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Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Titel: Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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halb sechs am Sonnabendnachmittag.« Sie trug die Einzelheiten des vorläufigen rechtsmedizinischen Befundes vor.
    Dr. Grede eröffnete die Diskussion: »Der Abdruck des Schlauches in der Scheide spricht für ein heftiges Einführen. Mich macht stutzig, dass es keine weiteren Verletzungen der Geschlechtsteile gibt. Das ist ungewöhnlich bei einer Vergewaltigung.«
    »Stimmt«, sagte Judith Brunner, »Dr. Renz hat Schläge am Kopf und im Schulterbereich festgestellt. Die Hämatome an den Armen deuten auf das Festhalten hin, aber es gab keine Bisse, Knochenbrüche oder Ähnliches.«
    »Auch auf die Gefahr hin, dass mich alle gleich für ein Monster halten – es war also keine besonders brutale Vergewaltigung«, warf Ritter ein. »Ich meine, ich weiß, dass eine Vergewaltigung immer brutal ist, aber –«
    »Ist schon in Ordnung«, beruhigte ihn Lisa Lenz, »das ist mir eben auch durch den Kopf gegangen. Darf ich nochmals darauf hinweisen, dass keinerlei Spermaspuren gefunden wurden«, setzte sie fort und vermutete: »Hat hier jemand nur geprobt, es mal versucht? Ein Täter, der nicht weiß, wie’s eigentlich geht?«
    »Weiß er ja auch nicht«, war Ritter überzeugt, »sonst hätte er wohl kaum einen Schlauch benutzt.«
    Sie waren wieder beim Tätertyp angekommen.
    »Dr. Renz und ich haben lange über den Täter und sein Motiv nachgedacht«, begann Judith Brunner, ihr Gespräch vom Vormittag zu schildern. »Unserer Meinung nach spricht der Schlauch für Vorsatz. Diesen seltsamen Gegenstand hat niemand zufällig dabei. Wut oder Hass als Motiv für den Übergriff hätten zu einem anderen Verletzungsbild geführt, das bestätigt indirekt Ihre Anfängertheorie«, sah sie Ritter und Lisa an. »Dann diskutierten wir noch sexuelle Lust als Motiv. Verbunden mit einer Gelegenheit. Nur, ob auch Sadismus eine Rolle spielte, da waren wir uns nicht sicher. Und irgendwie zweifle ich immer mehr daran.« Lisas Bemerkung zur möglichen Unerfahrenheit des Täters war durchaus berechtigt. Judith Brunner gestand sich ein, dass sie wohl noch nicht in alle Richtungen gedacht hatten.
    »Ich sehe da keinen Raum für eine andere Auffassung. Der Mann vergewaltigt das Mädchen. Furchtbar genug.« Grede schluckte. »Ihr dazu noch einen Gegenstand in die Scheide einzuführen, ist definitiv sadistisch. Was denn sonst?«
    Ritter nickte zustimmend. »Der Kerl ist selbstverständlich krank. Gegenstände! So was macht kein normaler Mann.«
    Zur Überraschung aller widersprach Lisa ihm vehement: »Unsinn. Es ist nicht krank, beim Sex Gegenstände zu benutzen oder sie in Körperöffnungen einzuführen. Wenn alle Beteiligten einverstanden sind, warum nicht?« Lisa schien nicht zu bemerken, dass die anderen sie anstarrten, als sähen sie sie zum ersten Mal.
    »Das geht nicht mal in der Fantasie«, ächzte Ritter.
    Doch Lisa ließ sich nicht beirren. »Die Fantasie ist erst recht nicht krank. Im Prinzip jedenfalls nicht.«
    Als Grede dann Lisa mit der Bemerkung unterstützte, dass abweichendes Sexualverhalten ja nicht immer etwas Schlimmes zu bedeuten hätte, war Ritter deutlich anzusehen, dass er seine beiden Kollegen für dringend therapiebedürftig hielt.
    Judith Brunner hatte nicht zu unrecht den Eindruck, dass die Diskussion sich zu weit von ihrem Fall entfernte und versuchte es mit einem Themenwechsel: »Ich muss noch einmal auf diesen Hund zu sprechen kommen. Beziehungsweise auf das Pfarrhaus, vor dem er gefunden wurde. Wir wissen immer noch nicht, ob und wie unser Fund mit dem Mord zu tun hat. Frau Perch hat auf unseren Fotos vom Tatort entdeckt, dass in der Balkeninschrift ein Diebeszinken angebracht wurde.«
    »Ach!« Ritter beugte sich interessiert vor. »Im Haus haben wir nichts von einem Einbruch bemerkt.«
    »Das kann ja schon eine Weile her sein«, betonte Judith Brunner.
    »Hm. Diebstahl? Das wäre ja ein völlig neues Motiv. Diebstahl passt doch gar nicht zu dem Kadaver!«, regte sich Dr. Grede auf. »Und erst recht nicht zu einem Sexualmord an einem Kind! Hier stimmt aber auch gar nichts.«
    »Das sage ich doch die ganze Zeit«, rief Ritter und kam auf seinen Standpunkt zurück. »Das Durcheinander spricht erst recht für einen reichlich gestörten Typen. Der hat einfach eine kranke Fantasie.«
    »Schuld hat dennoch nicht die Fantasie, das Problem ist doch einzig, dass dieser Täter sich nicht darum scherte, was falsch und was richtig ist«, wollte Lisa nicht klein beigeben. »Es kümmerte den Mann einfach nicht, was man tun und was man

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