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Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Titel: Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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dass ihr ein eigenartiges Bild abgebt?«, war eine trockene Bemerkung aus Richtung der Tür zu vernehmen. Judith sah eine mit dem Gesicht in Höhe von Walters Hüfte hockende Laura, die zu ihm aufsah, während seine linke Hand fast ihr Gesicht berührte.
    »Wir sortieren Fotos«, erklärte Walter und feixte, »und Laura betet mich eben an.« Ganz Kavalier, half er ihr aufzustehen.
    »Ja, das war zu sehen«, gab Judith zurück. Sie sah nicht gut aus, blass und müde. »Hallo, ihr beiden«, grüßte sie vertraut.
    Walter vergewisserte sich, dass keine ungebetenen Zuschauer zu befürchten waren, ging zu ihr und nahm sie fest bei den Schultern. Nach einem sanften Kuss fragte er etwas beunruhigt: »Was willst du hier? Mitten am Tag?«
    »Ich verhungere und falle gleich tot um. Und da dachte ich, wenn schon, mache ich das lieber bei dir auf dem Teppich als irgendwo in der Fremde.«
    Ihr lockerer Ton konnte Walter nicht über ihren kläglichen Zustand hinwegtäuschen. »Setz dich, ich mache uns gleich etwas zu essen. Wir hatten auch noch nichts zum Mittag. Was führt dich wirklich her?«
    Judith umging vorsichtig die auf dem Boden verteilten Fotos und versank in einem von Walters großen bequemen Sesseln. »Wirklich nur der Hunger. Ich habe heute noch nichts gegessen.« Sie berichtete kurz von ihren Vormittagsterminen.
    Walter verschwand in die Küche.
    »Was sucht ihr denn?«, deutete Judith interessiert auf die Fotos.
    Laura erzählte von ihrer Entdeckung der Diebeszinken in den Balkeninschriften. »Nun tüfteln wir an der Inschrift vom Pfarrhaus. Stell dir vor, auch da haben wir einen Zinken entdeckt.« Sie zeigte Judith die Stelle auf einem Foto.
    »Die Zinken sind ein ziemlich effektives Zeichensystem, sonst hätten sie sich nicht über die Jahrhunderte erhalten. Die hier wurden ganz sicher auch nicht zum Spaß an die Häuser gemalt. Allerdings habe ich so was lange nicht mehr in aktuellen Fällen gehabt«, sagte Judith.
    Walter rief die Frauen zum Essen in die Küche, und als sie bei Kartoffelsalat und Spiegeleiern saßen, berichtete er Judith von seinem Vormittag. »Und dann standest du mit einem Mal in der Tür«, endete er.
    »Willst du dir nicht doch angewöhnen, dein Haus auch tagsüber abzuschließen und Besucher anklopfen zu lassen?«, regte sie, nicht zum ersten Mal, an.
    Walter lehnte das, wie immer, freundlich aber bestimmt ab, obwohl er mit dem Konzept vom »Offenen Haus« auch schon schlechte Erfahrungen gemacht und ungebetenen, ja sogar gefährlichen Besuch bekommen hatte. Dennoch, er hielt es für geboten, dass die Leute ihren Ortspolizisten jederzeit erreichen konnten. Im Flur vor seinem Büro standen Stühle, ein Tischchen und es lagen Zettel und Stift aus, sodass, wenn Walter Dreyer nicht im Büro war, jedermann warten oder ihm eine Nachricht hinterlassen konnte. Das Büro selbst sowie die massive Tür, die zum Teil des Hauses mit seinen privaten Räumen führte, waren bei seiner Abwesenheit selbstverständlich verschlossen. Und während der Stunden und Nächte, die Judith ungestört in seinen Armen verbringen wollte, glich sein Haus einer uneinnehmbaren Festung. Dafür garantierte er. »Wir hatten, bevor du kamst, überlegt, wieso jemand ausgerechnet diesen Psalm an seinem Haus verewigt – und ein Pfarrhaus erschien mir da besonders bemerkenswert«, wechselte Walter das Thema, ohne eine erneute Debatte zu seiner Schließordnung zuzulassen.
    Laura holte die Aufnahme des Gardelegener Hauses aus Walters Büro und gab sie Judith zum Ansehen. »Die Inschriften auf den großen Hausbalken ähneln sich oft oder sind sogar gleich«, führte Laura aus, »meistens sind es Bibelzitate, wie hier auch. Die Hausherren suchten sich ein passendes aus. Mit dem Bezug auf Psalm 38 gibt es sicher noch mehr Häuser als unsere beiden. Ich vermute, diese spezielle Inschrift ist eine Mitteilung an Gott, dass man seine Sünden bekennt, eine Art Befreiung. Und sie ist ein Zeichen für tiefes Gottvertrauen.«
    »Klingt einleuchtend«, stimmte Judith zu.
    Walter sinnierte laut: »Auch ein früherer Bewohner unseres alten Pfarrhauses war sich demnach seiner schrecklichen Sünden bewusst und hat sich öffentlich dazu bekannt. Wenn wir den Psalm richtig interpretieren, dann litten sein Körper und seine Seele unter seiner Tat. Die Menschen hatten sich von ihm getrennt und was ihm blieb, war das Flehen zu Gott. Hm, im Hinblick auf das, was wir vorgestern dort auf den Stufen gefunden haben, beruhigt mich das nicht

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