Nachtruf (German Edition)
Polizisten zu Ihnen nach Hause schicken, aber D’Alba meinte, er würde bei Ihnen bleiben.“
„David bleibt nicht bei mir“, erwiderte Rain.
„Dann werde ich heute Abend doch jemanden abstellen.“
„Das ist nicht nötig.“
„Ich glaube wirklich …“
„Nein“, erklärte sie bestimmt. Zwar hatte Dante sie verunsichert, doch was Trevor möglicherweise nicht verstehen konnte, war, wie sehr sie ihre Privatsphäre brauchte. Schuld daran waren die vielen Zudringlichkeiten, die sie als Desirees Tochter in all den Jahren hatte aushalten müssen. Es hatte Fans ihrer Mutter gegeben, die über den schmiedeeisernen Zaun vor ihrem Haus geklettert waren und versucht hatten, durch die Fenster Schnappschüsse zu machen. Einige hatten sogar Steine aus dem Gartenweg herausgestemmt, um sie als Souvenirs mitzunehmen. Trotz ihrer Angst vor Dante wollte sie keinen Fremden im Haus, der bewaffnet Wache schob. Sie wollte noch nicht einmal eine Schusswaffe in ihrem Heim. Das Haus auf der Prytania hatte genug Gewalt erlebt. Wenn sie ihm das erzählte, würde er sie – wenn sie so über seine Berufswahl nachdachte – wahrscheinlich für eine überzeugte Anhängerin des Liberalismus halten. Womit er, genau genommen, nicht ganz unrecht hätte.
„Ich habe eine Alarmanlage im Haus. Ich werde sie einschalten“, sagte sie und klang kämpferischer, als sie sich fühlte.
Trevor rieb sich mit einer Hand über das Kinn. Offenbar war er mit ihrer Entscheidung nicht einverstanden. „Ich werde einen Wagen hierher beordern, der Sie nach Hause fährt. Lassen Sie mich zumindest das tun. Ein Officer kann Sie dann zur Tür begleiten und das Haus kontrollieren, bevor Sie hineingehen.“
Rain nickte. Der Vorschlag war akzeptabel. Trevor ging zu Alex’ Schreibtisch und nahm das Telefon zur Hand. Sie hörte, wie er die Dienststelle des NOPD anrief, seine Dienstnummer nannte und einen Streifenwagen bestellte. Nachdem er die Adresse der Galerie durchgegeben hatte, legte er auf.
„Sie werden in ein paar Minuten hier sein.“
Rain berührte seinen Arm und spürte die kräftigen Sehnen unter der warmen Haut. „Ich danke Ihnen.“
Als er sie ansah, nahm sie eine fast magnetische Anziehungskraft zwischen ihnen wahr. Schließlich ließ sie die Hand sinken,und er ging zur Tür.
„Trevor?“ Auf den Klang ihrer Stimme hin drehte er sich um. Er hatte die Tür bereits ein wenig geöffnet, und ein dünner Lichtstrahl aus dem Flur fiel auf den Fußboden. „Als ich sagte, dass Sie mich benutzen, um an Dante heranzukommen, meinte ich …“
„Ich habe Dante nicht zu Midnight Confessions geführt. Er kam aus eigenem Antrieb. Er würde Ihre Sendung immer noch hören, auch wenn ich seinen Anruf neulich nicht mitbekommen hätte.“
Rain wurde klar, dass er recht hatte. „Ich möchte, so gut ich kann, bei den Ermittlungen helfen. Aber ich muss die Wahrheit erfahren. Ich muss genau wissen, was los ist.“
Trevor lehnte sich an den Türrahmen, und sie sah denselben inneren Kampf wie vorhin in seinen Augen aufblitzen.
„Wir haben das Opfer identifiziert“, sagte er. „Ihr Name ist Cara Seagreen. Sie war fünfzehn Jahre alt, kam aus Kenner. Mit einem gefälschten Führerschein in der Tasche ist sie durch die Clubs gezogen. Ich habe gestern fast den ganzen Nachmittag damit verbracht, das Mädchen zu befragen, mit dem Cara an dem Abend zusammen war.“
„Was haben Sie herausgefunden?“
„Nicht mehr als die ungefähre Gegend im Quarter, von wo aus die Mädchen losgezogen sind. Caras Freundin gibt zu, Ecstasy genommen zu haben. Und wie Ihnen wahrscheinlich bekannt ist, gehört Gedächtnisverlust zu den üblichen Nebenwirkungen. Sie ist sich nicht mal sicher, wann genau Cara an dem Abend verschwunden ist oder in welchem Club sie gerade waren, als sie sie zum letzten Mal gesehen hat. Doch die Mädchen waren definitiv in einigen dieser Gothic-Treffs in der Stadt.“
Trevor öffnete die Tür ein Stück weiter. Das Stimmengewirr aus der Galerie drang hinein.
„Sie haben meine Karte, Rain. Wenn Sie irgendetwas brauchen oder wenn Sie Ihre Meinung bezüglich einer Wache in Ihrem Haus geändert haben, rufen Sie mich an. In der Zwischenzeit werde ich eine Einheit draußen auf der Straße vor IhremHaus postieren. Wenn Sie allein sind, reicht es nicht aus, dass ab und zu ein Wagen vorbeifährt.“
Er wünschte ihr eine gute Nacht und verließ das Büro. Rain blieb noch eine Weile. Sie war noch immer überrascht über die körperliche Anziehungskraft,
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