Nachtruf (German Edition)
drei Goths den Befehl zu diesem Angriff erteilt haben mochte. Doch sie konnte das Gesicht von Armand Baptiste einfach nicht aus ihrem Kopf verbannen.
„Hat der Fahrer auf Sie geschossen?“, fragte der Officer. Trevor schüttelte den Kopf. „Er war mehr daran interessiert, möglichst schnell das Weite zu suchen.“
„Sie haben nicht zufällig das Kennzeichen des Trucks notiert?“
„Die Schilder wurden entfernt.“
Der Cop nickte und spuckte auf den Boden. „Sobald wir das Fahrzeug aus dem Wasser gezogen haben, können wir den Besitzer anhand der Fahrzeug-Identifikationsnummer feststellen. Glauben Sie, dass der Vorfall mit Ihren Ermittlungen im Serienmörder-Fall zu tun hat, Agent Rivette?“
„Ja, zweifellos.“
Sie verstummten, als die verletzte junge Frau eilig an ihnen vorbeigetragen und in einen der Krankenwagen geschobenwurde. Die Sanitäter waren immer noch mit dem anderen Opfer beschäftigt.
„In welches Krankenhaus werden sie gebracht?“, erkundigte Trevor sich.
„Höchstwahrscheinlich ins All Saints .“ Der Officer stapfte davon und brüllte einen Befehl in Richtung Fernsehcrew. Die Leute sollten sich im Hintergrund halten. Rain und Trevor blieben allein zurück. Sie wollte ihn von hier fortbringen, bevor der Unfall noch mehr an ihm nagte und die Reporter einen von ihnen erkannten. Trevors Wagen hatte Beulen und Schrammen davongetragen, aber soweit sie wusste, war er noch fahrtüchtig.
„Es wird Stunden dauern, bis sie herausgefunden haben, wem der Truck gehört“, sagte sie. „Das ist dir doch klar, oder?“
Trevor sah sie erschöpft an.
„Es tut mir leid, wie ich mich heute Abend benommen habe. Wegen dieser ganzen Sache mit D’Alba“, gestand er leise. „Manchmal verstehe ich mich selbst nicht.“ Er starrte auf das Wasser. Die Hafenpolizei drehte noch einmal einen weiten Bogen über den Kanal. „Als der Cop anrief und sagte, du wärst verschwunden, konnte ich nur noch an unser letztes Gespräch denken. Was wäre, wenn ich nie die Gelegenheit gehabt hätte …“
Er unterbrach sich. Rain berührte sein Gesicht. „Es ist spät. Bring mich einfach nach Hause, okay?“
Sobald sie außer Sichtweite waren, legte Trevor den Arm um sie. Rain spürte, wie er seine Lippen auf ihre Stirn drückte. Sie legte ihre Wange an seine Brust und schloss die Augen vor der verrückten Welt, die sie beide umgab.
35. KAPITEL
Rain mied den vorwurfsvollen Blick des diensthabenden Officers. Ihre Flucht hatte ihm vermutlich eine Standpauke von seinem Vorgesetzten beim NOPD beschert. Sie hörte, wie Trevor den Mann für den Rest des Abends nach Hause schickte. Dann ging sie zur Treppe und machte sich auf den Weg nach oben.
Im Bad drehte sie die Dusche auf und wartete auf das heiße Wasser. Währenddessen schälte sie sich aus ihren Kleidern. Der faulige Geruch vom Kanal klebte auf ihrer Haut. Die Bilder der leblosen Gestalten am Ufer verfolgten sie noch immer. Wie knapp heute Abend alles gewesen war – die Verfolgungsjagd und Trevor, der sich in Lebensgefahr gebracht hatte, um den Mann aus dem Truck zu ziehen. Gott sei Dank war ihnen nichts Schlimmes passiert. Der Fahrer, der vom Unfallort geflüchtet war, hätte sie beide erschießen können – Trevor, als er von der verletzten Frau abgelenkt worden war, und Rain, als er an ihr vorbeigelaufen war.
Mit den Nerven am Ende, suchte sie Zuflucht unter dem heißen Wasserstrahl und versuchte, die Ereignisse des Abends aus ihrem Kopf zu verbannen.
In ihren Bademantel gehüllt, verließ sie eine Weile später das Bad wieder. Trevor stand in der Schlafzimmertür. Seine Gestalt zeichnete sich schemenhaft gegen das goldene Licht aus dem Flur ab. Langsam kam er auf sie zu. Ohne ein weiteres Wort fuhr er mit den Händen durch ihr nasses Haar, vergrub die Finger in ihren langen Locken. Sein Mund bedeckte ihre Lippen. Rain schmiegte sich an ihn und spürte ihn durch den weichen Stoff seines Hemdes hindurch. Sie zitterte, als sein Kuss alle Gedanken aus ihrem Kopf vertrieb.
Nachdem er den Kuss beendet hatte, hielt er sie fest in den Armen.
„Ich könnte auch eine Dusche vertragen“, sagte er irgendwann. Sein Atem strich warm über ihren Kopf. „Ich habe meineTasche hiergelassen, also sollte ich mich bei der Gelegenheit gleich umziehen.“
„Nur zu. Ich gehe nach unten in die Küche. Vielleicht finde ich etwas zu essen für uns.“ Rain löste sich behutsam aus seiner Umarmung, aber er hielt ihre Hand fest.
„Der Cop ist weg – er wird nicht vor
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