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Nachtpfade

Nachtpfade

Titel: Nachtpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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begann geräuschvoll
Geschirr zusammenzustellen. Gerhard half ihr, und nach einiger Zeit fanden sie
sich alle wieder vor dem sonnigen Haus ein.
    Sie beobachteten Katze Prosecca von Grabenstätt, die
Fliegen jagte, fast wollte sich das Urlaubsgefühl wieder einstellen, hätte da
nicht eine seltsame Stimmung über ihnen allen gelegen. Es war Jo, die das
Schweigen brach.
    »Was wisst ihr denn nun? Gibt es Verdächtige?«
    »Wir wissen wenig, außerdem dürfen wir dir dazu nichts
sagen.« Gerhard blinzelte in die Sonne.
    »Blödsinn! Ich bin ja sozusagen eine Zeugin, ich habe
sie gekannt, ich kenne die Leute hier, ich liefere euch Hintergrundwissen.«
    Jo hatte ein Nein noch nie akzeptiert, und ganz falsch
lag sie nicht. Wo nichts Konkretes war, war auch nichts zu verraten. Eines aber
nahm er Jo übel: Er hatte ein bisschen abschalten wollen, doch nun waren sie
wieder da, die Bilder von Jeanny-Jacky. Er seufzte. »Hast du denn was Neues in
Schönberg erfahren?«, fragte er Evi.
    »Nein, nichts Neues, aber Bestätigungen erhalten.
Erhards Wald ist wohl wirklich nicht ganz koscher. Das haben diese beiden
Landwirte gesagt.«
    »Na, und? Hatte er nette Grübchen?« Gerhard grinste.
    Evi verzog das Gesicht. »Hab ich nicht so drauf
geachtet, der Silogeruch hat mich fast umgehauen.«
    »Und der andere? Auch keiner für den
Jungbauern-Kalender?«
    »Er hat sich nicht entkleidet, du Depp! Aber er hatte
einen hübschen Oberarm.« Evi schüttelte den Kopf und fuhr fort: »Er wusste auf
jeden Fall zu berichten, dass die Affäre mit dem Käser von Jackys Seite her
doch ernster gemeint war. Ob die Ehefrau was mitbekommen hat, wusste er nicht.
Er sagt, die seien seit Monaten in Niederbayern und nicht wieder aufgetaucht.
Ich habe Melanie gebeten, das zu prüfen. Tja, und sonst haben beide gesagt,
dass Jacky verrückt war, hübsch, aber total durchgeknallt.«
    »Okay, nichts Neues unter der Sonne.« Gerhard blickte
auf seine Notizen. »Allen kommt dieses Nachtwandeln komisch vor. Jacky war
schon in Kempten immer unterwegs. Auch in Peißenberg, das wissen wir von der
Apothekerin. Anton Erhard ist ein Muhackl, Marianne Erhard war wohl nicht
unbedingt begeistert, dass sich Jacky bei ihnen eingenistet hatte. Agnes
Lindauer ist ‘ne Ratsch, die leicht zu verunsichern ist, aber ihre
Holzgeschichte haben auch Frau Schellharf und die Jungbauern bestätigt.«
    »Was hast du über mich notiert?«, unterbrach ihn Jo.
    »Ja genau. Was?«, wollte nun auch Evi wissen.
    »Das ist doch egal.«
    »Ist es nicht!«
    »Also bitte: Jo: typisch, immer aufseiten der
unkonventionellen Revoluzzer.«
    »Ja! Weil es nicht schlimm ist, durch die Nacht zu
wandeln. Und wenn ich die Einzige bin, die das so sieht, bitte schön!«,
schimpfte Jo.
    »Du bist nicht die Einzige. Auch Frau Jocher fand das
nicht schlimm«, sagte Gerhard und erzählte von seiner Unterhaltung mit der
alten Dame. »Bei ihr ist das aber eher die Milde und die Würde des Alters.«
    »Pah«, fiel Jo ein. »Das hat nichts mit dem Alter zu
tun. Manche sind mit dreißig steinalt. Da bist du bei Freunden hinter dem
Schallschutzwall eingeladen. Also, der Wall besteht aus einem uralten
Bauernhaus, das sie in der Ortsmitte abgerissen haben. Nicht erhaltenswert, das
alte Ding. Jedenfalls wohnen deine Neubürger-Freunde Nummer drei. Aber ist das
nun a, b, c oder d gewesen? B, es muss b sein! Du läutest und kriegst gleich
mal ein Glas viel zu süßen Prosecco angeboten. Übelkeit wäre in dem Fall kein
Problem, das Zwei-Quadratmeter-Klo mit dem Miniwaschbecken, in das genau eine
Hand passt, ist bei allen Reihenhäusern am Wall stets vom Vorraum aus gesehen
rechts, der Eingang in die Küche befindet sich links. Die Küche hat helle
Holzfronten, heißt irgendwie Allmilmö oder Potzenpoll oder so ähnlich. Sie ist
zeitlos, zeitlos nichtssagend. Sie sagt dir beim Einzug nichts und wird dir
auch nichts sagen, wenn die Besitzer ins Grab fahren. Diese Küche ist aber dann
noch wie neu, weil man eine gute Qualität gekauft hat. Jedenfalls gibt es dann
einen Nudelsalat aus Bionudeln, der geschmacklich zur Küche passt, und ein
Chili con Carne, das den Pep einer stinkenden Skisocke hat. Es sind nur Pärchen
eingeladen, was sonst, alle sind so nett. Alle Sies haben leichtes
Wohlstandsübergewicht. Die Ers haben alle ein Bäuchlein und gute Berufe. Alle
Sies wollten nach dem Kind sofort wieder anfangen zu arbeiten und sitzen nun
seit fünf, sieben, zehn Jahren zu Hause. Alle Sies wettern gegen die
Kindergärtnerin

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