Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition)

Titel: Nachtnelken - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners vierter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
Vom Netzwerk:
Bibelausgaben und dazu noch einige Hefte, welche die Kirche für die Christenlehre oder sonstige Zwecke publiziert hatte. Ohne eine explizite Auswahl zu treffen, griff er sich eine in Leinen gebundene, dunkelrote Bibel heraus und begann zu blättern. Nach ein paar Augenblicken hatte er es gefunden. »Das Thema wird in dieser Luther-Bibel mit ›In schwerer Heimsuchung‹ überschrieben. Es ist der dritte Bußpsalm. Soll ich dir mal alles vorlesen?«
    Laura nickte, nahm einen Schluck Kaffee und lauschte.
    Walter begann: » Psalm 38.
     
    1  EIN PSALM DAVIDS, ZUM GEDENKOPFER.
    2  HERR, strafe mich nicht in deinem Zorn und züchtige mich nicht in deinem Grimm!
    3  Denn deine Pfeile stecken in mir, und deine Hand drückt mich.
    4  Es ist nichts Gesundes an meinem Leibe wegen deines Drohens und ist nichts Heiles an meinen Gebeinen wegen meiner Sünde.
    5  Denn meine Sünden gehen über mein Haupt; wie eine schwere Last sind sie mir zu schwer geworden.
    6  Meine Wunden stinken und eitern um meiner Torheit willen.
    7  Ich gehe krumm und sehr gebückt; den ganzen Tag gehe ich traurig einher.
    8  Denn meine Lenden sind ganz verdorrt; es ist nichts Gesundes an meinem Leibe.
    9  Ich bin matt geworden und ganz zerschlagen; ich schreie vor Unruhe meines Herzens.
    10  Herr, du kennst all mein Begehren, und mein Seufzen ist dir nicht verborgen.
    11  Mein Herz erbebt, meine Kraft hat mich verlassen, und das Licht meiner Augen ist auch dahin.
    12  Meine Lieben und Freunde scheuen zurück vor meiner Plage, und meine Nächsten halten sich ferne.
    13  Die mir nach dem Leben trachten, stellen mir nach; und die mein Unglück wollen, bereden, wie sie mir schaden, sie sinnen auf Trug den ganzen Tag.
    14  Ich bin wie taub und höre nicht, und wie ein Stummer, der seinen Mund nicht auftut.
    15  Ich muß sein wie einer, der nicht hört und keine Widerrede in seinem Munde hat.
    16  Aber ich harre, HERR, auf dich; du, Herr, mein Gott, wirst erhören.
    17  Denn ich denke: Daß sie sich ja nicht über mich freuen! Wenn mein Fuß wankte; würden sie sich hoch rühmen wider mich.
    18  Denn ich bin dem Fallen nahe, und mein Schmerz ist immer vor mir.
    19  So bekenne ich meine Missetat und sorge mich wegen meiner Sünde.
    20  Aber meine Feinde leben und sind mächtig; die mich zu Unrecht hassen, derer sind viele.
    21  Die mir Gutes mit Bösem vergelten, feinden mich an, weil ich mich an das Gute halte.
    22  Verlaß mich nicht, HERR, mein Gott; sei nicht ferne von mir!
    23  Eile mir beizustehen, Herr, du meine Hilfe!«
     
»Oje!«, meinte Laura, als Walter seine eindringliche Rezitation beendet hatte. »Da hat jemand wohl schwere Schuld auf sich geladen!«
    »Ich finde es bezeichnend, dass die Hauserbauer ausgerechnet die beiden letzten, harmlos klingenden Verse für ihre Balkeninschrift gewählt haben; der ganze Rest wird vornehm verschwiegen.« Walter reichte Laura den Text und setzte sich wieder neben sie auf den Boden.
    Wilhelmina sprang vom Schreibtisch und hockte sich, den Schwanz elegant um die Vorderpfoten gelegt, dazu.
    Laura überflog die Verse und widersprach Walter zögernd: »Eigentlich nicht. Hör zu! Gleich als Erstes bittet der Mann seinen Gott, ihn nicht in seinem Zorn zu strafen oder zu züchtigen. Er empfindet Gottes Pfeile in sich und die Hand Gottes als drückend. Sein Leib ist nicht gesund, seine Wunden stinken. Er geht krumm und gedrückt und ist traurig. Ursache der vielen Leiden sind seine Sünden, die ihm eine zu schwere Last geworden sind. Er gibt ein Sündenbekenntnis ab und klagt, dass seine Lieben und seine Freunde vor ihm zurückscheuen und seine Nächsten sich von ihm fernhalten. Dazu kommt noch, dass seine Feinde ihm nachstellen ... Dem Mann blieb meines Erachtens gar nichts anderes mehr übrig, als seinen Gott um Beistand anzuflehen. Seine Mitmenschen hatten ihn verstoßen. Einsamer kann ein Mensch nicht sein.« Sie gab Walter den Text zurück und nahm das Foto vom Gardelegener Haus wieder zur Hand.
    »Ja. Dem ging es wirklich dreckig«, bestätigte Walter, stand auf und stellte die Bibel wieder in das Regal. »Aber was der Mann eigentlich verbrochen hat, erfahren wir nicht.«
    »Nein. Doch es muss etwas Grässliches gewesen sein, wenn es solch dramatische Wirkung auf ihn hatte.«
    »Und warum bekennt sich jemand zu so einer schlimmen Geschichte an seinem Haus?« Walter griff ein Foto von seinem Schreibtisch und hielt es Laura vor die Nase. »Noch dazu an einem Pfarrhaus?«
    »Ihr wisst schon,

Weitere Kostenlose Bücher