Nachts im Zoo (Junge Liebe ) (German Edition)
herumspazierst. Es wirft kein gutes Bild auf uns, wenn sich das herumspricht. Und du siehst ja selbst, zu was es geführt hat."
Josh senkte beschämt den Kopf. Er musste sich eingestehen, dass sein Onkel recht hatte. Es war eine blöde Idee gewesen, die Männer mit in den Zoo zu nehmen. Viel zu leichtsinnig und riskant.
Er konnte nichts dazu sagen. Ein gewisses Maß an Schuld sprach er sich längst zu.
„Unser Kassenwart hat in den letzten Monaten deutlich erhöhte Spendengelder festgestellt. Die Besucher waren sonst immer eher knauserig mit ihren Almosen. Doch neuerdings zeigen sie sich sehr spendabel. Manche werfen richtig große Scheine in unsere Spendenbehälter ..."
Bernd sah kurz zu seinem Neffen, der noch immer schwieg, dann sah er wieder auf die Straße. In der Ferne erkannte man schon das große Eingangstor des Zoos.
„Josh, ich finde es sehr lobenswert, dass du dich so für den Zoo einsetzt, doch wenn du meinst, wirklich Spenden sammeln zu wollen, dann lass deine Bekannten es freiwillig tun - in Form von Überweisungsträgern. Ich möchte nicht, dass man dem Zoo irgendwann Bestechung vorwirft ..."
Josh nickte still. Für einen Moment war er den Tränen nahe. Es tat weh, so durchschaut zu werden, dabei hatte er es doch nur gut gemeint.
„Ich wollte nur helfen", sagte er zu seiner eigenen Verteidigung. „Was ihr für mich und Kevin getan habt, das ist unbezahlbar." Er schluckte verkrampft. „Wir dürfen bei euch wohnen und arbeiten ... Ich wollte mich einfach revanchieren für all die Jahre."
Bernd fuhr auf den Hof des Verwaltungsgebäudes. Als er den Wagen ausgestellt hatte, drehte er sich zu seinem Neffen hin.
„Klara und ich haben das gerne getan", sagte er. „Du und Kevin müsst dafür keine Gegenleistung bringen, okay?" Er fasste Josh bei der Schulter, und der nickte dankbar.
Josh war gegen Kaution freigekommen, obwohl ihm eine Meldepflicht auferlegt wurde. Noch immer bestand dringender Tatverdacht gegen ihn, obwohl die Zeugenaussagen nochmals geprüft wurden. Kevins Aussage, dass Josh sich gegen 1 Uhr im Haus befand, stand gegen den Bericht des Nachwächters Ralf, der meinte, einen Mann - vielleicht Josh? - um genau diese Zeit, draußen, in der Nähe des Bärenreviers, gesichtet zu haben.
Allerdings wurde erneut betont, dass Ralf neu in seinem Job war. Er war mit der Arbeit nachts im Zoo noch nicht so vertraut wie der betagte Wächter Gerd, der seine Arbeit schon seit Jahrzehnten zufriedenstellend erledigte. Ralf kannte Josh nur flüchtig. In einem genauen Verhör konnte er nicht absolut bezeugen, dass es der Neffe des Zoodirektor gewesen war, den er gesehen hatte.
Eine Verdunklungsgefahr bestand demzufolge ebenfalls nicht mehr. Alle Spuren waren gesichert und alle Zeugen vorerst befragt.
Würde sich jetzt nicht noch das Blatt wenden und sich weitere Erkenntnisse zeigen, könnte nur noch ein Richter über Joshs Situation positiv entscheiden.
Es war demzufolge wichtig, dass Josh sich mit seinem Anwalt weiterhin beriet und für den Fall eines weiteren Verhörs gewappnet war.
Bei einer Tasse Kaffee setzten sie sich in dem Wohnhaus der Behrens zusammen, um den Fall nochmals durchzukauen.
„So, dann fangen wir mal von ganz vorne an", begann Schneider. „Ich darf Sie duzen?"
Josh nickte. Er fühlte sich mit seinen 24 Jahren noch nicht wirklich so alt, dass er auf eine förmliche Anrede bestand. Und der Anwalt war sympathisch. Es konnte sicher nicht schaden, das Gespräch ganz locker zu führen.
Schneider schlug die Mappe, in der er alle Unterlagen über den Fall gesammelt hatte, auf und fasste stichpunkthaltig alle Fakten zusammen:
„Du kanntest Cychowski, du warst mit ihm in der Nacht im Zoo, ihr hattet was getrunken. Es hat euch niemand gesehen, und du hast ihn gegen halb eins verabschiedet? Du hast gesehen, wie er zu seinem Auto ging, aber von dem Wagen fehlt inzwischen jede Spur?"
Josh nickte. Er hatte nichts Weiteres hinzuzufügen.
„Dein Bruder Kevin bezeugt, dass du nach Hause gekommen warst, ihr hattet aber nicht mehr miteinander gesprochen. Ebenso meint der Nachwächter, er hätte einen jungen Mann gesehen, kann aber auch nicht hundertprozentig bezeugen, dass du es warst."
Er atmete einmal tief durch und fuhr dann fort:
„Der Tod Cychowskis setzte zwischen 1 und 3 Uhr nachts ein. Genauer können sich die Rechtsmediziner nicht festlegen. Die Spurensuche hat ergeben, dass sich vor dem Gehege ein Gerangel oder Kampf abgespielt haben musste. Fußspuren konnte man in
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