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Nachtruf (German Edition)

Nachtruf (German Edition)

Titel: Nachtruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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die sie für Trevor empfand. Außerdem musste sie ihre Gedanken sortieren. Dante hatte offenbar von der Rückverfolgung seines Anrufs gewusst. Sie dachte über die Möglichkeit nach, dass er gesehen hatte, wie Trevor an jenem Morgen zu ihr nach Hause gekommen war, und einfach eins und eins zusammengezählt hatte.
    Aber das bedeutete auch, dass er irgendwo da draußen gewesen war und sie die ganze Zeit beobachtet hatte.

12. KAPITEL
    Als der Taurus auf den Canal Street Wharf einbog, bemerkte Trevor ein halbes Dutzend Einsatzwagen. Die Blaulichter schnitten durch die Nacht und den Nebel, der vom Mississippi herüberzog. Er parkte den Wagen, stellte den Motor aus und blickte auf die Leuchtziffern der Uhr auf dem Armaturenbrett: 02:52.
    Vor einer halben Stunde hatte McGrath auf Trevors Mobiltelefon angerufen und ihm eine Nachricht hinterlassen. In einer Lagerhalle nahe dem Wasser war ein weiteres Opfer gefunden worden. Trevor schätzte die Entfernung zwischen dem Kai und der Galerie ab, in der wenige Stunden zuvor Brians Vernissage stattgefunden hatte.
    Es waren keine fünf Blocks.
    Er zeigte den Polizisten seine Marke, hob das gelbe Absperrband um den Tatort herum an und trat darunter hindurch. Die Officers, die ihn weiterwinkten, tranken Kaffee aus Pappbechern und unterhielten sich über die kommende Saison der New Orleans Saints , dem Football-Team der Stadt. Als Trevor sich näherte, leuchteten helle Lichtblitze im Inneren des metallenen Lagerschuppens auf. Der forensische Fotograf erledigte augenscheinlich gerade seine Arbeit. Unzufrieden starrte Trevor hinaus auf die am Kai vertäute Fähre. Am Tag fuhr sie von hier aus hinüber nach Algiers Point. Wasser schwappte rhythmisch gegen die Seiten des Schiffes, das vor sich hin dümpelte und auf den Anbruch des Morgens wartete.
    Unvermittelt schoss ihm durch den Kopf, dass das Opfer in der Lagerhalle nie wieder einen Sonnenaufgang erleben würde.
    Der Unbekannte hatte zum zweiten Mal in derselben Stadt zugeschlagen. Das war neu. Bisher hatte es pro Ort immer nur einen Mord gegeben. Dann waren Wochen oder sogar Monate verstrichen, bevor in einer anderen Stadt ein weiterer Leichnam entdeckt worden war. Doch dieses letzte Opfer war nur wenige Tage nach Cara Seagreen und in derselben Gegend aufgetaucht. Das alles deutete darauf hin, dass der Killer seine Vorgehensweiseveränderte. Die Mordlust wuchs. Trevor würde am Morgen seinen Chef, den zuständigen Special Agent in Charge Johnston, anrufen und ihn wissen lassen, dass er seinen Aufenthalt hier verlängern musste.
    Willkommen zurück in New Orleans, Agent Rivette. Sieht so aus, als ob wir beide endlich wieder zu Hause wären.
    Die mit Blut verfasste Botschaft des Unbekannten, die sie vor zwei Tagen gefunden hatten, jagte ihm immer noch einen Schauder über den Rücken. Trevor fragte sich, ob New Orleans nicht schon während der ganzen Zeit, in der er der tödlichen Spur des Killers gefolgt war, das eigentliche Ziel der Reise gewesen war.
    Eine warme Brise wehte vom Fluss herüber und trug den reichhaltigen Geruch des Wassers mit sich. Irgendwo in der Ferne erklang der dunkle Signalton eines Nebelhorns. Trevor betrat die Lagerhalle. Seine Schritte auf dem Betonboden hallten von den Metallwänden wider. Das Opfer war in der Nähe des Eingangs zurückgelassen worden. Zerschlissene Passagiersitze lagerten dort, die man zur Reparatur aus der Fähre ausgebaut hatte. Wie bei Cara Seagreen handelte es sich ebenfalls um einen weiblichen Teenager.
    Die Detectives McGrath und Thibodeaux waren bereits vor Ort. Außerdem waren ein Fotograf und einige Kriminaltechniker in knallgelben Overalls mit der Aufschrift N.O. Crime Scene Unit auf dem Rücken am Tatort.
    „Danke für den Anruf“, sagte Trevor, als er zu der Gruppe trat.
    McGrath hockte auf dem Boden und untersuchte die Leiche. „Dieselbe Vorgehensweise wie letzte Woche. Auch das Alter des Opfers ist ungefähr dasselbe.“
    Die ganze Szenerie war eine weitere Variante dessen, was Trevor mittlerweile nur allzu gut kannte. Klebeband verschloss den Mund des Opfers, und die Handgelenke des Mädchens waren vor dem Körper mit einem Rosenkranz aus Perlen gefesselt. Trevor zog sich Latexhandschuhe über. Dann kniete er sich neben McGrath und sah sich das Mädchen genauer an. Die Kleinewar sehr dünn, ihre Hüftknochen traten hervor und die Rippen zeichneten sich deutlich ab. Ihre Brüste waren winzig. Die dunkel geschminkten Augen des Mädchens starrten leer zur Decke. Die

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