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Nachtruf (German Edition)

Nachtruf (German Edition)

Titel: Nachtruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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betrachten, werden Sie eine gewisse Üppigkeit an Desirees Figur feststellen. Sie war zu der Zeit in der zwölften Woche schwanger mit Rain.“
    Trevor steckte den Rosenkranz wieder in seine Tasche. Er hatte gehofft, der Anblick des religiösen Objektes würde den Unternehmer irgendwie erschüttern, doch bislang blieb sein Gegenüber vollkommen ruhig. „Rain hat mir erzählt, dass Sie Mitglied im Stadtrat wären, Baptiste.“
    „So wie mein Vater und mein Großvater vor mir“, entgegnete er stolz. „Man könnte sagen, bürgerliches Engagement liegt mir im Blut.“
    „Und dass Sie sich wie Marilyn Manson kleiden und nächtelang mit Möchtegernvampiren herumhängen? Liegt das auch bei Ihnen in der Familie?“
    Baptiste nahm einen silbernen Brieföffner von seinem Schreibtisch und prüfte die Schärfe des spitzen Endes mit seinem Zeigefinger. „Was macht Sie so sicher, dass es ‚Möchtegernvampire‘ sind, Agent Rivette?“
    „Ich glaube nicht an Vampire. Wahnhafte Psychotiker sind etwas anderes.“
    Lachend kam Baptiste hinter seinem Schreibtisch hervor und trat an das Bürofenster, das den Blick auf die historische spanische Fassade der Kathedrale und deren Turmspitzen freigab. Gerade rissen die Wolken auf und enthüllten einen strahlend blauen Himmel.
    „Es gibt viele Rollenspieler in der Gothic-Szene“, sagte Baptiste. „Aber täuschen Sie sich nicht. Es gibt auch echte Blutsauger unter uns. Die, die ich kennengelernt habe, verwenden jedoch freiwillige Blutspenden. Die Spender sind erotische Masochisten, die beim Blutspenden genauso erregt sind wie ihre Mitspieler, die die Spenden annehmen. Das ist nicht verboten.“
    „Was ist mit den Drogen und der Tatsache, dass in Ihrem Club Alkohol an Minderjährige ausgeschenkt wird? Ich bin mir ziemlich sicher, dass das verboten ist.“
    Baptiste drehte sich um. „Ist das eine Drohung? Sie sollten wissen, dass ich einige sehr wichtige, bedeutende Freunde habe …“
    „Es kümmert mich nicht, ob Sie mit dem Bürgermeister Golf spielen, Baptiste. Ich sage nur, dass das Ascension Sie in die Lage versetzt, über gewisse Dinge Bescheid zu wissen. Wenn Sie irgendetwas – oder irgendjemanden – verschweigen oder decken, dann wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, reinen Tisch zu machen.“
    „Sie sind sich Ihrer selbst ziemlich sicher, oder?“
    Trevor antwortete nicht, doch sein Blick durchdrang Baptiste. Baptiste schwieg und wischte nicht vorhandene Staubflusen von seinem Revers.
    „Ich nehme an, man muss Sie in Anbetracht Ihrer familiären Situation einfach bewundern.“ Der Geschäftsmann schüttelte in gespieltem Mitgefühl den Kopf. „Sehr verstörende Vergangenheit.“
    Trevor wappnete sich innerlich. „Meine Familie geht Sie nichts an.“
    Baptiste lächelte angesichts Trevors heftiger Reaktion. „Ihr Vater war wirklich ein ganz übler Mistkerl, oder? Und als Polizist hier in New Orleans war er praktisch unantastbar. Es muss Ihnen zu schaffen machen, dass er niemals dafür bezahlen musste, was er Ihnen angetan hat.“ Seine blassen Augen leuchteten auf. „Erzählen Sie mir, Agent Rivette, wie viele Tage lagen Sie damals im Koma? Man sagt, dass der Verstand nach einem solchen Ereignis nie wieder derselbe ist wie vorher. Trotzdem stehen Sie hier und wirken ziemlich stark, wenn ich das mal so sagen darf.“
    Trevor ging auf Baptiste zu. Überraschung und Ärger durchzucktenihn. „Legen Sie sich lieber nicht mit mir an.“
    Mit unschuldigem Blick hob Baptiste die Hände. „Ich drücke nur meine Bewunderung für Ihre Widerstandsfähigkeit aus …“
    „Wenn Sie irgendetwas mit diesen Morden zu tun haben, werde ich Sie auseinandernehmen.“
    „Ich kann Ihnen versichern: Das habe ich nicht!“, antwortete Baptiste milde. „Wenn wir dann hier fertig sind … Ich erwarte noch einen Kunden. Bitte richten Sie Rain meine wärmsten Empfehlungen aus.“
    Für einige Sekunden erwiderte Trevor den selbstgefälligen Blick des Mannes. Dann wandte er sich um und verließ den Raum.

20. KAPITEL
    „Onkel Trevor!“
    Haley schoss auf Trevor zu, als sie ihn im Hauptausstellungsraum der Galerie Synapse entdeckte. Ihre Schuhsohlen quietschten auf dem glänzenden Holzfußboden, in dem sich die Spätnachmittagssonne spiegelte. Seine Nichte war schnell mit ihm warm geworden. Als sie ihn jetzt anlächelte, vergaß er für kurze Zeit die Gedanken, die ihn schon fast den ganzen Tag beschäftigten. Nach seinem Besuch im Antiquitätengeschäft von Armand Baptiste hatte es eine

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