen Dorfplatz und Neubau so los war. Irgendeiner muss doch was gesehen haben.«
    Judith lächelte ihn dankbar an. Sie war schon fertig angezogen. Selbst in Jeans und Pullover sah sie elegant aus, doch wirkte auch sie etwas müde.
    Gestern Abend hatte sie noch lange in einem Aufsatz zur Brisanz von Tierquälereien für die Kriminologie gelesen und berichtete nun kurz von ihrer Lektüre: »Das ist ein ernst zu nehmendes Problem. Die meisten Tierquäler beginnen bereits im Kindesalter, oft mit dem Einsetzen der Pubertät, Tieren Schmerzen zuzufügen und sie schwer zu verletzen. Dabei benutzen sie Haustiere, die sie den Nachbarn stehlen, oder sie kaufen sich mit ihrem Taschengeld billige Tiere im Handel. Mit zunehmendem Alter eskaliert dann die Grausamkeit. In den meisten Fällen töten die Quäler die Tiere, oft nach langsamen, schmerzvollen Misshandlungen, mit scharfen Schneide- oder Stechwerkzeugen. Fesselungen der Tiere sind nicht ungewöhnlich ... Irgendwie hat sich dadurch mein Gefühl hinsichtlich einer Eskalation nur verstärkt. Ich fahre in die Dienststelle und sehe mir an, was

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