Nachts im Zoo (Junge Liebe ) (German Edition)
Aber nicht, weil Christian sich zwischen den Brüdern nicht entscheiden konnte, sondern vielmehr, weil er sie nicht auseinanderhalten konnte. Sie hatten sich stets einen Scherz daraus gemacht.
„Mann, das waren Zeiten ..." Kevin geriet ins Schwärmen. „Gegen eine Nummer mit Christian hätte ich auch nichts einzuwenden."
Es klang melancholisch, ganz voller Sehnsucht. Josh erkannte das Verlangen seines Bruders sofort. Er beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn sanft auf die Lippen.
„Komm, ich mach's dir, ausnahmsweise", flüsterte er. Dabei wanderte seine Hand unter die Bettdecke. Wie erwartet ertastete er unter Kevins Shorts eine pralle Erregung. Ausnahmsweise? War es das?
Kevin atmete erleichtert auf, als er bemerkte, was Josh vorhatte. Er wehrte sich nicht gegen die forsche Hand, die seine Härte griff und fest bearbeitete. Er schloss die Augen dabei und dachte an früher ...
Bei der morgendlichen Frühbesprechung gab es das Problem des Tages zu klären.
„Heute sind die großen Becken im Aquarium dran. Leider hat sich der zuständige Pfleger krankgemeldet", erklärte Mattes, einer der zwei Tierärzte, die für den Zoo arbeiteten. „Kann einer von euch das heute übernehmen?" Er sah in die Runde. Eine nachdenkliche Stille stellte sich ein.
„Also, ich bin seit Jahren auf Vögel spezialisiert. Weiß nicht, ob ich unter Wasser klarkommen würde", meldete sich einer der Pfleger zu Wort.
Einige andere bestärkten diese Haltung mit Kopfnicken.
Einer von ihnen hob allerdings die Hand.
„Ich würde mir das zutrauen", sagte er. „Aber dann müsste jemand die Seehundfütterung mit Dressur übernehmen ..."
Wieder folgte ein Schweigen. Mattes seufzte und schüttelte dazu den Kopf. Es war klar, dass auch diese Arbeit durch niemand anderen ersetzt werden konnte. Die Pfleger im Zoo waren alle für einen bestimmten Bereich zuständig. Klar halfen sie sich untereinander, wenn Not am Mann war, doch spezielle Tätigkeiten überließ man lieber erfahrenen Kräften.
„Kennt sich denn überhaupt irgendjemand mit Tauchgängen aus?", fragte Mattes schließlich.
Da hob Josh die Hand.
„Also, wenn sich sonst niemand meldet." Er sah sich um. „Ich wäre dabei, wenn Thomas und Benni mich entbehren können?" Er suchte Augenkontakt zu seinen Kollegen.
„Klar!", sagte Thomas. „Lass dir Zeit."
Kurz nach der Frühstückspause fanden sich Mattes und Josh im Zoo-Aquarium zusammen.
Eine ganze Weile standen sie vor dem großen Becken, in denen Ammen- und Schwarzspitzen-Riffhaie ihre Runden drehten.
„Solange du dich ruhig verhältst, werden sie nichts tun. Und erschrecke nicht, wenn sie auf dich zueilen. Sie werden kurz vor dir einen Haken schlagen und abdrehen. Sollte trotzdem einer Gefallen an deinem Neoprenanzug finden, schieb ihn einfach weg."
Das hörte sich nicht schwierig an. Josh war optimistisch. Passte er doch rein optisch gar nicht in das Beuteschema der Haie. Zur Sicherheit würde Mattes vor dem Becken stehen und Tina, eine der Pflegerinnen des Aquariums, oben am Beckenrand.
Für gewöhnlich ließen die Tiere die Taucher in Ruhe, fühlten sich eher gestört und zogen sich zurück. Trotzdem lauerte ab und an auch das ein oder andere Tier, in der Hoffnung auf Futter.
Als Josh sich hinter den Kulissen umgezogen hatte, bestieg er das hohe Becken. Ein paar neugierige Rochen schnellten sofort hoch, als das Schutzgitter entfernt wurde. In der Tiefe sah Josh die Haie, die gemütlich im Kreis schwammen.
„Viel Erfolg!", wünschte Tina, dann begab sich Josh ins Wasser.
Augenblicklich befand er sich in einer anderen Welt. Es war ergreifend, auch ein wenig befremdend, welche Stille unter Wasser herrschte und welche Ruhe die Fische ausstrahlten. Selbst die großen Haie, die Josh zuerst prüfend fixierten, sandten eher Faszination als Bedrohung aus. Langsam hangelte sich Josh an der Scheibe entlang und sank dann auf den Boden. Er bekam gut Luft, die erste Anspannung fiel von ihm ab, so dass er sich an die Arbeit machen konnte.
Vor dem Becken stand wie erwartet Mattes, dem er ein Zeichen gab, dass alles okay war.
Wider Erwarten erblickte er allerdings auch Kevin, der in seinem Rollstuhl in einem schnellen Tempo herangefahren kam und direkt vor der Scheibe stehen blieb.
„Wer hat das veranlasst?", fauchte Kevin gereizt, dabei deutete er auf seinen Bruder, der mit den Reinigungsarbeiten im Becken begann.
„Er selbst hat sich bereit erklärt", berichtete Mattes. Er nickte zufrieden. „Und wie ich finde,
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