Nachtruf (German Edition)
dankte Gott, dass er seine Jeans anhatte. Aber seine körperliche Reaktion auf ihre Nähe musste sie aufgeweckt haben.
Rain hob ihren Kopf und sah ihn an. Ihr schlaftrunkener Blick war voller Sinnlichkeit.
Trevor schaffte es nicht, den Impuls zu unterdrücken. Und so neigte er den Kopf und berührte mit seinen Lippen ihre. Er spürte, wie sie mit der Hand über den Haaransatz in seinem Nacken strich. Rain öffnete ihre Lippen bereitwillig unter seinem Kuss. Er erkundete mit seiner Zunge ihren Mund und drehte sich langsam so weit zu ihr, dass er halb auf ihr lag. Trevor strich über ihre zarten Rundungen, während sie sich weiter küssten, einander erforschten, einander kosteten. Rains nackte Oberschenkel fühlten sich so unglaublich zart an. Schließlich öffneten sie sich, um ihn willkommen zu heißen.
Er könnte sich daran gewöhnen. Das wurde ihm schlagartig klar. Daran, wie sie sich anfühlte und wie nahe sie ihm war.
Und dieser Gedanke war es, der ihn dazu brachte, damit aufzuhören. Widerstrebend beendete er den Kuss, atmete schwer, während er ihr Gesicht betrachtete. Rains Lippen wirkten vollund leicht geschwollen von seinen Küssen. Ihre Augen schimmerten vor Verlangen. Er fühlte sich so sehr zu ihr hingezogen, dass es wehtat. Doch dafür hatte man ihn nicht nach New Orleans geschickt.
„Das hätte nicht passieren dürfen“, sagte Trevor sanft. Er erhob sich und setzte sich mit dem Rücken zu ihr auf die Bettkante. „Es ist jetzt hell genug. Ich bringe dich nach Hause.“
Als der Morgen in nebliger Stille heraufzog, lief er wütend im Wohnzimmer auf und ab. Er hatte die ganze Nacht draußen vor dem Hotel verbracht. Von seinem Wagen aus hatte er beobachtet, wie das Licht des Zimmers im ersten Stock erloschen war.
Er war ihr dorthin gefolgt – hatte sogar gesehen, wie sie in das Taxi gestiegen war – und hatte die ganze Zeit über den abscheulichen Verdacht gehegt, dass sie zu ihm wollte. Wie die Mutter, so die Tochter, dachte er verbittert.
Hure.
Er starrte durch die schweren Vorhänge auf die regennasse Straße hinaus und fragte sich, was für ein Riss im Universum entstand, wenn sich die Geliebte mit dem Feind verband. Er ballte die Hände zu Fäusten, als er sich vorstellte, was die beiden in dem dunklen Zimmer miteinander trieben. Sich windende Körper, glatt und glänzend vor Schweiß. Sie gehörte ihm. Kein anderer durfte sie haben. Agent Rivette besaß eine starke Energie – seine geschärften Sinne verrieten es ihm –, aber diesen Diebstahl würde der Mann bezahlen. Und zwar teuer.
Langsam schüttelte er den Kopf. Sein Rachedurst war fast so mächtig wie seine Gier nach Blut. Er hätte sie sich letzte Nacht holen können, als sie allein auf dem schwach beleuchteten Bürgersteig nahe des Coliseum Square gewartet hatte. Dieser kleine Dummkopf. Es wäre so leicht gewesen und so befriedigend. Er spürte, wie sich sein Innerstes bei der Aussicht, sie endlich zu besitzen, zusammenzog. Doch er konnte seine Befriedigung aufschieben.
Schließlich würde er nicht mehr lange warten müssen.
19. KAPITEL
Das Antiquitätengeschäft Baptiste Antiques befand sich in der Royal Street, nicht weit vom Jackson Square und der St. Louis Cathedral entfernt . Trevor sah sich neugierig um, sobald er den Laden betreten hatte. Der großzügige Ausstellungsraum stand voll mit handgefertigten Mahagonimöbeln und Gemälden in massiven Goldrahmen. Es roch nach Holzöl. Der dicke Flor der Aubusson-Teppiche schluckte seine Schritte.
Eine exotisch aussehende Frau mit schwarzem Haar, das sie im Nacken zu einem kunstvollen Knoten geschlungen hatte, erschien hinter einem orientalischen Paravent. „Kann ich Ihnen behilflich sein?“
„Ich möchte mit Armand Baptiste sprechen.“
Sie musterte ihn, als wollte sie seine Kaufkraft abschätzen.
„Ich fürchte, Mr Baptiste ist beschäftigt. Vielleicht kann ich Ihnen weiterhelfen?“
Trevor zückte seine Marke. „Sagen Sie ihm, Agent Rivette vom FBI ist hier.“
Die Frau ging zu einem Lacktisch und griff nach dem Telefon. Mit misstrauischem Blick auf Trevor sprach sie in den Hörer. Einen Moment später wies sie zu einer Tür am hinteren Ende des Ausstellungsraumes. „Er empfängt Sie jetzt.“
Unverzüglich schritt Trevor hinüber zu der geschlossenen Tür. Er klopfte nicht an, sondern ging geradewegs hinein. Das Büro war mit derselben Art hochwertigen Mobiliars ausgestattet wie der Ausstellungsraum – nach dem Motto: „Wer nach dem Preis fragen muss,
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