Nachts im Zoo (Junge Liebe ) (German Edition)
und Kevin hatte ihn angefleht. Und er hatte wieder an diesen Porno gedacht. Er musste es einfach tun. Der Reiz war zu groß gewesen.
„Hör mal", fing er demzufolge an. „Wäre ich nüchtern gewesen, hätte ich es nicht getan, okay?"
Er sah Kevin dabei eindringlich an, und es war, wie immer, als würde er in einen Spiegel gucken und Selbstgespräche führen. Wahrscheinlich hatte er am Abend zuvor auch einfach nur das Gefühl gehabt, sich selbst ficken zu wollen.
„Okay", erwiderte sein Bruder leise. „Ich bin dir trotzdem sehr dankbar."
Wie diese Erinnerungen an früher hatte Josh auch oftmals einen Traum. In diesem Traum sah er seinen Bruder Kevin auf beiden Beinen stehen und laufen. In diesem Traum gingen sie zusammen aus, sie lachten und tanzten - wie früher.
In dieser Vision, wie sie Josh heimlich zu nennen pflegte, da sahen sie sich an, so wie jetzt, und grinsten, denn Kevin saß nicht im Rollstuhl. Er war nicht blass und mager, sondern ebenso braun und sportlich wie sein Bruder.
Josh seufzte. Er schlief nicht, und es war auch kein Traum, den er erlebte. Er war hellwach, und der Mann, der ihm gegenüber stand, war das blühende Leben und kein anderer als:
„Clemens!"
Sie nahmen sich in den Arm. Es war keine herzliche Geste, sondern eher ein verkrampfter Vorgang.
„Mensch, für einen Moment hat mir mein Gedächtnis doch glatt einen Streich gespielt."
Josh schüttelte den Kopf. Er sah seinen Drillingsbruder sogar etwas abwertend an.
„Ich dachte, Kevin kann plötzlich wieder laufen."
Er griff sich an den Kopf. Wie idiotisch dieser Trugschluss auch war, er setzte ihm zu, das konnte man sehen.
„Ja, ich muss zugeben, unser Besuch war auch eigentlich nicht direkt geplant, aber die Kleinen drängelten, und Gesine hat ein paar Tage frei."
Clemens spielte sich wieder künstlich auf, so, wie man es von ihm gewohnt war. „Wir wohnen natürlich außerhalb im Gäste-Haus."
Es klang, als würde eine andere Möglichkeit auch gar nicht in Frage kommen.
„Aber wir werden euch nicht lange belästigen, keine Angst!"
Josh schmunzelte gequält. Etwas anderes wollte er auch gar nicht hören.
Im Haus angekommen begrüßten ihn, wie erwartet, die beiden Kinder von Clemens stürmisch. Josh hatte Nachsicht mit ihnen. Sie konnten ja nichts für ihren versnobten Vater. Und ein wenig lustiger Trubel nach einem anstrengenden Arbeitstag tat wirklich gut.
Nach dem Abendessen legte sich Josh hin. Er dachte an Lukas. Ob er ihn wiedertreffen würde? Bestimmt.
Als es dunkel wurde stand Josh allerdings wieder auf und verließ das Haus lautlos.
Direkt am westlich gelegenen Zooeingang wartete schon jemand. Ein junger Mann, hell gekleidet. Er stand genau am Gittertor und hatte sein Gesicht nah an die Absperrung gepresst, fast so, als könne er es gar nicht abwarten, den Zoo zu betreten - bei Nacht!
Als er Josh erblickte, erhellte sich sein Gesicht sofort.
„Wusste ich es doch!", sagte der Fremde. „Außergewöhnlich und wild ... Als ich deine Anzeige las, wusste ich sofort, dass es was mit dem Zoo zu tun haben muss."
Josh lachte verhalten. „Ach ja?" War seine Annonce in der Tageszeitung doch zu auffällig gewesen? Sie versprach erotische Abenteuer direkt in der Natur, für ein geringes Entgelt.
Und keiner der Anrufer wunderte sich, wenn Josh den Treffpunkt bekanntgab: Am großen Park, neben dem Zoo.
Seine heutige Verabredung hatte ihn allerdings wohl schon gleich durchschaut und genau vor dem Zooeingang gewartet.
Neugierig wurde Josh angesehen.
„Gehen wir echt rein? Geht das so einfach?"
Josh, der noch immer auf der anderen Seite der Absperrung stand, zog seinen Schlüssel hervor. Er fühlte sich direkt prahlerisch und verkündete gelassen:
„Klar geht das, wenn du niemandem davon erzählst."
„Natürlich nicht. - Ich hab auch was mitgebracht."
Der junge Mann deutete auf eine Tüte, in der mehrere Flaschen Bier klimperten. Das gefiel Josh auf Anhieb.
Er ließ den Fremden herein. Der war schmächtig, jedoch groß gewachsen. Er hatte muntere Augen, die sich sofort aufgeweckt umsahen. Er war in einen Anzug gekleidet, schien von einem vornehmen Geschäftsessen zu kommen. Er wirkte seriös, etwas schüchtern vielleicht, aber auf jeden Fall wohlhabend.
„Lust auf ein Abenteuer?", erkundigte sich Josh, der Fremde nickte sofort.
Sein Name war Sven. Er war Autohändler, spezialisiert auf Oldtimer und Cadillacs. Die Suche nach neuen Angeboten und Gespräche mit Geschäftskunden hatten ihn für ein paar
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